Billiger als beim Dealer und ganz legal: Wo Kiffer künftig shoppen gehen
Ab dem 1. April soll der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis straffrei sein. Der Bundestag verabschiedete am 23. Februar das neue Cannabisgesetz. Neben Zigaretten und Alkohol wird man das Rauschgift jedoch nicht finden. Legal gibt es nur zwei Wege für Konsumenten, an das berauschende Grünzeug kommen: Selbstanbau oder als Mitglied eines „Cannabis Clubs“. Die MOPO erklärt, was es mit den Clubs auf sich hat.
Justin Flemming (28) und Dominik Steinert (28) aus Hamburg arbeiten seit anderthalb Jahren an einem solchen Cannabis-Club. Während Steinert als erfahrener Landwirt bereits Know-how im Pflanzenanbau mitbringt, „begleitet“ Flemming, ein staatlich anerkannter Physiotherapeut, Cannabis schon – mal mehr, mal weniger – seit zehn Jahren. Flemming erklärt: „Für uns beide war seit einiger Zeit klar, dass wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen wollten. Seit der ersten Pressekonferenz von Herrn Dr. Lauterbach und Herrn Özdemir, vor ziemlich genau einem Jahr, war uns klar, wo die Reise hingehen soll.“
Pünktlich zur Gesetzesänderung am 1. April planen die Freunde, Räume für den Verein anzumieten. Vor der Verabschiedung des Gesetzes war es für sie jedoch schwierig, Vermieter von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Jetzt haben sich die Dinge geändert und die beiden stehen kurz davor, Hallen zu mieten, berichten die beiden. Wo sich ihre Hallen genau befinden, sagen die beiden noch nicht – erst müsse der Vertrag unterschrieben sein.
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Ab dem 1. April soll der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis straffrei sein. Der Bundestag verabschiedete am 23. Februar das neue Cannabisgesetz. Neben Zigaretten und Alkohol wird man das Rauschgift jedoch nicht finden. Legal gibt es nur zwei Wege für Konsumenten, an das berauschende Grünzeug kommen: Selbstanbau oder als Mitglied eines „Cannabis Clubs“. Die MOPO erklärt, was es mit den Clubs auf sich hat.
Justin Flemming (28) und Dominik Steinert (28) aus Hamburg arbeiten seit anderthalb Jahren an einem solchen Cannabis-Club. Während Steinert als erfahrener Landwirt bereits Know-how im Pflanzenanbau mitbringt, „begleitet“ Flemming, ein staatlich anerkannter Physiotherapeut, Cannabis schon – mal mehr, mal weniger – seit zehn Jahren. Flemming erklärt: „Für uns beide war seit einiger Zeit klar, dass wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen wollten. Seit der ersten Pressekonferenz von Herrn Dr. Lauterbach und Herrn Özdemir, vor ziemlich genau einem Jahr, war uns klar, wo die Reise hingehen soll.“
Pünktlich zur Gesetzesänderung am 1. April planen die Freunde, Räume für den Verein anzumieten. Vor der Verabschiedung des Gesetzes war es für sie jedoch schwierig, Vermieter von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Jetzt haben sich die Dinge geändert und die beiden stehen kurz davor, Hallen zu mieten, berichten die beiden. Wo sich ihre Hallen genau befinden, sagen die beiden noch nicht – erst müsse der Vertrag unterschrieben sein.
Wie kommen die Konsumenten an das Marihuana?
Der Zugang zu Cannabis und der Mitgliedschaft in den Vereinen ist nicht ganz einfach. Als erstes müssen sich Interessenten online anmelden und einen ersten Mitgliedsbeitrag zahlen (zehn Euro plus 50 Euro einmalige Aufnahmegebühr). Nach diesem Schritt muss sich das Mitglied persönlich am Clubstandort ausweisen und bestätigen, die letztens sechs Monate in Deutschland gewohnt zu haben. Erst dann wird ein Mitgliedsausweis ausgestellt, der zusammen mit dem Personalausweis benötigt wird, um „Gras“ abzuholen.
