Blankenese: So haben Sie das Nizza an der Elbe noch nicht gesehen
Blankenese ist Hamburgs Traumstadtteil schlechthin, ein Ort, der – gäbe es ihn nicht – erfunden werden müsste. Reetgedeckte Häuser erinnern an die Ursprünge als bescheidenes Fischerdorf. Das war lange, bevor die Reichen und Schönen kamen, großzügige Parks anlegten und wunderschöne Villen bauen ließen und aus Blankenese das „Nizza an der Elbe“ machten, mediterran und mondän zugleich. Ein Bildband zeigt nun die Zeit dieses Aufbruchs an der Elbe in wunderschönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die MOPO hat schon einmal reingeguckt.
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Blankenese ist Hamburgs Traumstadtteil schlechthin, ein Ort, der – gäbe es ihn nicht – erfunden werden müsste. Reetgedeckte Häuser erinnern an die Ursprünge als bescheidenes Fischerdorf. Das war lange, bevor die Reichen und Schönen kamen, großzügige Parks anlegten und wunderschöne Villen bauen ließen und aus Blankenese das „Nizza an der Elbe“ machten, mediterran und mondän zugleich. Ein Bildband zeigt nun die Zeit dieses Aufbruchs in wunderschönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die MOPO hat schon einmal reingeguckt.
Der Junius-Verlag – bekannt für seine erstklassigen Hamburg-Bücher – hat einen Bildband herausgebracht, der auf 144 Seiten die schönsten Blankenese-Fotos von Walter Lüden zeigt, der zu den bekanntesten Hamburger Lichtbildnern des 20. Jahrhunderts gehört. Präsentiert werden Schwarz-Weiß-Fotos aus den Jahren 1949 bis 1965. Ein Buch zum Blättern, Gucken und Träumen. Eine Liebeserklärung an den Stadtteil.
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an Blankenese
Herausgeber Jan Zimmermann, ein 1965 geborener Hamburg-Historiker, schreibt im einführenden Text, Walter Lüden sei von Architektur und Natur gleichermaßen angetan gewesen, und Blankenese habe ihm wie kein anderer Stadtteil Hamburgs beides geboten: „vom Fischerhaus, das sich an den Hang schmiegt, bis zum vornehmen Landhaus, vom gestalteten Garten bis zum urwüchsigen Baumbestand.“ Klar, dass Lüden immer wieder auch die Elbe in den Blick nahm, den hohen Himmel über dem Wasser, den Strand, die Schiffe und die Segelboote.
Walter Lüden (1914 – 1996) war kein gelernter Fotograf, sondern Autodidakt. Nach der Schule machte er zunächst eine kaufmännische Lehre, war eine Zeitlang bei der Polizei und dann lange bei der Reichsflugsicherung in der Bodenfunkstelle des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel tätig.
Ende der 20er Jahre begann Lüden mit dem Fotografieren. Anfangs verwendete er eine einfache Boxkamera, später eine Rolleicord und nach dem Zweiten Weltkrieg, als er anfing, mit seinen Bildern Geld zu verdienen, eine Leica III b und eine Hasselblad.
Fotograf Walter Lüden lebte Ende der 50er in Blankenese
Schon zu Lebzeiten war Lüden hoch angesehen. Vielen seiner Fotos wurden in Bildbänden und Zeitungen gedruckt. Seine Aufnahmen dokumentieren den Wiederaufbau Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg und die Zeit der 50er und 60er Jahre, als Hamburg wieder zu pulsieren begann.
Lüden stammte zwar nicht aus Blankenese, wohnte nach dem Krieg aber in Iserbrook, also gleich nebenan, und so führten ihn seit 1949 häufig Spaziergänge nach Blankenese und Nienstedten. Dabei entstanden die ersten Aufnahmen. Später zog der Fotograf mit seiner Familie direkt ins Nobelviertel, wo er von 1957 bis 1965 im Strindbergweg wohnte. Anschließend verließ er Hamburg und verbrachte seinen Lebensabend auf der Insel Föhr.
Walter Lüden: Fotografien gemacht für die Ewigkeit
- Walter Lüden Sonne genießen am Fähranleger Op‘n Bulln im Frühjahr 1952. Der Weg hier entlang: genannt Lästerallee. Denn es müssen alle vorbei, die mit der Fähre kommen oder mit ihr abfahren.
- Walter Lüden Foto von 1949. Ein Junge sammelt Holz am Strand, vielleicht als Brennholz – der bitterkalte Hungerwinter 1947/48 ist noch nicht vergessen.
