Streit um Kinderhaus in Altona: Bezirk empört über Sozialbehörde
Der private Jugendhilfeträger Sternipark hat in Ottensen ein Kinderschutzhaus für in Obhut genommene Kleinkinder eröffnet – und die örtliche Politik ist alarmiert. In einer anderen Sternipark-Einrichtung war es kürzlich zu massiven Beschwerden über Missstände gekommen. Und ausgerechnet diesem Träger gibt die Sozialbehörde nun – ohne den Bezirk Altona einzubeziehen – den Auftrag für ein Kinderschutzhaus. Eine Abgeordnete spricht von „unverantwortlichem Verhalten“. Die Sozialbehörde verteidigt ihr Vorgehen.
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Der private Jugendhilfeträger Sternipark hat in Ottensen ein Kinderschutzhaus für in Obhut genommene Kleinkinder eröffnet – und die örtliche Politik ist alarmiert. In einer anderen Sternipark-Einrichtung war es kürzlich zu massiven Beschwerden über Missstände gekommen. Und ausgerechnet diesem Träger gibt die Sozialbehörde nun – ohne den Bezirk Altona einzubeziehen – den Auftrag für ein Kinderschutzhaus. Eine Abgeordnete spricht von „unverantwortlichem Verhalten“. Die Sozialbehörde verteidigt ihr Vorgehen.
„Hier wird ausgerechnet einem Träger blind vertraut, der erst vor einigen Monaten durch ein unzureichendes Konzept und massive Beschwerden aufgefallen ist“, sagt Katarina Blume, FDP-Abgeordnete in der Bezirksversammlung, in Richtung der Sozialbehörde. Tatsächlich hatte es bereits mit der Erstaufnahme für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die Sternipark im Auftrag der Sozialbehörde in der Theodorstraße eröffnet hat, Ärger gegeben.
Zwar hatte die Bezirkspolitik Ende 2022 zugestimmt, dass Sternipark den Auftrag für die Unterbringung der jungen Flüchtlinge bekommt, aber mit Bauchschmerzen: „Die Trägerauswahl ist intransparent und wird infrage gestellt. Das Konzept wird für unzureichend erachtet“, heißt es in einer Stellungnahme an die Sozialbehörde.
Seit Februar 2023 hatten Amtsvormünder und Lehrkräfte der Sozialbehörde zahlreiche Beschwerden gemeldet, wie aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU hervorgeht (Drucksache 22/13918): Die Jugendlichen aus der Theodorstraße wirkten mangelhaft ernährt und müde, so die Beschwerdeführer. Der Träger sei schwer zu erreichen. Auch das Familiengericht meldete laut der Senatsdrucksache mangelhafte Ernährung und abwertenden Umgang mit den jungen Bewohnern an die Sozialbehörde. Sternipark weist die Anschuldigungen als unbegründet zurück.
Und nun ein Kinderschutzhaus, in der Planckstraße, mit 17 Plätzen. Warum gibt die Sozialbehörde den – mutmaßlich lukrativen – Auftrag nach dem ganzen Ärger ausgerechnet wieder Sternipark? Behördensprecher Wolfgang Arnhold beantwortet die Frage nicht, erklärt nur, dass die Sozialbehörde bezüglich der vielen Beschwerden „im intensiven Austausch mit dem Träger“ sei. Und warum konnte die Bezirksversammlung nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, im Vorfeld angehört werden? Weil die Stadt offenbar unter extremem Druck steht, bei jungen Flüchtlingen wie bei in Obhut genommenen Kleinkindern: Das Kinderschutzhaus musste schnell in Betrieb gehen. Von 17 Plätzen sind 16 bereits mit Kleinkindern belegt, die aus ihren Familien genommen wurden.
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Sternipark erklärt auf MOPO-Nachfrage, dass in dem Gebäude zwei Stockwerke für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung kleiner Kinder vorgehalten werden. Bereits im Juli 2023 sei beim Bezirk Altona eine erweiterte Nutzung beantragt worden. Katarina Blume will bei der nächsten Bezirksversammlung beantragen, dass das Altonaer Jugendamt beide Sternipark-Einrichtungen mit „besonderer Sorgfalt“ beaufsichtigen soll.