Bettelmafia missbraucht Hunde für Mitleid – Vorwürfe an den Senat
Bettler mit Hunden – ein alltägliches Bild in Hamburgs Innenstadt. Für viele der Besitzer sind die Tiere ihre treuesten Freunde und gleichzeitig ihre Aufpasser. Allerdings gibt es organisierte Bettler-Banden, die Hunde gezielt nutzen, um mit ihnen Geld zu verdienen. Die Tiere werden oft vernachlässigt und gequält. Die Stadt hat in diesem Jahr einige der Vierbeiner einkassiert. Doch es gibt Vorwürfe.
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Bettler mit Hunden – ein alltägliches Bild in Hamburgs Innenstadt. Für viele der Besitzer sind die Tiere ihre treuesten Freunde und gleichzeitig ihre Aufpasser. Allerdings gibt es organisierte Bettler-Banden, die Hunde gezielt nutzen, um mit ihnen Geld zu verdienen. Die Tiere werden oft vernachlässigt und gequält. Die Stadt hat in diesem Jahr einige der Vierbeiner einkassiert. Doch es gibt Vorwürfe.
Egal ob auf St. Pauli, in der Hamburger Innenstadt oder am Bahnhof Altona: Überall in Hamburg sitzen Bettler auf den Straßen, zusammen mit ihren Hunden. Doch während etliche von ihnen die Tiere als treue Begleiter an ihrer Seite schätzen, gibt es auch organisierte Banden, die die Tiere einsetzen, um Mitleid zu erregen.
Hamburg: Organisierte Bettler wollen mit Hunden Mitleid erregen
Diese Tiere seien oft krank und aus fragwürdigen Züchtungen. Teilweise bestehe sogar der Verdacht, dass sie mit Medikamenten ruhig gestellt werden. Die Nachtstunden müssen die Tiere – auch bei Minusgraden – angebunden im Lager und ohne Wasser verbringen. So heißt es zumindest in einer Schriftlichen Kleinen Anfrage der Hamburger CDU. Sie will wissen, was der Senat gegen den sogenannten „Hunde-Trick der Bettelmafia“ unternimmt.
„Die organisierte Bettelmafia ist in Hamburg bereits langjährig bekannt. Die CDU hat es immer wieder thematisiert und der Senat hat dennoch nichts unternommen“, sagt Sandro Kappe, tierschutzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion gegenüber der MOPO. „Nun wurden auf perfide Art vermehrt Hunde genutzt, um bei Bürgerinnen und Bürgern auf der Straße Mitleid zu erregen. Die Hunde wurden in äußerst prekären Umständen und nicht artgerecht gehalten. Auch ist deren Herkunft und gesundheitlicher Zustand häufig ungeklärt. Die Hunde sehen entsprechend verwahrlost aus und müssen täglich stundenlang auf der Straße ausharren. Für mich ein klarer Fall von Tierquälerei.“
CDU: Organisierte Bettelmafia in Hamburg bereits langjährig bekannt
Die Antwort des Senats bleibt jedoch allgemein. Er stufe die Situation der Hunde bei Obdachlosen nicht als besorgniserregend ein, so die Botschaft. Das Problem an der Antwort: Sie unterscheidet nicht zwischen den „normalen“ Obdachlosen und organisierten Bettlern, die Hunde bewusst für ihre Zwecke missbrauchen. Deshalb fällt das Fazit recht positiv aus: „Die meisten Hunde von Obdachlosen leben Tag und Nacht in einer engen Beziehung zu ihrer Halterin beziehungsweise ihrem Halter. Dies kommt dem hohen Bedürfnis von Hunden nach Sozialkontakten entgegen.“ Auch würden die Tiere in der Regel ausreichend mit Futter und Wasser versorgt und seien in befriedigendem Pflegezustand. Bei Verdacht auf Verstöße würden die Vollzugsbeamten aber entsprechend handeln.
Hundekontrolldienst stellt sechs Hunde sicher
Laut Senat wurden im Jahr 2022 insgesamt 119 Hunde aus Tierschutz-Gründen ihren Besitzern entzogen. Diese Angaben umfassen jedoch alle Verstöße gegen Hundegesetze, nicht artgerechte Haltung oder Seuchengesetze bei allen Hundehaltern in Hamburg. Eine gesonderte Statistik zu der Bettelmafia und ihren Tieren gibt es nicht. Klar ist nur, dass die Polizei diesbezüglich Anfang Dezember in zwei Fällen im Einsatz war. Am 6. Dezember stellte der Hundekontrolldienst zwei Hunde sicher, am 7. Dezember gab es eine polizeiliche Sicherstellung von vier Hunden im Besitz von Obdachlosen.
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Für Sandro Kappe ist das nicht genug: „Nur durch den Einsatz von Tierschützern hat der Senat endlich gehandelt. So wurden sechs Hunde in der Innenstadt Bettlern entzogen. Seit Jahren hat der Senat weggeschaut.“ Er verweist auf andere Städte, die bereits ein Verbot von Betteln mit Tieren erlassen haben. Kappe: „Das muss auch für Hamburg geprüft werden.“