Stolperfalle Gehweg: Wer in Hamburg stürzt, kriegt viel Geld
„Stolpergefahr! Unebener Weg!“ Schilder wie dieses im Eppendorfer Weg finden sich in allen Hamburger Bezirken und sollen die Fußgänger vor möglichen Unebenheiten warnen. Denn an vielen Stellen müssen sich Hamburger um kaputte Gehwegplatten schlängeln – und stürzen dabei auch mal schwer. In einigen Fällen zahlt die Stadt dann ein ziemlich hohes Schmerzensgeld, aber wann haften die Bezirke überhaupt für Gehweg-Unfälle?
„Stolpergefahr! Unebener Weg!“ Schilder wie dieses im Eppendorfer Weg finden sich in allen Hamburger Bezirken und sollen die Fußgänger vor möglichen Gefahren warnen. Denn an vielen Stellen müssen sich Hamburger um kaputte Gehwegplatten schlängeln – und stürzen dabei auch mal schwer. In einigen Fällen zahlt die Stadt dann ein ziemlich hohes Schmerzensgeld, aber wann haften die Bezirke überhaupt für Gehweg-Unfälle?
Kaputte Bürgersteige, herausragende Baumwurzeln oder herumliegende E-Scooter – all das gehört für Hamburgs Fußgänger zum Alltag. In den meisten Fällen schaffen sie es, sich um die Stolperfallen herumzuschlängeln, manchmal kommt es aber auch zu schweren Stürzen.
So viel zahlten die Hamburger Bezirke an Fußgänger
Im Bezirk Eimsbüttel, wo das oben gezeigte Schild am Eppendorfer Weg steht, gab es demnach im gesamten Jahr 2022 zehn bekannte Fußgängerunfälle auf Gehwegen. In einem Fall zahlte die Stadt 1100 Euro Schmerzensgeld.

Darf es noch ein bisschen mehr sein? Der Bezirk Hamburg-Nord musste bei einem Unfall in der Curschmannstraße nahe des UKE einen Schadensersatz von 6106,44 Euro an eine Person zahlen. Was genau bei diesem und allen anderen Unfällen passiert ist, geht aus der Statistik allerdings nicht hervor. In 13 weiteren Fällen wurden ebenfalls Schadensersatzansprüche erhoben, teilweise um die 4000 Euro – dort gingen die Betroffenen leer aus.
Hamburg-Nord zahlte am meisten Schmerzensgeld im Jahr 2022
Mit den knapp 6000 Euro steht Hamburg-Nord im Jahr 2023 bislang an der Spitze der Bezirke. 2021 war das noch Altona gewesen, als eine Person insgesamt 12.000 Euro geltend gemacht hatte. Im vergangenen Jahr befand sich der Bezirk mit insgesamt 579 Euro in drei Fällen im Mittelfeld – insgesamt wurden 16 Unfälle registriert.
Ähnliche Zahlen gibt es im Bezirk-Mitte, in dem im vergangenen Jahr 18 Personen auf den Gehwegen stürzten. Insgesamt wurden dort 500 Euro Schmerzensgeld ausgezahlt. In Wandsbek gingen im vergangenen Jahr insgesamt 13 Schadensersatzforderungen nach Gehweg-Unfällen ein – in keinem der Fälle wurde allerdings Geld gezahlt.
Wann haften die Bezirke für einen Gehweg-Unfall?
Denn der Bundesgerichtshof stellte zwar klar, dass eine Kommune (in dem Fall die Bezirke) grundsätzlich für Stürze auf unebenen und desolaten Gehwegen haftet – es gibt aber auch Ausnahmen: Zum Beispiel wägen die Gerichte ab, ob die Unebenheiten deutlich zu erkennen waren.
Ganz unten in der Liste tummeln sich die etwas äußeren Bezirke Harburg und Bergedorf, wo im Jahr 2022 jeweils drei, beziehungsweise zwei Unfälle passierten. Schmerzensgeld wurde dort keins gezahlt.
Wegewarte überprüfen den Zustand der Hamburger Gehwege
Sonja Tesch, Vorsitzende des Hamburger Fuß e.V., bezeichnet die Statistiken der Bezirke allerdings als fragwürdig. „Die meisten Stürze werden überhaupt nicht gemeldet“, sagt sie der MOPO. „Das geschieht in der Regel nur, wenn es zu schweren Verletzungen kommt, die beim Arzt oder Krankenhaus landen.“ Dazu kämen viele Beinah-Unfälle, die von auf den Gehwegen fahrenden Radlern oder E-Scootern verursacht würden.

Allgemein seien die Gehwege in Hamburg in einem katastrophalen Zustand. „Es gibt leider viel zu wenig Wegewarte, die diese regelmäßig überprüfen“, sagt sie. Insgesamt sind es derzeit 84 Personen. Jeder, der einen Schaden bemerkt, kann ihn über den „Melde-Michel“ anzeigen. Aus Sicht von Martin Fischer, CDU-Politiker aus Hamburg-Nord, müssen die Bezirke zudem mehr Geld zur Verfügung bekommen, um die Gehwege dann auch reparieren zu können.