Hamburg 2024: Alkoholverbot und Kiff-Erlaubnis, Fußballfieber und die Qual der Wahl
Kein Bargeld mehr in Bussen, ein riesiges, nagelneues Shoppingcenter und ordentlich Fußball-Fieber: Dies sind nicht die einzigen wichtigen Ereignisse, die das neue Jahr 2024 in Hamburg mit sich bringt. Ein Überblick.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Kein Bargeld mehr in Bussen, ein riesiges, nagelneues Shoppingcenter und ordentlich Fußball-Fieber: Dies sind nicht die einzigen wichtigen Ereignisse, die das neue Jahr 2024 in Hamburg mit sich bringt. Ein Überblick.
Kein Bargeld mehr in Bussen
Wer bislang direkt im Bus mit Bargeld ein HVV-Ticket gekauft hat, muss sich umstellen: Fahrkarten gibt es ab sofort nur noch am Automaten, per App oder Prepaid-Karte. So soll es an den Haltestellen schneller gehen und auch die Sicherheit für Fahrer besser werden, so der HVV – hygienischer sei es ohnehin. Die CDU fürchtet, dass darunter Senioren und Touristen leiden, allerdings werden ohnehin nur noch rund zehn Verkäufe pro Bus am Tag so erledigt. Zugleich fällt endlich die Bahnsteigkarte in Höhe von 10 Cent weg – eine Hamburgensie, schließlich gab es sie in keinem anderen Bundesland mehr. Wirklich günstiger wird der ÖPNV dadurch aber nicht: Die Preise besonders von Einzelfahrkarten sind zum 1. Januar gestiegen. Wie es mit den Preisen beim Deutschlandticket weitergeht, ist noch unklar.
Fußball-EM in Hamburg
Nach der Handball-EM im Januar können sich im Sommer auch Fußballfans freuen: Vom 14. Juni bis 14. Juli kommt die EM nach Deutschland – und ein Teil davon sogar direkt ins Volksparkstadion in Bahrenfeld. Am 16., 19., 22. und 26. Juni liefern sich die Mannschaften hier vier Vorrundenspiele, darunter die Niederlande, Kroatien, Albanien und die Türkei. Am 5. Juli findet hier zudem noch ein Viertelfinale statt. Auch sonst gibt es in Hamburg rund um die EM allerlei Trubel: Auf dem Heiligengeistfeld entsteht eine „Fan-Zone” – mit Public Viewing für 40.000 Menschen, dem „Football Village“ mit unterschiedlichen Bildschirmen und Bühnenprogramm und der Arena, in der Fußball gespielt werden kann.
Das könnte Sie auch interessieren: Die Sport-Highlights 2024: Zweimal Heim-EM in Hamburg!
Mega-Shoppingcenter in der HafenCity öffnet
Ende April soll es so weit sein: Das riesige Einkaufszentrum Westfield-Hamburg Überseequartier in der HafenCity öffnet. Hier wird seit Monaten emsig gebaut: An 14.000 Quadratmetern mit rund 200 Läden, einem neuen, großen Kino mit zehn Sälen und einer Lego-Themenwelt auf 3400 Quadratmetern, die Besucher neben zahlreichen Gastro-Angeboten anlocken sollen. So wird nach dem Elbtower-Debakel zumindest ein Prestigeprojekt in der HafenCity fertig. Auch Büros, Wohnungen, Hotels und ein Kreuzfahrtterminal sollen im Überseequartier entstehen. Das traditionelle Einkaufsviertel in der City rund um die Mönckebergstraße setzt das allerdings unter Druck.
Europa- und Bezirkswahlen stehen an
Hamburger können dieses Jahr nicht nur für die Europa-, sondern auch gleich für die Bezirkswahlen am 9. Juni ihre Stimme abgeben. Ob die Grünen ihren Erfolg von 2019, als sie vier der sieben Bezirke gewannen, wiederholen können, ist fraglich. Eine der großen Fragen: Wie stark wird die AfD? Umfragen des Instituts „Wahlkreisprognose” hatten der AfD auch in Hamburg ordentlich Wachstum vorhergesagt und damit für Wirbel gesorgt. Die Ergebnisse sind zwar mit Vorsicht zu genießen, die demokratischen Parteien sehen den wachsenden AfD-Zuspruch mit Sorge.
Das könnte Sie auch interessieren: Ampel-Krise: Wie stark werden CDU und AfD jetzt in Hamburg?
