Bio-Bauer Koch: Seit Corona kaufen Hamburger mehr Bio-Gemüse und Regionales
Zu Hause bleiben, Menschenmengen meiden und im Laden Abstand halten. Was für die meisten von uns schon fast Normalität ist, spielt im Leben von Lennart Koch (29) keine Rolle. An seinem Alltag hat sich durch Corona bisher fast nichts verändert. Koch ist Bio-Landwirt. Auf dem einsam gelegenen Hof bei Uelzen füttert, pflügt, sät er. Sein Geschäft läuft derzeit sogar besonders gut.
„Nee, als Bauer kannst du kein Homeoffice machen“, sagt Lennart Koch aus Glüsingen und lacht. Und erst recht nicht zu dieser Jahreszeit. Damit wir alle auch im Corona-Jahr frisches Gemüse, Eier und Fleisch essen können, muss er jetzt richtig ackern. Die Böden müssen bestellt werden und bald wird gepflanzt und gesät. „Das duldet auch keinen Aufschub.“
Bisher gehört Koch zum Glück nicht zu den vielen, die durch Corona unter großen Einbußen leiden. Im Gegenteil: das Geschäft läuft aktuell sogar besser. „Die Kunden steigen offenbar auf regionale und Bio-Produkte um“, berichtet er. Da verkauft er derzeit über Biomarkt und Wochenmärkte deutlich mehr an Kartoffeln, Möhren, Eiern und Fleisch.
Bio-Hof Koch: Fleisch und Eier auf dem Isemarkt in Hamburg
Seine Mutter kümmert sich um den Verkauf der eigenen Produkte. Sie fährt täglich auf die Wochenmärkte in Hamburg (Isemarkt, Neugraben, Hallerplatz, Grundstraße) und Lüneburg. Und die sind sehr gut besucht. „Für sie ist der Verkauf sicher etwas anstrengender“, so Lennart Koch. Es gelte sich findige Ideen zu entwickeln, wie die Kunden den Abstand an den Ständen einhalten und keine Ansteckungsgefahr bestehe.
Dass mehr frisches Gemüse, Fleisch und Eier verkauft werden, das liege sicher auch daran, dass die Familien jetzt für sieben Tage einkaufen und sonst im Alltag fast nur fürs Wochenende. Schließlich essen die Kinder sonst in Kita und Schule. Die Eltern oftmals bei der Arbeit in der Kantine und beim Mittagstisch in der Stadt.
Kantinen und Gastro dicht: Hamburger Bauern leiden unter Corona
Kantinen und Gastronomie beliefert der Hof Koch nur wenig – das ist jetzt sein Glück. Da hat er nur geringe Einbußen. Bei vielen anderen Landwirten ist diese Sparte natürlich weggefallen, weil alles geschlossen hat.
Trotz der aktuell guten Lage sieht auch Lennart Koch etwas besorgt auf die kommenden Wochen. „Wenn auch noch die Wochenmärkte geschlossen würden, das wäre schlimm für uns.“ Außerdem braucht er ab April seine zusätzlichen Helfer. Und es ist noch nicht sicher, ob seine beiden bestens eingearbeiteten rumänischen Hilfskräfte überhaupt einreisen können und wollen. Sie braucht er für die Spargelernte, fürs Jäten, fürs Pflanzen von Salat, Spinat und Tomaten.
Corona-Virus: Rumänische Erntehelfer bleiben aus
Die Lage an den Grenzen ist aber unübersichtlich und ändert sich ständig. Das Innenministerium hat zudem gerade ein Einreinseverbot für Saisonarbeiter aus Rumänien und Bulgarien verhängt. Bauernverbände versuchen bereits, deutsche Saisonarbeitskräfte anzuwerben. Das Landwirtschaftsministerium hat ein Maßnahmenpaket verabschiedet, um das zu erleichtern.
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Aber Koch ist skeptisch: „Die Arbeit ist körperlich hart und schlecht bezahlt.“ Und es gehöre auch Erfahrung und Knowhow dazu. „Neue müssen angelernt werden, das geht nicht mal so auf die Schnelle.“ Aber noch hat er die Hoffnung auch nicht aufgegeben, dass seine beiden Helfer aus Rumänien doch noch kommen.