Blumenkübel gegen Hamburger Obdachlose: Helferin findet Maßnahme „unmenschlich“
Ottensen –
Die Maßnahme der Haspa, Blumenkübel aufzustellen, um Obdachlose von ihrer Filiale in Ottensen fernzuhalten, sorgt nicht nur bei einigen Anwohnern für Empörung, sondern stößt auch bei Helfern auf scharfe Kritik.
„Das ist unmenschlich“, sagt Christiane Hartkopf vom Hamburger Kältebus. Sie kennt die beiden Obdachlosen, die zusammen mit ihrem Hund vor der Haspa-Filiale am Spritzenplatz saßen. Der belebte kleine Platz ist so etwas wie das Wohnzimmer von Ottensen. Hier spazieren die Passanten aus der Fußgängerzone vorbei, nebenan findet der Wochenmarkt statt: „Es gibt viel Laufkundschaft, also gute Verdienstmöglichkeiten“, erklärt Hartkopf die Sicht der Obdachlosen.
Ihre Haltung: „Menschen, die keine Wohnung haben, denen bleibt nur der öffentliche Raum.“
„Unmenschlich“: Blumenkübel gegen Obdachlose: Das sagen Helfer
Die Obdachlosen hätten Drogen konsumiert und die Kunden aggressiv belästigt, begründet eine Haspa-Sprecherin das Aufstellen der Blumenkübel. Ansprache durch Sozialarbeiter und die Polizei hätten keinen Erfolg gebracht.
„Hinz&Kunzt“-Sozialarbeiter Stefan Karrenbauer kann verstehen, dass der Anblick von Obdachlosen für viele Menschen eine Zumutung ist („daran darf man sich nicht gewöhnen“), gleichzeitig weist er die Argumentation der Haspa zurück: „Statt die Menschen zu vertreiben, sollte die Haspa sich an die Stadt wenden und Hilfsangebote fordern, die auch angenommen werden, das ist beim Winternotprogramm ja offenbar nicht der Fall.“
Obdachlose in Hamburg: Kaum Plätze für Hunde
„Hinz&Kunzt“-Geschäftsführer Jörn Sturm kritisiert, dass es nur 30 Übernachtungsplätze für Obdachlose mit Hund gebe: „Es heißt immer, sie könnten ihre Hunde solange ins Tierheim geben, aber das macht doch keiner.“
Die Straßensozialarbeiter des Bezirks Altona schildern die Situation vor Ort so: Die beiden Männer aus Osteuropa seien mehrfach angesprochen worden, man habe sie immer wieder auf das Winternotprogramm hingewiesen.
Das hätten sie aber abgelehnt, unter anderem aus Angst vor Ansteckung, aber auch, weil sie als Osteuropäer auf viele Hilfen ohnehin keinen Anspruch hätten. Sie seien mit Lebensmittelspenden und Kleidung versorgt worden, was sie dankbar angenommen hätten.
Hamburg: Verfahren gegen Obdachlose in Ottensen
Das Bezirksamt Altona erklärt auf Anfrage, dass die beiden Männer seit 2018 etwa ein Dutzend Platzverweise erhalten hätten. Gegen den einen Obdachlosen laufen fünf Ordnungswidrigkeitsverfahren, gegen den anderen zwei, jeweils wegen Verstößen gegen das Hamburger Wegegesetz („unerlaubte Nutzung von öffentlichem Gelände“).
Bevor die Blumenkübel installiert wurden, seien beide auf das Vorhaben hingewiesen worden. Die Männer sind jetzt auf die gegenüberliegende Straßenseite gezogen.