Beste Alster-Lage: In dieser prächtigen Villa lebte eine der größten TV-Legenden
Leinpfad, Fernsicht, Bellevue – das sind Hamburger Traumadressen. Hier reiht sich eine prächtige Villa an die nächste – und so mancher Alster-Spaziergänger fragt sich, wer hier wohl einmal gewohnt hat. Beim Eckhaus Agnesstraße/Fernsicht können wir diese Frage beantworten: Hier lebte einer der großen Pioniere des deutschen Fernsehens, der Kultserien wie „Familie Schölermann“ schuf.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Leinpfad, Fernsicht, Bellevue – das sind Hamburger Traumadressen. Hier reiht sich eine prächtige Villa an die nächste – und so mancher Alster-Spaziergänger fragt sich, wer hier wohl einmal gewohnt hat. Beim Eckhaus Agnesstraße/Fernsicht können wir diese Frage beantworten: Hier lebte einer der großen Pioniere des deutschen Fernsehens, der Kultserien wie „Familie Schölermann“ schuf.
Diese Geschichte beginnt mit dem Fund einer Architektenmappe auf dem Flohmarkt. Darin befanden sich Fotos zum Umbau der Villa Agnesstraße 2 an der Ecke Fernsicht (Winterhude). 1962 wurde hier ein Turmzimmer mit Panoramablick über die Außenalster gebaut. Neben vielen Fotos mit Baudetails befand sich in der Mappe auch das Foto eines Herrn, der am Steuer eines flotten Borgward-Coupés saß. Es handelte sich um den Bauherren, den TV-Regisseur Ruprecht Essberger.
Bei diesem Namen dürften Hanseaten mit einer maritimen Ader sofort an die 1936 von John T. Essberger gegründete Reederei mit Sitz an der Palmaille denken. Doch Ruprecht Essberger wollte nicht in die Fußstapfen seiner Ahnen treten. Er ging als 18-Jähriger zwar nach einem „Notabitur“ 1941 als Freiwilliger zur Kriegsmarine, doch nach dem Krieg studierte er Kunstgeschichte und Literatur.
Rupert Essberger landete beim NWDR
Um 1950 landete der junge Mann beim gerade erst gegründeten Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). Anfangs werkelten im Hochbunker an der Feldstraße (St. Pauli) gerade mal 40 Leute, ganze fünf davon kümmerten sich um das Programm, die anderen waren Techniker. Einer dieser fünf Fernsehpioniere war Ruprecht Essberger, der zunächst als Regieassistent fungierte.
Doch schon bald mauserte sich der Nachwuchs-Mann zum Regisseur und verwirklichte eigene TV-Ideen. Er begann mit dem Quiz „Ich seh’ etwas, was du nicht siehst“. Die Zuschauer durften mitmachen. Nach der ersten Sendung 1953 gab es rund 11.500 Einsendungen, doch die Zahl der angemeldeten Fernsehteilnehmer betrug erst knapp 7000. Vermutlich hatten sich viele „Schwarzseher“ beteiligt.
Er schuf die Kultserie „Familie Schölermann”
Nur ein Jahr später startete mit „Familie Schölermann“ eine Kultserie, die Essberger zu einem der großen Pioniere des deutschen Fernsehens machte. Der Regisseur versprach den Zuschauern „einen Blick durchs Schlüsselloch einer Nachbarsfamilie“. Und das schaffte er so realitätsnah, dass Tausende Zuschauer vor den Bildschirmen glaubten, dass die Schölermanns eine echte Familie waren, die irgendwo in Hamburg lebte.
Diese Glaubwürdigkeit der Darstellung rührte wohl auch daher, dass alle 111 Folgen bis 1960 live ausgestrahlt worden sind. Die Magnetische Bildaufzeichnung (MAZ) gab es noch nicht.
1958 übrigens hatte ein gewisser Carl-Dieter Heckscher einen zehn Sekunden langen Auftritt als Komparse in der Serie. Unter dem Namen Dieter Thomas Heck wurde der Autoverkäufer später als Moderator der „ZDF-Hitparade“ berühmt
Die Schölermanns stritten sich zwar mal, waren aber eigentlich eine deutsche Idealfamilie. Essberger mag das irgendwann gelangweilt haben, auf jeden Fall hießen seine nächsten Projekte ab 1961 „Das Fernsehgericht tagt“ und „Ehen vor Gericht“. Dort gab es inszenierten Streit zur Genüge.
Das könnte Sie auch interessieren: So geht Radfahren auf der Alster
Ruprecht Essberger starb 2005 in Starnberg. Das Haus Agnesstraße 2 befindet sich noch heute im Besitz der Familie.