Im Omikron-Ernstfall: Wie sicher sind Hamburgs lebenswichtige Bereiche?
Die Warnung des Corona-Expertenrats ist explizit und deutlich: Sollte sich die Omikron-Variante weiter ungebremst in Deutschland ausbreiten, dann dürfte ein relevanter Teil der Bevölkerung erkranken oder in Quarantäne müssen. In diesem Fall geriete kritische Infrastruktur wie Gesundheitsversorgung, Energieversorgung, Kinderbetreuung und Sicherheitsbehörden unter Druck. Wie ist Hamburg und seine verschiedenen Institutionen auf den Ernstfall vorbereitet? Die MOPO gibt den Überblick.
Die Warnung des Corona-Expertenrats ist explizit und deutlich: Sollte sich die Omikron-Variante weiter ungebremst in Deutschland ausbreiten, dann dürfte ein relevanter Teil der Bevölkerung erkranken oder in Quarantäne müssen. In diesem Fall geriete kritische Infrastruktur wie Gesundheitsversorgung, Energieversorgung, Kinderbetreuung und Sicherheitsbehörden unter Druck. Wie ist Hamburg und seine verschiedenen Institutionen auf den Ernstfall vorbereitet? Die MOPO gibt den Überblick.
Innensenator Andy Grote (SPD) versicherte diese Woche, dass in den Bereichen der kritischen Infrastruktur derzeit Notfallpläne durchgegangen würden und sich in Schaltkonferenzen untereinander abgestimmt werde. Im äußersten Notfall könnte es „auch mal dazu führen, dass mal bestimmte Aufgaben über einen Zeitraum zurückgestellt werden“, sagte er zum Beispiel mit Blick auf die Polizei. Überall werde man flexibel auf die Infektionslage reagieren, so Grote.
Tatsächlich ist es so, dass die jetzige Situation der Ungewissheit und Notfallplanausarbeitung keine neue ist. Bereits zu Beginn der Pandemie, als deutlich weniger zum Coronavirus bekannt war, wurden allerorts Notfallpläne erarbeitet. Darauf wird nun zurückgegriffen.
So sind die Kliniken im Ernstfall aufgestellt
„Wir haben unsere Pläne konkret im Hinblick auf den Umgang mit der Pandemie bereits Anfang 2020 angepasst“, heißt es zum Beispiel von den Asklepios-Kliniken. Auch das UKE sieht sich gewappnet, sollte die Lage sich zuspitzen. „Das UKE ist mit Stufenplänen auf unterschiedliche Szenarien vorbereitet. Bereits vor dem ersten COVID-19-Fall in Hamburg hat das UKE eine dem Vorstand unterstellte Taskforce gegründet. Hier treffen sich Expert:innen unter anderem aus den Bereichen Intensivmedizin, Krankenhaushygiene und Infektiologie. Sie beraten über die aktuelle Situation im UKE, treffen gemeinsam Entscheidungen und passen Maßnahmen, falls nötig, der dynamischen Entwicklung und den Vorgaben der zuständigen Behörden sowie den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts an“, so Unternehmenssprecherin Saskia Lemm.
Ebenfalls eine Vorkehrung noch aus der ersten Welle: eine Kompetenzmatrix. Sie dient als Steuerungsinstrument im UKE und schlüsselt auf, welche Mitarbeiter:innen wie auf den Intensivstationen eingesetzt werden können und welche Kompetenzen sie mitbringen. So kann bei Personalengpässen flexibel und gezielt reagiert werden. Bereits in der ersten Welle wurden Hunderte neue Mitarbeiter:innen von intern und extern für die Intensivstationen eingearbeitet.
Hamburger Polizei garantiert Arbeitsfähigkeit
Die Hamburger Polizei hat auch seit Anbeginn der Pandemie Notfallpläne, die bei Infektionen innerhalb der Belegschaft greifen und „ständig angepasst und überprüft werden“, wie Sprecher Holger Vehren der MOPO sagte. Man stehe dazu jederzeit im engen Austausch mit der Gesundheitsbehörde.