Die Mitglieder haben monatlich die Möglichkeit, Pakete von 5 bis 50 Gramm Marihuana zu erwerben. Neben den Blüten, die man rauchen kann, bieten die Vereine auch Samen und Setzlinge an. Diese können sogar an Nicht-Mitglieder verkauft werden.
Wer rauchen will, muss mit anpacken – wie die obligatorische Mitarbeit für die Mitglieder gestaltet wird, liegt im Ermessen der Vereine. Das „Cannapingu“-Team plant beispielsweise, die Vereinsmitglieder in den Endverarbeitungsprozess einzubeziehen. Mitglieder könnten die Blüten schneiden und von Blättern befreien.
Da kann der Schwarzmarkt nicht mithalten: Gras ab vier Euro
Für die angestrebten 500 Mitglieder sind mindestens 150 Pflanzen pro Pflanzzyklus (ca. drei Monate) erforderlich. Monatlich wird geerntet – so geht den Kunden das Gras nie aus. Die Abgaberäume werden gut erreichbar im Hamburger Zentrum separat eingerichtet. Preislich wollen die Clubs den Schwarzmarkt mit einem Preis von vier bis sieben Euro unterbieten.
Damit es nicht langweilig wird, soll eine breite Auswahl an Sorten mit THC-Gehalten von zehn bis 28 Prozent angeboten werden. Die Vereinsgründer betonen: „Die Auswahl auch von THC-ärmeren Sorten ist uns besonders wichtig, es gibt einige Menschen, die eine leichtere Wirkung bevorzugen, und diesen Bedarf wollen wir abdecken. Dies kann der Schwarzmarkt nicht liefern.“
Wer aber glaubt, ab dem 1. April 2024 legal erworbenes Cannabis konsumieren zu können, wird enttäuscht. Anbauvereinigungen werden erst ab September mit dem Anbau und Verkauf beginnen können. Da die Zeit bis zur Ernte etwa drei Monate dauert, bleibt bis dahin lediglich der Schwarzmarkt als Option.
Das wird eng: Vereine haben eine begrenzte Mitgliederzahl
Einen Platz in den Vereinen zu ergattern, könnte erstmal schwierig werden. In eine Anbauvereinigung dürfen maximal 500 Mitglieder eintreten. Nach Schätzungen der Gründer dürfte es im September rund ein Dutzend Vereine geben. Das bedeutet etwa 6000 Vereinsplätze – ganz schön wenig, wenn man bedenkt, dass geschätzte 10,5 Prozent der Hamburger in den letzten zwölf Monaten Cannabis geraucht haben. Es besteht auch die Möglichkeit, Vereinen außerhalb Hamburgs beizutreten, doch dürften lange Anfahrtszeiten unbequem für die meisten Konsumenten sein.
Dominik Steinert erklärt: „Das Grundprinzip mit den aktuellen Einschränkungen zielt nicht auf Gelegenheitskonsumenten ab. Für jemanden, der nur einmal im Monat konsumiert, macht es einfach keinen Sinn, Mitglied in einem Club zu werden!“ Es fehlt die Möglichkeit, kleine Mengen zu kaufen. Die monatlichen Beiträge und die obligatorische Mitarbeit beim Anbau dürften für den klassischen Gelegenheitskiffer wahrscheinlich zu viel Aufwand sein – die machen allerdings den größten Teil der Konsumenten aus.
Viele Interessierte könnte zudem beunruhigen, dass ihre Mitgliedsdaten nach dem Gesetz in den Vereinsakten festgehalten werden müssen. Noch ist nicht gänzlich klar, ob Behörden Zugang zu diesen Unterlagen erhalten könnten. Gerade bei einem Thema, das noch immer von Vorurteilen geprägt ist wie Cannabiskonsum, wollen viele nicht, dass es dokumentiert wird.
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Trotz der Hürden sieht das Team die Gesetzesänderung sehr optimistisch. Die beiden Gründer rechnen mit einer Entlastung für die Polizei und besseren Bedingungen für den Jugendschutz. Vor allem hoffen sie, dass das Projekt erfolgreich ist und die Türen für eine vollständige Legalisierung öffnet.