Blitzer-Warnung per App: Warum notorische Raser so selten zahlen müssen
Achtung, Blitzer! Viele Autofahrer nutzen während der Fahrt Apps oder andere Hilfsmittel, die sie vor festen oder mobilen Radarfallen warnen. Warum trotz eindeutiger Rechtslage nur wenige Bußgelder verhängt werden – und was Experten von der Werbebehauptung halten, Apps wie „blitzer.de“ würden die Sicherheit auf der Straße verbessern.
Achtung, Blitzer! Viele Autofahrer nutzen während der Fahrt Apps oder andere Hilfsmittel, die sie vor festen oder mobilen Radarfallen warnen. Warum trotz eindeutiger Rechtslage nur wenige Bußgelder verhängt werden – und was Experten von der Werbebehauptung halten, Apps wie „blitzer.de“ würden die Sicherheit auf der Straße verbessern.
„Blitzer mobil. Troplowitzstraße. 30 km/h. Gemeldet am 29. September, bestätigt um 15 Uhr.“ So oder so ähnlich sehen die Meldungen in der „blitzer.de“ App aus. Auf einer Hamburg-Karte sind alle von den Nutzern gemeldeten Radarkontrollen mit einem orangenen Ausrufezeichen markiert.
Wer sich vor der Fahrt über die aktuelle Blitzer-Lage informiert, macht noch nichts Verbotenes – anders sieht es allerdings währenddessen aus: Die App darf aktuell laut Gesetz weder verwendet werden, noch aktiv sein. Zunächst hatte der „Spiegel“ über das Thema berichtet.

So funktioniert die Radar-Warn-App „blitzer.de“
Trotzdem nutzen laut eigenen Angaben des deutschen Marktführers „blitzer.de“ europaweit über fünf Millionen Menschen aktiv ihre App. „Sobald ein Blitzer in Fahrtrichtung näher als fünf Kilometer liegt, erscheint (…) der Straßenname, in der der Blitzer steht“, heißt es in der Anleitung. Ab einem Kilometer ploppt ein großes Blitzer-Symbol auf. „Beträgt die aktuell gefahrene Geschwindigkeit mehr als 80 km/h, ertönt dann auch die erste akustische Warnmeldung.“ Ist der Fahrer mit weniger als 80 km/h unterwegs, klingelt es erst ab 500 Metern.

Auf eine MOPO-Anfrage, wie viele „blitzer.de“-Nutzer denn in der Hansestadt unterwegs sind, antwortete das Unternehmen lediglich mit einem Verweis auf ein „hohes Anfrageaufkommen“, die Nachricht werde an das Projektteam weitergeleitet. Von dort kam aber trotz Nachhaken auch nach knapp zwei Wochen keine Antwort.
So viele Bußgelder wurden in Hamburg bereits verhängt
Um einiges konkreter sind wiederum die Bußgeldeinnahmen aus Hamburg: Wer mit einer solchen App oder einem ähnlichen Gerät von der Polizei erwischt wird, dem drohen 75 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. Im Februar stellte das Oberlandesgericht Karlsruhe zudem klar, dass ein Fahrer auch dann schuldig ist, wenn es der Beifahrer ist, eine Warn-App auf dem Smartphone benutzt.
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Laut Bußgeldstelle wurden im Jahr 2022 insgesamt 138 Anzeigen gestellt und Bußgelder in Höhe von circa 13.614 Euro verhängt. In diesem Jahr waren es bereits 106 Anzeigen und 11.620 Euro. Sprecher Christian Schridde betont allerdings, dass die Höhe der Einnahmen nicht direkt in Relation mit der Anzahl der Anzeigen gesetzt werden könne. Dazu kämen Bearbeitungsgebühren und Ratenzahlungen aus den Vorjahren.
Polizei Hamburg kontrolliert nicht gezielt zu Radarwarnern
Tatsächlich erscheinen diese Zahlen aber erstaunlich niedrig angesichts der Umfragen der Unfallforschung der Versicherer (UDV), nach denen etwa 20 Prozent der Autofahrer solche Dienste nutzen.
Fakt ist, dass die Hamburger Polizei zu den Radarwarnern keine gezielten Kontrollen durchführt. „Wenn den Einsatzkräften bei einer Verkehrskontrolle aber auffällt, dass auf dem Handy-Display die Warn-App noch geöffnet ist, dann besteht natürlich die Möglichkeit, eine Ordnungswidrigkeit einzuleiten“, sagt Sprecher Thilo Marxsen. Ansonsten gestalte es sich extrem schwierig, derartige Apps nachzuweisen. Leichter sei es bei Geräten, die extra am Auto angebracht werden müssen, zum Beispiel „Jammer“. Diese warnen nicht nur vor den Blitzern, sondern stören auch die Radarwellen.
Es werden immer mehr Temposünder in Hamburg geblitzt
„Sicher fahren und Geld sparen“ lautet der Slogan von „blitzer.de“ – aber wie sicher ist es tatsächlich? Laut UDV-Leiter Siegfried Brockmann liege es nahe, dass viele Fahrer Verkehrsregeln dabei bewusst unterliefen. Denn „wer sich an die geltenden Tempolimits hält, braucht keinen Blitzerwarner“, sagte er dem „Spiegel“. Vor allem mobile Geschwindigkeitskontrollen müssten überraschen.
Von denen sind in Hamburg derzeit 24 Stück täglich im Knips-Dienst, dazu kommen 47 feste Blitzer. Alle zusammen lösten im Jahr 2021 insgesamt 1.015.612 Mal aus – Tendenz steigend. Im Jahr 2022 waren es 1.233.124 Mal. Diese Zahl dürfte 2023 voraussichtlich noch einmal getoppt werden.
Deshalb sind Radio-Warnungen vor Blitzern erlaubt
Überhöhte Geschwindigkeit bleibt indes eine der Hauptursachen für Unfälle. In der Innenstadt ist das Rasen laut ADAC besonders gefährlich: Die Reaktions- und Bremswege sind dort viel höher, nur wenige hielten den richtigen Abstand. Die Konsequenz: schwere oder sogar tödliche Unfälle.
Radio-Blitzermeldungen sind übrigens erlaubt, weil sie unabhängig, wo der Fahrer sich gerade befindet, verbreitet werden. Laut Brockmann ermöglichten die Warn-Apps Autofahrern wiederum, gezielt in den betroffenen Straßen ihr Tempo anzupassen – und woanders zu rasen.