Bizarrer Fall in feinsten Kreisen: Frau soll dementen Geliebten entführt haben
Bizarre „Entführung“ in Hamburgs guten Kreisen: Im Zentrum steht ein an Demenz erkrankter Mann (69), mit langjähriger außerehelicher Beziehung samt Kindern. Die Staatsanwaltschaft wirft seiner Geliebten vor, ihn gegen seinen Willen aus dem ehelichen Haus in Alsterdorf geholt zu haben, zusammen mit einer gemeinsamen Freundin und einem Freund. Jetzt muss sich das Trio (56 bis 69) wegen gemeinschaftlicher Freiheitsberaubung vor dem Amtsgericht verantworten – und gibt sich empört.
Bizarre „Entführung“ in Hamburgs guten Kreisen: Im Zentrum steht ein an Demenz erkrankter Mann (69), mit langjähriger außerehelicher Beziehung samt Kindern. Die Staatsanwaltschaft wirft seiner Geliebten vor, ihn gegen seinen Willen aus dem ehelichen Haus in Alsterdorf geholt zu haben, zusammen mit einer gemeinsamen Freundin und einem Freund. Jetzt muss sich das Trio (56 bis 69) wegen gemeinschaftlicher Freiheitsberaubung vor dem Amtsgericht verantworten – und gibt sich empört.
„Den Vorwurf weise ich auf das Schärfste zurück“, sagt Annette W. (60) am Freitag, eine elegante Erscheinung und seit Jahrzehnten die Geliebte des mutmaßlichen Entführungsopfers. „Nichts läge mir ferner, als meinen Freund aus Teenagertagen und Vater unserer beiden Kinder seiner Freiheit zu berauben.“ Mehr werde sie nicht sagen. Auch die beiden Mitangeklagten schweigen. Offenbar gehörten Geliebte, Ehefrau und die beiden mutmaßlichen Komplizen über viele Jahre zum selben Freundeskreis. Sowohl Geliebte als auch Ehefrau haben jeweils zwei erwachsene Kinder mit dem Mann.
Anwalt weist die Vorwürfe zurück
Einer der Verteidiger erklärt: „Hier sitzen unschuldige, ehrenhafte Hamburger Bürger, die mit dem angeblichen Geschädigten über Jahrzehnte verbunden waren, in einem Fall besteht gar ein Liebesverhältnis mit zwei Kindern.“ Es sei „nicht vorstellbar“, dass die Angeklagten gegen den „natürlichen Willen“ ihres kranken Freundes handeln würden.

Genau das wirft die Staatsanwaltschaft den Dreien aber vor: Sie sollen den inzwischen 69 Jahre alten Geschädigten Michael A. am Nachmittag des 20. November 2018 aus seinem Haus in Alsterdorf entführt haben, wo dieser von seiner Ehefrau, die eine Arztpraxis betreibt, und einer Pflegerin betreut wurde. Seit er im Frühjahr 2017 eine Hirnblutung erlitten hatte, war der Mann pflegebedürftig.
Geliebte soll sich als Schwester ausgegeben haben
An jenem Novembernachmittag war nur die litauische Pflegerin (58) anwesend. Sie schildert vor Gericht, dass eine Frau und ein Mann geklingelt und nach dem Kranken gefragt hätten. Der pflegebedürftige Mann habe seine Freunde erkannt. Am Ende des Besuches habe sie den Patienten zur Tür begleitet, damit er sich von den beiden Gästen verabschieden könne. Draußen habe dann eine weitere Frau gewartet, mutmaßlich die Geliebte, die sich als „Schwester“ des Dementen ausgegeben und ihn überschwänglich begrüßt habe.
Diese Frau habe den Kranken, der sich nur langsam mit einem Stock bewegen konnte, gegen den Widerstand der Pflegerin in einen wartenden Mini gestoßen: „Ich hatte einen Schock, habe gezittert, ich dachte, er wird geklaut“, erklärt die Zeugin. Ob es sich bei den beiden Besuchern und der angeblichen „Schwester“ um die drei Angeklagten gehandelt habe, konnte die Pflegerin fast vier Jahre später im Gerichtssaal nicht mehr sicher sagen.
Nur so viel erinnert sie noch: Die angebliche „Schwester“ habe behauptet, sie brächten den Mann in einer Stunde zurück, die Ehefrau „wisse alles“.
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Tatsächlich brachten sie den Kranken aber offenbar in eine Wohnung an der Klosterallee (Harvestehude), die die Mutter der Geliebten bewohnte. Zwei Tage später fand die Polizei ihn dort, „Kaffee trinkend“, wie einer der Verteidiger am Rande der Verhandlung erklärt. Der Prozess wird am 14. und 25. November fortgesetzt.