Fahrkartenkontrolleur: So läuft einer der unbeliebtesten Jobs wirklich ab
„Moin! Einmal die Fahrkarten bitte!“ Wenn Miguel, Marvin und Tobias die U-Bahn betreten, kramen auf einmal alle entweder hektisch in den Taschen oder tippen auf dem Handy – auf der Suche nach ihrem hoffentlich gültigen Ticket. Am Donnerstag organisierte der HVV einen gewaltigen Prüf-Marathon in Hamburgs Bussen, U- und S-Bahnen. Dafür schwärmten von den insgesamt 700 angestellten Kontrolleuren 300 aus. Die MOPO durfte drei von ihnen auf ihrer Fahrt begleiten und erfuhr, wie sie mit bedrohlichen Situationen umgehen – und warum immer weniger Menschen ohne Fahrkarte unterwegs sind.
„Moin! Einmal die Fahrkarten bitte!“ Wenn Miguel, Marvin und Tobias die U-Bahn betreten, kramen auf einmal alle entweder hektisch in den Taschen oder tippen auf dem Handy – auf der Suche nach ihrem hoffentlich gültigen Ticket. Am Donnerstag organisierte der HVV einen gewaltigen Prüf-Marathon in Hamburgs Bussen, U- und S-Bahnen. Dafür schwärmten von den insgesamt 700 angestellten Kontrolleuren 300 aus. Die MOPO durfte drei von ihnen auf ihrer Tour begleiten und erfuhr, wie sie mit bedrohlichen Situationen umgehen – und warum immer weniger Menschen ohne Fahrkarte unterwegs sind.
An der Sternschanze steigen die drei Hochbahn-Prüfer in die U3: einer ganz vorne, einer in der Mitte und einer am Ende des Wagens. Sobald sich die Türen schließen, beginnen sie mit ihrer Arbeit, das Prüfgerät griffbereit in der Hand. 60 Euro kostet das Fahren ohne gültige Fahrkarte. Wer ein Ticket im Abo hat und es lediglich nicht bei sich führt, kann den Fahrschein nach drei Tagen, aber spätestens eine Woche danach, nachreichen und muss nur eine kleine Gebühr abdrücken.
HVV-Prüfmarathon: 300 Kontrolleure streifen durch Bus und Bahn
„Das ist noch nicht gültig“, sagt Miguel und deutet auf das Handy, das ein Fahrgast ihm vorstreckt. Online-Tickets in der HVV-App werden erst 90 Sekunden nach dem Kauf freigeschaltet. „Sie müssen das kaufen und dürfen dann erst in die Bahn einsteigen.“ Diesmal drückt er aber ein Auge zu. „Beim nächsten Mal dran denken.“

Ein paar Sitze weiter kann ein Mann dann keinen Fahrschein vorzeigen. „Vergessen?“, fragt Miguel. Der Fahrgast schüttelt den Kopf. Was dann abläuft ist Routine und passiert innerhalb von Sekunden. Miguel fragt nach dem Ausweis, tippt die Personalien in Prüfgerät und druckt den entsprechenden Beleg aus. Mit diesem muss der Fahrgast dann zur Servicestelle, um die 60 Euro innerhalb der nächsten 30 Tage zu begleichen. An der Haltestelle St. Pauli steigen die drei Kontrolleure dann wieder aus, warten auf die nächste Bahn mit neuen Fahrgästen.
Hochbahn-Kontrolleure arbeiten im Schichtsystem
„Wir sind meistens zu zweit oder zu dritt unterwegs und arbeiten im Schichtsystem“, sagt Hochbahn-Prüfer Tobias, der seit 14 Jahren durch Hamburgs U-Bahnen und Busse streift. „Der Frühdienst beginnt morgens um 6 Uhr. Einige von uns kontrollieren aber auch mitten in der Nacht.“

Nur selten passiere es, dass jemand ausflippe. „Ich überhöre Beleidigungen immer und bleibe einfach stur ruhig und freundlich“, sagt er. „In den Schulungen lernen wir, dass die Menschen nicht auf uns sauer sind, sondern auf unsere Uniform.“ Von Zeit zu Zeit sind die Hochbahn-Prüfer auch in zivil unterwegs. „Da ist der Überraschungseffekt natürlich größer.“
HVV kontrolliert sowohl in Bahnen als auch an den Haltestellen
Aber nicht nur in den Bahnen, auch an den Stationen kontrollierten die Verkehrsunternehmen am Donnerstag, unter anderem an der Sternschanze. Viele, die aus dem Schacht der U3 eilten, blieben überrascht vor den Kontrolleuren stehen, die ihnen den Weg nach draußen versperrten. Eine Frau seufzte laut, kramte dann in ihrer Tasche und drückte einem der Prüfer wortlos 60 Euro in die Hand. „Das passiert auch immer mal wieder“, so Hochbahn-Kontrolleur Lothar, der schon seit 20 Jahren bei dem Unternehmen arbeitet. Für den Beruf baucht man sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl, sagt er.
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Unter fünf Prozent der HVV-Fahrgäste sind im Schnitt ohne Ticket unterwegs – tatsächlich werden es aber weniger. „Im Jahr 2022 lag das vor allem am 9-Euro-Ticket“, erklärt Lothar. „Jetzt ist es das Deutschlandticket.“ HVV-Angaben zufolge wurden im Jahr 2022 rund 164.000 Menschen von den Kontrolleuren erwischt.
Insgesamt wurden am Donnerstag 15.852 Fahrgäste kontrolliert, davon hatten 95,4 Prozent (15.123 Personen) eine gültige Fahrkarte bei sich. „Durch die Vorankündigung des Prüfmarathons wurde öffentlichkeitswirksam für die Notwendigkeit von Fahrkartenkontrollen geworben“, so HVV-Sprecher Rainer Vohl: „Ab sofort wird wieder unangekündigt kontrolliert. Wir hoffen, dabei zukünftig immer seltener auf Personen ohne gültigen Fahrschein zu treffen.“