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Blutrote Baumstümpfe: Hamburger protestieren mit drastischer Aktion gegen Fällungen

Neustadt –

Klägliche Stümpfe, mehr haben die Motorsägen nicht übrig gelassen. Am Venusberg in der Hamburger Neustadt fällt ein Stück Natur der Umgestaltung des Alten Elbparks zum Opfer. Ein neuer Treppenaufgang soll gebaut werden –  anstatt den alten zu reparieren, der nur wenige Meter entfernt ist. Die Anwohner sind wütend.

Rosen und Grabkerzen stehen neben den Überresten einiger Pappeln und Sträucher. An einer Mauer ist in blutroter Schrift geschrieben: „Ernsthaft?! Für eine neue Treppe?“.

Die Methoden der Umgestaltung des Alten Elbparks scheinen einigen Anwohnern nicht zu passen. Der Grund: Nur wenige Meter weiter befindet sich bereits eine Treppe. Die wurde vor einigen Jahren abgesperrt, weil sie reparaturbedürftig ist.

„Ernsthaft?" Für eine neue Treppe?!": Die Botschaft der Aktion ist eindeutig.

„Ernsthaft?“ Für eine neue Treppe?!“: Die Botschaft der Aktion ist eindeutig.

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Bezirksamt: Das Konzept entstand mit Bürgerbeteiligung

Das zuständige Bezirksamt Mitte zeigt sich verwundert über die Aktion. Schließlich sei die Umgestaltung des Parks seit 2015 in einem Bürgerbeteiligungsverfahren ermittelt worden. „Es wurden zwei Pappeln gefällt, die sowieso in der Standsicherheit gefährdet waren, und einiges an Gehölz und Blattwerk“, sagt eine Sprecherin des Bezirksamts am Montag im Gespräch mit der MOPO. „Es gab ein Bürgerbeteiligungsverfahren, deshalb verstehe ich nicht, warum sich die Bürger nun darüber beschweren“

Alter Elbpark in Hamburg: Das wollten die Bürger wirklich

Aus den Unterlagen zum damaligen Verfahren geht hervor, dass sich viele Bürger schon damals gegen die Rodung von Bäumen zu Gunsten einer neuen Treppe ausgesprochen hatten. Sie wünschten sich eine Instandsetzung der alten Treppe.

Vier Landschaftsplaner hatten sich mit ihren Konzepten um den Auftrag beworben, am Ende durften die Bürger entscheiden. Der Gewinner, die „MUHS LandschaftsArchitekten“, hatten in einem ersten Entwurf des Parks ebenfalls eine Sanierung der Treppe angestrebt. Aber warum wird die Treppe nun doch neu gebaut?

Die Baumfällarbeiten haben eine Schneise in die Natur geschlagen. Rechts im Hintergrund: Die alte Treppe.

Die Baumfällarbeiten haben eine Schneise in die Natur am Venusberg geschlagen. Rechts im Hintergrund: Die alte Treppe.

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Darum wurde das Bauvorhaben in Hamburg nochmal geändert

„Im Laufe des Beteiligungsverfahrens gab es eine Umplanung. Jetzt ist die Treppe die Verlängerung der Straße“, so die Sprecherin des Bezirksamts. Diese Planänderung habe in Workshops im Anschluss an die Abstimmung stattgefunden. Quartiersmanager Sascha Bartz bestätigt gegenüber der MOPO, dass die anwesenden Bürger mit der neuen Treppe einverstanden gewesen waren.

Die Bäume im Hamburger Elbpark sollen nachgepflanzt werden

Am Freitag veröffentlichte das zuständige Quartiersmanagement eine Presseerklärung zu den Baumfällarbeiten. Darin heißt es, dass es sich bei den gefällten Bäumen um zwei Pappeln und zwei Robinien handelt. „Die neue Treppenanlage ersetzt dabei die baufällige und schon lange Zeit gesperrte Treppe. Dies ist ein Wunsch aus den zahlreichen Bürgerbeteiligungsprozessen rund um die Sanierung der Parkanlage gewesen. Dass die Fällung von Bäumen immer auch ein sensibles Thema für die Bewohner ist, ist dabei sowohl dem Bezirksamt, als auch den beauftragten Landschaftsarchitekten klar.“

Alle vier Bäume würden nachgepflanzt werden. „Ob dabei vielleicht andere Baumsorten gepflanzt werden, wird derzeit auch in Rücksprache mit den Baumsachverständigen aus dem Bezirk und engagierten Naturschützern vor Ort entschieden.“

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