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Frauke Untiedt, Direktorin der Hamburger Bücherhallen, freut sich sehr über den zusätzlichen Öffnungstag am Hühnerposten.
  • Frauke Untiedt, Direktorin der Hamburger Bücherhallen, freut sich sehr über den zusätzlichen Öffnungstag am Hühnerposten.
  • Foto: Patrick Sun

Bib am Sonntag: „Viel mehr als ein Ort für Bücherausleihe“

„Wir hoffen, dass viele künftig am Sonntag ihr Wohnzimmer gegen ein Wohnzimmer in der Stadt, hier in den Bücherhallen, austauschen!“ Mit diesen Worten läutete Kultursensator Carsten Brosda (SPD) den ersten Offenen Sonntag in der Zentralbibliothek am Hühnerposten ein. Und der zeigte: Hier gibt es noch so viel mehr, als nur die Bücherausleihe.

Am frühen Nachmittag herrscht in der Kinderabteilung der Bücherhallen bereits emsiges Gewusel. Viele Kinder, meistens in Begleitung der Eltern, stöbern in den vielen Regale mit Comics, Romanen oder Computerspielen. So auch der neunjährige Ben, der zusammen mit seinem Vater, Torsten Lenk, einen ganzen Rucksack voller Bücher im Gepäck hat.

Hamburg: Zentralbibliothek öffnet jetzt auch am Sonntag

„Wir sind ziemlich oft hier, damit wir die vielen Bücher ausleihen können und nicht immer kaufen müssen“, erzählt der 47-Jährige aus Rotherbaum. Vorher waren die beiden an der Alster spazieren und danach gibt es noch ein Eis. „Ein schöner Sonntagsausflug!“

Torsten Lenk (48) mit Sohn Ben (9) sind oft auf der Suche nach neuen Büchern. Patrick Sun
Torsten Lenk (48) mit Sohn Ben (9) sind oft auf der Suche nach neuen Büchern.
Torsten Lenk (48) und Sohn Ben (9) haben den Besuch in den Bücherhallen mit einem Alsterspaziergang und Eis kombiniert.

Aber nicht nur die Kleinen verschlägt es in die Bücherei, sondern auch die ältere Generation. Monika und Klaus Winkel aus Rahlstedt sind an diesem Sonntag zum ersten Mal in den Bücherhallen am Hühnerposten.

Klaus (78) und Monika (74) Winkel sind an diesem Sonntag zum ersten Mal in der Zentralbibliothek. Patrick Sun
Klaus (78) und Monika (74) Winkel sind an diesem Sonntag zum ersten Mal in der Zentralbibliothek.
Klaus (78) und Monika (74) Winkel sind an diesem Sonntag zum ersten Mal in der Zentralbibliothek.

„Es gibt so viel Auswahl und es ist eine super Atmosphäre!“, sagt die 74-Jährige begeistert. Während sie nach Krimis Ausschau hält, ist ihr Mann auf der Suche nach guten Sachbüchern.

Ein langer Kampf für die Bibliotheksöffnung am Sonntag

Jutta Nickel (57) aus Altona ist vor allem auf der Suche nach Abwechslung. „Ich arbeite als freie Übersetzerin und bin daher viel zu Hause“, erzählt sie. „Hier kann ich in Ruhe alle möglichen Zeitungen kostenlos lesen.“ Viermal in der Woche sei sie in dem Standort in Altona.

Jutta Nickel (57) ist sehr oft in den Bücherhallen in Altona – an diesem sonnigen Sonntag wollte sie auch mal zum zentralen Standpunkt am Hühnerposten. Patrick Sun
Jutta Nickel (57) ist sehr oft in den Bücherhallen in Altona – an diesem sonnigen Sonntag wollte sie auch mal zum zentralen Standpunkt am Hühnerposten.
Jutta Nickel (57) ist sehr oft in den Bücherhallen in Altona – an diesem sonnigen Sonntag wollte sie auch mal zum zentralen Standpunkt am Hühnerposten.

Für Frauke Untiedt, Leiterin aller Hamburger Bücherhallen, ist dieser Sonntag etwas Besonderes. Schon ihre Vorgängerin habe dafür gekämpft, sonntags öffnen zu dürfen, erzählt sie der MOPO. „Die Bücherhallen sind so viel mehr als nur ein Ort, wo man Bücher ausleihen kann.“ Es sei vielmehr ein sozialer Treffpunkt: „Jugendliche treffen sich zum Referat, es gibt spontane Gesprächsrunden, oder es kann ein guter Ort zum Arbeiten sein. Jeder Tag, an dem die Bücherhallen nicht öffnen dürfen, ist ein schlechter Tag!“

Bibliothek am Sonntag: Kulturbehörde fördert das Projekt

Warum ging das nicht früher? Das Arbeitszeitgesetz ermöglicht es öffentlichen Bibliotheken nicht, ihr eigenes Personal am Sonntag für Bibliotheksservices einzusetzen. Daher eröffnet die Zentralbibliothek künftig sonntags mit einem Veranstaltungskonzept, welches mit einem externen Anbieter umgesetzt wird.

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Ausleihen und zurückgeben können die Besucher:innen dank Automatisierung inzwischen selbstständig. Künftige Veranstaltungen können sie mitgestalten und Vorschläge in die Ideenbox einwerfen. Den Anfang machte Kultursenator Brosda: „Ich fände ein Democracy Lab sinnvoll, bei dem wir mehr über unser Miteinander lernen“, sagte er und warf den Zettel in die Box. Die Kulturbehörde fördert das vorerst auf zwei Jahre beschränkte Modellprojekt mit insgesamt 350.000 Euro.

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