• „Milliarden-Mike“ Wappler (65) vor einer weißen Chevrolet Corvette – wohl ein Leasing-Fahrzeug. 
  • Foto: Patrick Sun

Betrüger kommt zurück nach Hamburg: Was trieb „Milliarden-Mike” mit der Kommissarin?

Hamburg/Berlin –

Ein Jubiläum der ganz besonderen Art kann in diesem Jahr ein Herr namens Mike Wappler, besser bekannt als „Milliarden-Mike”, feiern: 20 Jahre Knast hat er auf dem Buckel. Aktuell sitzt der 65-jährige Berufs-Betrüger in Berlin im Knast, doch im Mai darf er zurück nach Hamburg – als Angeklagter. So weit normal für den Verbrecher. Doch diesmal sitzt kein Ganoven-Kollege neben ihm auf der Anklagebank, sondern eine Polizeikommissarin! Die 46-Jährige soll Wappler gegen Geld mit Anfragen aus dem Polizeicomputer geholfen haben.

„Bestechung und Bestechlichkeit” wird den beiden ungleichen Angeklagten vorgeworfen, so die Hamburger Staatsanwältin Liddy Oechtering zur MOPO. Der Vorwurf: Zwischen Februar 2018 und April 2019 soll die Berliner Beamtin für Wappler Anfragen im Polizeicomputer gemacht haben.

Es ging darum, ob Haftbefehle gegen ihn vorliegen würden, was sich bei Kontrollen vor einer Flugreise ja nachteilig auswirken könnte. Auch die Tatsache, ob ein Bekannter Wapplers noch über eine Fahrerlaubnis verfügt oder nicht, war für den Ganoven interessant. Die Polizistin bekam dafür Geldbeträge zwischen 50 und 800 Euro zugesteckt – so die Anklage.

Angeklagte Hamburger Polizistin: 110.000 Euro Schulden

Aber wie kam der Kontakt zwischen dem Berufsverbrecher und der Kommissarin überhaupt zu Stande? Laut der „Zeit” war die Polizistin spielsüchtig und hochverschuldet. Erstaunliche 110.000 Euro Schulden sollen sich bei der Beamtin auf Lebenszeit durch Online-Glücksspiel angehäuft haben.

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Die Polizistin musste angeblich Insolvenz anmelden und ging nebenher putzen. Dann wurde sie auf den „Super-Betrüger” aufmerksam.

„Milliarden-Mike“ prahlt im Fernsehen mit Geldbündeln

Der prahlte im TV wiederholt damit, dass er vor allem Steuer-Betrügern und anderen Ganoven bei „Luftgeschäften” viele Millionen abgenommen habe. Folgerichtig war der Titel seiner 2013 erschienenen Autobiographie auch: „Milliarden-Mike – ich hab sie alle abgezockt.“

In diversen TV-Auftritten holte Wappler immer einen Packen angeblich echter 500er aus der Tasche und nannte das Bündel „Pissgroschen”. Bei „Spiegel-TV” sagte Wappler nach so einem Auftritt: „In guten Zeiten geb ich so 50.000 bis 60.000 Euro die Woche aus.”

Angeklagte Hamburger Beamtin hielt Wappler für superreich

Eines man dem Sonderschüler Wappler ja lassen – er ist ein echtes Show-Talent. Doch viele, auch Journalisten, gehen dem Gauner bis heute auf den Leim und glauben seine Storys. Auch die Kommissarin aus Berlin nahm offenbar die Sprüche des Serien-Betrügers für bare Münze und kontaktierte den angeblich so „superreichen” Wappler per Mail. Er befand sich damals noch auf freiem Fuß.

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Die Verzweiflung über ihre finanzielle Lage war offenbar so groß, dass sie nicht realisierte, dass sie Job und Pension riskierte. Aktuell ist die Kommissarin suspendiert. 

Polizistin soll „Milliarden-Mike“ um 100.000 Euro gebeten haben

Angeblich traf sie Wappler 2018 erstmalig in einem feinen Berliner Hotel am Kurfürstendamm, dabei trug sie sogar Uniform. Dem erstaunten Betrüger soll die Polizistin dann erzählt haben, sie hätte gern 100.000 Euro. Der wollte es erst gar nicht wahrhaben, dass ihm da eine echte Kommissarin gegenübersitzt und ausgerechnet ihn um Geld bittet.

Dann aber blieb man in Kontakt, und er versorgte die Beamtin mit „Aufträgen”, schickte ihr dann etwas Geld. Der Kontakt wurde vertraulicher, er nannte sie „Mäuschen” und sie ihn „Miky“.

„Milliarden-Mike“: Durch Telefonüberwachung kam alles raus

Durch eine Telefonüberwachung der Kripo flog alles auf. Wappler war wegen Betrugs erneut ins Visier der Fahnder geraten. 2019 lautete das Urteil: dreieinhalb Jahre Knast. Die Haft verbüßt Wappler aktuell in der halboffenen Berliner Justizvollzugsanstalt Heidering.

Und dort erreichte ihn angeblich im Januar diesen Jahres per Instagram die Anfrage einer weiteren Polizistin. Auch diese war offenbar der irrigen Meinung, dass „Milliarden-Mike“ tatsächlich über Milliarden verfügt. Sie bat ganz unbescheiden um eine Million Euro. In der „Zeit“ wird Wapplers Reaktion auf die Bettelei so wieder gegeben: „Die Gehälter von Polizisten sind viel zu niedrig. Was ist mit unserm Staat los?”     

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