Bewohner fühlen sich vertrieben: Hamburger Sozial-Unterkunft wird für Neubau abgerissen
Veddel –
Eigentlich soll hier auf der Veddel etwas richtig Gutes entstehen: Im Auftrag der Stadt werden an der Hafenbahn 350 Wohnungen für Menschen gebaut, die auf dem regulären Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben. Doch dafür müssen erst einmal Häuser abgerissen werden. Deren Bewohner fühlen sich vertrieben.
Es geht dabei um 168 Menschen, die dort vom städtischen Träger fördern&wohnen untergebracht sind und die jetzt aus ihren Wohnungen an der Hafenbahn ausziehen müssen. Darunter viele Flüchtlinge, ehemals Obdachlose und andere, die auf dem regulären Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben.
Laut der Poliklinik Veddel, die sich für die Bewohner einsetzt, leben viele dort bereits seit zehn Jahren und länger. Sie haben ihre Netzwerke vor Ort, bekommen dort Unterstützung, und nicht zuletzt gehen die Kinder vor Ort in die Kitas und Schulen.
Familien sind auf der Veddel verwurzelt
Nun würden Nachbarschaften auseinandergerissen. Denn die Familien und Alleinstehenden werden von fördern&wohnen in der ganzen Stadt in anderen Einrichtungen untergebracht.
Helfer von der Poliklinik kritisieren, dass die Bewohner erst zwei Wochen vor dem Auszug vor vollendete Tatsachen gestellt worden sein sollen. Sie fordern für die Bewohner ein Mitspracherecht über ihre neue Unterbringung und ein Rückkehrrecht, wenn die Neubauten fertig sind.
fördern&wohnen weist Vorwürfe zurück
Bei fördern&wohnen werden die Vorwürfe zurückgewiesen. „Wir haben die Untergebrachten schon im März 2019 über die Pläne informiert“, sagt Susanne Schwendtke, Sprecherin von fördern und wohnen. Und danach sei mehrfach mit jedem Bewohner über seine Lage und die Wünsche gesprochen worden, wo man hinziehen könnte.
Man habe sich sehr bemüht, für alle neue Wohnungen zu finden. Denn die hier Untergebrachten haben im Gegensatz zu etlichen anderen Unterkünften abschließbare Wohnungen und sie müssen sich nicht Zimmer, Bäder und Küchen mit Fremden teilen.
Hamburg baut 350 Wohnungen auf der Veddel
„Ich weiß, dass das schwer für diese Menschen ist, hier wegzuziehen“, so Schwendtke. Aber anders könne man ja nicht abreißen und Wohnungen für Menschen bauen, die auf dem regulären Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben.
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Auf dem Gelände sollen die bestehenden Häuser demnächst abgerissen werden, um dann rund 350 Wohnungen zu bauen, die größtenteils geförderter Wohnunsbau sind. Sie sollen 2024 fertiggestellt werden, wenn alles gutgeht.