Wie das schlechte Mobilfunknetz Hamburgs Verkehrswende ausbremst
Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: Bis zu 10.000 Fahrzeuge sollen bald eigenständig und ohne Fahrer in Hamburg unterwegs sein. Schon in zwei Jahren will unter anderem der Ridesharing-Dienst „Moia“ die ersten autonomen Autos vom Hof rollen lassen, die dann wiederum Passagiere im Stadtgebiet aufsammeln. Allerdings könnten zwei banale Umstände diesen großen Plänen an manchen Orten einen Strich durch die Rechnung machen.
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Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: Bis zu 10.000 Fahrzeuge sollen bald eigenständig und ohne Fahrer in Hamburg unterwegs sein. Schon in zwei Jahren will unter anderem der Ridesharing-Dienst „Moia“ die ersten autonomen Autos vom Hof rollen lassen, die dann wiederum Passagiere im Stadtgebiet aufsammeln. Allerdings könnten zwei banale Umstände diesen großen Plänen an manchen Orten einen Strich durch die Rechnung machen.
„Digitale Verkehrslenkung kann Staus verhindern, ein autonom fahrender Lkw kann auch in Randzeiten ausliefern und damit die Straßen entlasten, und selbstständig fahrende Züge sind die Antwort auf den Fachkräftemangel“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vergangenen Dezember. Damals unterschrieben er und Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) eine Vereinbarung. Das Ziel ist es, Hamburg als internationale Modellstadt für autonome Fahrzeuge zu etablieren.
Autonome Fahrzeuge: Hamburg soll Modellstadt werden
Einen großen Teil der 10.000 Fahrzeuge sollen die autonomen Shuttles stellen, die vor zwei Wochen Thema im Verkehrsausschuss der Hamburger Bürgerschaft waren. Drei Projekte sind bisher geplant: ein Angebot der VW-Tochter „Moia“,, der „ahoi“-Shuttle von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein sowie autonome Kleinbusse der Hochbahn. Sie alle sollen, so der Plan, bis 2030 auf den Straßen unterwegs sein und Passagiere mit ähnlichen Routen transportieren. So wie es „Moia“ heute schon macht – nur eben noch mit Fahrer.
Aber wird das überhaupt auf allen Hamburger Straßen möglich sein? Das scheint nicht so zu sein. Laut Protokoll des Verkehrsausschusses fragten die SPD-Abgeordneten während der Sitzung, ob nicht jede Hauptstraße in Hamburg grundsätzlich geeignet sein müsste, um dort autonome Fahrzeuge fahren zu lassen.
Können autonome Fahrzeuge überall in Hamburg fahren?
Die Sicherheit habe oberste Priorität, heißt es dort als Antwort der Senatsvertreter. Beispielsweise gebe es auch in der Stadt bestimmte Bereiche, die lediglich über ein schlechtes Mobilfunknetz erreichbar seien oder außerhalb der Erreichbarkeit lägen. Da die GPS-Ortung jedoch eine der Voraussetzungen sei, ein autonomes Fahrzeug fahren lassen zu können, könnten dort keine autonomen Shuttles verkehren. Welche Bereiche in Hamburg damit genau gemeint sind, geht aus den Unterlagen nicht hervor.
Auf MOPO-Nachfrage erklärt Verkehrsbehörden-Sprecher Dennis Heinert, dass autonome Fahrzeuge laut Gesetz sowieso nur in einem „festgelegten und genehmigten“ Betriebsbereich unterwegs sein dürften. Diese abgegrenzten Bereiche werden wiederum von der Behörde einzeln geprüft und dann freigegeben – oder eben auch nicht. „Das hängt sowohl von den Fähigkeiten des Fahrzeugs als auch den jeweiligen Gegebenheiten einzelner Straßenabschnitte ab“, so Heinert.
Was kann das GPS auf den Straßen beeinträchtigen?
Diese Gegebenheiten könnten Verschattungen von Gebäuden, Reflexionen, aber auch Unterführungen oder besonders komplexe Kreuzungen sein, die die Funkübertragungen des GPS beeinträchtigten. „Dann können in Absprache mit der Behörde Maßnahmen ergriffen werden, dies zu ändern, zum Beispiel am Fahrzeug“, sagt der Sprecher.
Allerdings brauchen die autonomen Autos auch zuverlässige und schnelle Mobilfunknetze wie LTE oder 5G, da sie in ständigem Kontakt mit anderen Fahrzeugen und Computern sein müssen. Das scheint in Hamburg, wie aus dem Ausschuss-Protokoll hervorgeht, allerdings noch nicht überall der Fall zu sein. Die Behörde sei da bereits im Austausch mit den Mobilfunkanbietern, erklärt Heinert.
So viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr: 2024 schon sollen zum Beispiel bereits fünf autonome Kleinbusse der Hochbahn durch Hamburgs Innenstadt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h fahren. Ein Jahr später, ab 2025, will „Moia“ folgen und die ersten Fahrzeuge ohne Fahrer auf die Straßen schicken – auf welche genau? Das hängt jetzt von den Ergebnissen der Behörde ab.