- Walter Lüden Ausflug mit Kapitän Hildebrand – wenn da 1949 mal nicht so mancher seekrank geworden ist auf dem kabbeligen Fluss. Aber die gute Sonntagslaune lässt sich davon keiner verderben. Die grauen Nachkriegsjahre gehen über in ein Jahrzehnt des Aufschwungs und Aufbaus.
- Walter Lüden Der Strand von Blankenese ist Spielplatz der Kinder. Und ihr Aussichtspunkt.
- Walter Lüden Der Blick vom Süllberg auf die passierenden Schiffe ist fantastisch. Shipspotting in Blankenese mit Kaffee und Kuchen – da hat man am nächsten Tag den Daheimgebliebenen etwas zu erzählen. Ein Foto von 1959.
- Walter Lüden Der Ausflugsdampfer Franz Lehar passiert das Treppenviertel und den Süllberg. Das Schiff ist 1928 in den Niederlanden vom Stapel gelaufen. Von 1949 bis 1966 ist es auf der Elbe zuhause.
- Walter Lüden Sie ist noch zu klein, um mit dem Fernrohr den Schiffen nachzuschauen. Und Sterne sind bei Sonnenschein nicht zu sehen. Außerdem braucht man ja auch noch eine Münze. Ein Foto aus dem Jahr 1961.
- Walter Lüden Ein Foto der Blankeneser Bahnhofstraße 1952. Eine der seltenen Aufnahmen von den Straßen des Stadtteils. Er mochte lieber Strand, Schiffe, Architektur und Menschen fotografieren.
- Walter Lüden Mußestunden am Strand von Blankenese Ende der 1950er Jahre.
- Walter Lüden Umfangreich ist eine Fotoserie, die Lüden 1949 von einer Regatta des Blankeneser Segel-Clubs fertigt. Hier ein Bild daraus.
- Walter Lüden Hoch hinaus im Hirschpark (Nienstedten) – die Kinder von Walter Lüden auf einem Klettergerüst. Den Spielplatz gibt es auch heute noch, er liegt nahe des Französischen Gartens.
- Walter Lüden Winter in Blankenese: Der alte Schlepper „Windspiel“ lockert das dichter werdende Eis am Anleger. Foto von 1951.
- Walter Lüden Im Vordergrund ein Fischer, im Hintergrund der Süllberg mit der Turmspitze, der Blickfang ist auf vielen Fotos. Ganz natürlich richtet sich die Perspektive am Hang und seiner Bekrönung aus. Aufgenommen 1949.
- Walter Lüden Liegestühle und Strandkörbe sind im Sommer 1958 gut besetzt. Andere Erholungsuchende stehen vielleicht im Stau, um an die Lübecker Bucht zu gelangen. Wozu? Denkt man sich in Blankenese und bleibt da.
- Walter Lüden Blankenese ist für viele der Heimathafen, auch wenn es keinen Hafen gibt. Wasserfahrzeuge sind dennoch in vielfältiger Form zu sehen. Fischerei, einst Blankeneses wichtigste Erwerbsquelle, hat keine Bedeutung mehr, aber am und auf dem Wasser gibt es immer etwas zu tun, für das ein schwimmender Untersatz gefragt ist.
- Walter Lüden Foto von 1957: Über zwei Kilometer breit ist die Elbe bis Cranz und Neuenfelde. Ein Frachter in der elegant-dynamischen Schiffsarchitektur der 1950er Jahre gleitet zwischen Blankenese im Vorder- und dem Mühlenberger Loch im Hintergrund vorbei. Zur Krönung des Bildes türmen sich die Wolken auf.
- Walter Lüden Blankenese 1954. Die große Zeit der Polarforscher ist vorbei, aber so tun, als sei man einer, das können die Blankeneser Jungs. Und so wird die Elbe zum Abenteuerspielplatz, die Scholle zum Schiff, das Flusswasser zum Eisberg. Aber gut, dass man abends wieder zuhause ist und ein warmes Bett hat.
„Walter Lüdens Stil war der eines Zeitchronisten mit großem Gespür für die Bildkomposition“, schreibt der Fotograf Christian Voigt in einem Lüden-Porträt. Lüdens Fotografien seien gemacht „für die Ewigkeit“.
Auch der Blankenese-Bildband des Junius-Verlages hat das Zeug, ein Klassiker zu werden: Kein Buch für die Ewigkeit vielleicht, aber ganz bestimmt für verregnete Sonntage: Wenn Sie es aufschlagen und darin blättern, ja, dann reißt der Himmel auf und im Herzen scheint die Sonne.