Aktuell ist das sogar der Fall: Weil es bei der Bereitschaftspolizei einen bestätigten Omikron-Fall gibt, wurde der gesamte Zug der Hundertschaft (rund 25 Personen) in Quarantäne geschickt. Aber auch intern würde man Maßnahmen treffen und Schritte prüfen. In Bezug auf die Bereitschaftspolizei betrifft das etwaige kurzfristige Anpassungen im Schichtdienst, wie die MOPO erfuhr. Das Ziel: Kontakte minimieren und eine Vermischung mit anderen Zügen verhindern. „Wir sind und bleiben trotz steigender Corona-Zahlen arbeits- und einsatzfähig. Auch in der Zukunft“, so Vehren.
Hamburg Wasser setzt auf Homeoffice und Schutzmaßnahmen
Bei Hamburg Wasser gibt es ebenfalls aktuelle Notfall- und Pandemiepläne, die regelmäßig angepasst werden. Hier setzt man derzeit vor allem – wo möglich – auf Homeoffice und die Einhaltung von Corona-Maßnahmen. „Ein erheblicher Teil der Mitarbeitenden von Hamburg Wasser arbeitet im gewerblichen Bereich. Gerade dort gibt es eine ganze Reihe von Schutzvorkehrungen, die je nach Ausmaß der Pandemie in Kraft gesetzt werden. Unser Einsatzstab schaut sich jede Woche die aktuelle Corona-Lage an und überprüft unsere gültigen Schutzvorkehrungen“ so Sprecherin Sabrina Schmalz zur MOPO.
Stadtreinigung unterteilt Müll in Priorität
Dass auch die ordnungsgemäße Entsorgung des Mülls in Hamburg zur kritischen Infrastruktur zählt, dürfte jedem klar sein. Und auch die Hamburger Stadtreinigung verfügt natürlich über Notfallpläne. Laut Pressesprecher Kay Goetze sei zudem gleich zu Beginn der Pandemie ein interner Krisenstab eingerichtet worden, der die Lage jeden Tag neu bewerte. Aufgrund der Unternehmensgröße mit 4000 Beschäftigten sei man flexibler als andere Unternehmen und könne die aus weniger relevanten Bereichen in die mit höherer Priorität versetzen, wenn es zu Engpässen komme.
Als besonders wichtig wird demnach der Betrieb der Müllverwertungsanlagen zur Verwertung und Entsorgung von Abfällen sowie die Müllabfuhr betrachtet. Dabei haben Bioabfälle, Restmüll und Krankenhausabfälle besondere Priorität. Zur aktuellen Jahreszeit stehe aber auch der Winterdienst ganz oben auf der Liste. Danach folge die Papier- und Wertstoffsammlung.
Käme es in den Bereichen mit hoher Priorität zu Engpässen, könne man Personal aus dem Bereich des Sperrmülls oder der Straßenreinigung anfordern. Kleinere Kolonnen seien ebenfalls eine Option. Im äußersten Fall müsse man die Leerungsfrequenzen reduzieren, so der Sprecher zur MOPO.
Fragezeichen bei Kitas
Nicht ganz klar ist wiederum, wie es zum Beispiel bei der Betreuung von Kindern im Notfall aussieht. Auf die MOPO-Frage nach einem Notfallplan erklärte Pressesprecherin Katrin Geyer vom Kita-Träger Elbkinder nur, dass alle Kitas grundsätzlich geöffnet blieben und „Personaleinsatzpläne der Elbkinder-Kitas den Gegebenheiten angepasst“ würden, wenn dies „erforderlich werden“ sollte.
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Im Zweifel werden Kitas und auch Schulen aber wohl ohnehin wieder geschlossen oder auf absolute Notbetreuung umgestellt, wenn es nicht anders möglich ist – dies lehrt zumindest die Erfahrung aus dem ersten Pandemiejahr.