Nach Amoklauf kommt raus: Polizei hat Waffenkontrollen massiv reduziert
Ein bewaffneter Fanatiker trifft auf eine überforderte Behörde: Das wahnhafte Buch von Phillip F. wird nicht gelesen, er darf seine Waffe behalten. Im März erschießt er sieben Gläubige der Zeugen Jehovas und sich selbst. Im Zuge der Ermittlung wird nun klar: Zuletzt gab es nur noch wenig Kontrollen von Waffenbesitzern in Hamburg. Die Opposition fordert die Entlassung von Andy Grote.
Ein bewaffneter Fanatiker trifft auf eine überforderte Behörde: Das wahnhafte Buch von Phillip F. wird nicht gelesen, er darf seine Waffe behalten. Im März erschießt er sieben Gläubige der Zeugen Jehovas und sich selbst. Im Zuge der Ermittlung wird nun klar: Zuletzt gab es nur noch wenig Kontrollen von Waffenbesitzern in Hamburg. Die Opposition fordert die Entlassung von Andy Grote.
Im Jahr 2022 fanden nur 216 angekündigte und überraschende Besuche bei Waffenbesitzern in Hamburg statt, bestätigt eine Sprecherin der Hamburger Polizei der MOPO. 2020 waren es noch 665 Kontrollen, also drei Mal so viele. Das Jahr 2021 wurde statistisch nicht erfasst. In der Hansestadt besitzen 8145 Menschen legal über insgesamt 37.830 Pistolen, Gewehre und andere Schusswaffen. Die „Zeit:Hamburg“ berichtete zuerst.
Hamburg: Nur wenige Kontrollen durch Waffenbehörde
Der Rückgang der Kontrollen von Waffenbesitzern sei durch das Nachschleppen der Corona-Pandemie – da vor allem durch die Maßnahmen zur Kontaktreduzierung – und zeitweise personelle Engpässe im Außendienst bedingt, so die Polizei-Sprecherin zur MOPO.
Ob die Hamburger Polizei nun wieder mehr Kontrollen einführen will und wie diese konkret umgesetzt werden sollen, sei derzeit Gegenstand der internen Aufbereitung innerhalb der Waffenbehörde, heißt es weiter.
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Der Amokschütze Phillip F. besaß eine Waffenbesitzkarte als Sportschütze. Laut Waffengesetz muss so eine Karte ausgestellt werden, wenn der Antragsteller als Mitglied mindestens seit zwölf Monaten den Schießsport in einem Verein betreibt, den Schießsport in einem Verein innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens einmal in jedem Monat oder 18 Mal innerhalb des Jahres ausgeübt hat und die zu erwerbende Waffe für eine Sportdisziplin nach der Sportordnung des Schießsportverbandes zugelassen und erforderlich ist.
Der Amokschütze hatte seine halbautomatische Pistole über den Sportschützenverein „Hanseatic Gun Club“ in der Innenstadt bestellt und im Dezember 2022 abgeholt.
Opposition fordert Entlassung von Andy Grote
„Im Vorfeld der Tat wurden offensichtlich schwere Fehler begangenen“, sagte Dennis Celik, innenpolitischer Sprecher der Linken, am Mittwoch in der Aktuellen Stunde der Hamburgischen Bürgerschaft. Es habe ein Vollzugsdefizit im Verantwortungsbereich der Hamburger Polizei gegeben – Philipp F. hätte die Waffe entzogen werden müssen. Die Behörde habe falsche Schlüsse aus den Hinweisen gezogen. „Man muss die Frage stellen, ob der Polizeipräsident überhaupt weiß, was in seiner Behörde los ist“, so Celik weiter. Sein Verhalten sei disqualifizierend und müsse Konsequenzen haben.
Er wirft Innensenator Andy Grote eine mangelnde Fehlerkultur vor und ergänzt: „Andy Grote ist eine Fehlbesetzung. Herr Bürgermeister, ziehen Sie die Konsequenzen und entlassen Sie den Innensenator Grote.“ Der CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator forderte Tschentscher ebenfalls zum Handeln auf: „Was rechtlich nötig und fachlich geboten ist, dass wurde hier in Hamburg nicht umgesetzt und die Verantwortung dafür trägt der Innensenator.“
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SPD-Mann Ekkehard Wysocki sagte: „Wenige Wochen nach dieser schrecklichen Tat bleiben noch viele Fragen offen.“ Die Waffenbehörde habe aus seiner Sicht jedoch „rechtmäßig und umsichtig gehandelt“. Außerdem rügte er die Opposition für ihr Verhalten und warf ihr vor, den Amoklauf politisch auszunutzen. Sina Imhof von den Grünen pflichtete bei: „Keine drei Wochen nach der Tat hier schon erste politische Schlüsse ziehen zu wollen, finde ich mit Blick auf die Tat nicht angebracht.“ SPD und Grüne verwiesen außerdem auf die geplanten Änderungen im Waffengesetz.