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  • Foto: Marius Roeer

Bonpflicht: Bundesumweltamt warnt: Kassenzettel können Sexualität beeinträchtigen

Zwei Millionen Kilometer im Jahr – so lang ist Schätzungen zufolge der Papierverbrauch an Kassenzetteln, der durch die Bonpflicht zusätzlich anfällt. Damit kann die Erdkugel 50 Mal umwickelt werden. Doch der enorme Papierverbrauch ist längst nicht das größte Problem. Laut Bundesumweltamt besteht der Verdacht, dass der Farbentwickler Bisphenol A auf den Bons Tumore fördert und zudem unfruchtbar macht. Und auch die Alternativ-Stoffe fallen bei Tests durch.

Besonders betroffen von der neuen Bonpflicht sind die Bäckereien. Dort hat bisher so gut wie niemand einen Kassenzettel verlangt. „Bei uns will nicht mal einer von hundert Kunden einen Kassenbon“, sagt Brigitte Mau (57) von der Bäckerei Rohlfs in Farmsen. Gedruckt werden muss er aber trotzdem. „Seit einiger Zeit bieten wir auch EC-Zahlung an, da kommen dann auch noch zwei Bons raus“, sagt sie. Pro Tag drucke die Bäckerei mehrere Rollen, „ohne jeden Sinn“.

Viele Bäckereien haben bereits durch Protestaktionen auf ihr Problem aufmerksam gemacht. Täglich sammeln sich bei ihnen jetzt säckeweise Kassenbons.

Protest gegen Bonpflicht: Berliner mit essbarem Kassenbon.

Lustige Protestaktion einer Bäckerei in Bayern: Ein Berliner mit essbarem Kassenbon.

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Und die dürfen noch nicht einmal im Papiermüll entsorgt und dann recycelt werden. Denn Kassenzettel, Fahrscheine, Konzerttickets und Parkscheine – alle diese Thermopapiere enthalten den Farbentwickler Bisphenol A und müssen daher in den Restmüll. Bisphenol A reduziert außerdem laut Umweltbundesamt die Zeugungsfähigkeit des Menschen.

Farbentwickler Bisphenol A löst womöglich Tumore aus

Er steht ebenfalls im Verdacht, bestimmte Tumore auszulösen. Deshalb sind alle Bons, die mit diesem Stoff beschichtet sind, in der EU seit Beginn dieses Jahres verboten. Umgestellt haben sich allerdings längst noch nicht alle Unternehmen.

Bonpflicht: Eine Bäckerei sammelt alle Kassenbons in ihrer Auslage.

Protestaktion: Eine Bäckerei wirft alle Kassenbons, die nicht mitgenommen wurden, in die Auslage des Geschäfts.

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Und die ganze Umstellerei nützt auch nicht einmal etwas. Denn die Ersatzstoffe für Bisphenol A sind ganz offensichtlich auch nicht besser! Das hat eine jetzt veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes (UBA) ergeben. 44 hoffnungsvolle Alternativ-Stoffe hat das UBA unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist niederschmetternd: „43 dieser Stoffe können nicht als Ersatz empfohlen werden“, heißt es von der staatlichen Fachstelle. 

Bonpflicht: Umweltbundesamt warnt vor Thermopapier

Denn bei Bispheonol A handelt es sich um synthetisch entwickeltes Östrogen. Beim UBA heißt es dazu: „Unter bestimmten Bedingungen kann sich die Chemikalie aus dem Thermopapier lösen und über die Haut in den menschlichen Körper gelangen. Hier kann die Substanz wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken.“ Das bedeute, „dass die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit bei Mann und Frau beeinträchtigt werden kann.“

Ein Sack voller Kassenbons bei einer Bäckerei.

Ein Sack voller Kassenbons vor einer Bäckerei-Auslage. Fast kein Kunde will die Zettel mitnehmen.

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Landet Bisphenol A im Altpapier, kann der Stoff über recycelte Papierprodukte wie Toilettenpapier erst in Kläranlagen und dann in die Umwelt gelangen. Was leider schon lange passiert. Und zwar in solchen Mengen, dass der Stoff bei Fischen und Amphibien die Fortpflanzung und Entwicklung schädigt. Das ergaben Studien.

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So kommt das UBA abschließend zu dem Ergebnis: „Aus Umweltsicht ist die Bonpflicht problematisch.“ Und das von einer Behörde, die direkt zum Bundesumweltministerium von Ministerin Svenja Schulze (SPD) gehört. Dabei ist die SPD der glühendste Vertreter und Verteidiger der neuen Bonpflicht.

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