Für sie sind die Bezirkswahlen auch ein Marker für die im Februar 2025 anstehende Bürgerschaftswahl, die den Ton im Wahlkampf 2024 noch ordentlich anheizen dürfte. SPD und Grüne haben Umfragen nach an Zustimmung verloren, was auch an der Ampel-Regierung liegt. Zwischen den derzeitigen Koalitionspartner dürfte es gerade bei den Themen Klimaschutz und Verkehr weiter knirschen. Auch Integration und Zuwanderung werden den Wahlkampf wohl beherrschen. Die Linken setzen weiterhin auf bezahlbaren Wohnraum und Armut als Themen – für sie ist das Wahlergebnis besonders ungewiss, denn noch ist unklar wie viele Wähler zur Wagenknecht-Partei abwandern. Die CDU versucht vor allem, sich mit Verkehrs- und Sicherheitsthemen aus ihrem Tief der vergangenen Wahl herauszukämpfen.
Der Bunker an der Feldstraße wird grün
Aus grau wird grün: Jahrelang hat die Begrünung des alten Weltkriegbunkers auf dem Heiligengeistfeld Hamburger beschäftigt – zunächst als Idee, später konnten sie zusehen, wie der Beton-Riese an der Feldstraße langsam in die Höhe wuchs. Um fünf Stockwerke, um genau zu sein. Nun wird sich zeigen, ob das Ergebnis mit den grünen Visualisierungen, die vorab überzeugen sollten, mithalten kann: Im Frühjahr sollen das Hotel mit 134 Zimmern, Gastro und Dachgarten eröffnen. Die 1400 Quadratmeter große Dachfläche soll zur grünen Oase mit Ausblick über die Stadt werden und für alle Hamburger zugänglich sein – zum Beispiel über den sogenannten Bergpfad, der sich außen am begrünten Bunker entlang hochschlängelt. Die Umwandlung soll rund 60 Millionen Euro gekostet haben.
Geld kommt und geht
In 2024 wird einiges teurer, ein paar Entlastungen gibt’s aber immerhin: So soll der Grundfreibetrag in der Einkommenssteuer etwas steigen, ebenso der Kinderfreibetrag. Der Mindestlohn steigt etwas von 12 Euro auf 12,41 Euro pro Stunde, auch die Obergrenze für Minijobs wird von 520 auf 538 Euro angehoben. Bürgergeld-Empfänger bekommen im Schnitt rund 12 Prozent mehr. Auch der Kinderzuschlag für geringverdienende Eltern soll steigen, zugleich sinkt aber auch die Einkommensgrenze fürs Elterngeld. Zudem ist die Energiepreisbremse ausgelaufen und wird wegen der Haushaltskrise nun doch nicht verlängert. Auch die Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme steigt wieder auf 19 Prozent und der CO2-Preis wird von 30 auf 45 Euro pro Tonne kräftiger als zunächst geplant erhöht.
City-Höfe werden fertig
Die maroden, aber denkmalgeschützten „City-Hochhäuser” entlang des Klosterwalls, die ehemals das Bezirksamt Mitte beherbergten, prägten jahrelang das Bild von Hamburg, wenn man etwa mit dem Zug von Süden in die Stadt einfuhr. Schließlich wurden die Hochhäuser abgerissen, um sie durch einen Neubau zu ersetzen, der besser zum anschließenden Kontorhausviertel passen soll. Dieses Jahr zieht hier wieder Leben ein: In dem neuen Gebäude, dem „Johann Kontor“, sollen etwa Büros der Reederei Maersk, ein Hotel, das im März öffnen soll, und eine Markthalle mit Gastro ein Zuhause finden. Auch eine Kita ist geplant, die im August ihren Betrieb startet.
Hauptbahnhof: Alkohol wird verboten
Ein Waffenverbot gilt schon rund um den Hauptbahnhof, jetzt soll hier auch Alkohol verboten werden. Seit Sommer ist das für das Gebiet rund um den Hauptbahnhof auf dem Hachmann- und dem Heidi-Kabel-Platz im Gespräch, kurz vor Weihnachten brachte der Senat eine entsprechende Gesetzesänderung auf den Weg, wie die MOPO erfuhr. Das Ziel: Ein Alkoholverbot ab dem 1. April, denn laut Innenbehörde würde ein Großteil der Straftaten am Hauptbahnhof unter Alkoholeinfluss begangen. Die Bürgerschaft muss noch zustimmen. Auch Videoüberwachung soll ausgeweitet werden. Die Linke kritisiert, dass dies keine Lösung für Menschen mit Suchtproblemen sei, sondern sie einfach nur vertrieben würden.
Entscheidung über die Köhlbrandbrücke
Die Diskussion um eins von Hamburgs Markenzeichen geht weiter: Laut Zeitplan der zuständigen Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sollen Senat und Bürgerschaft ab Sommer beschließen, ob nun ein Tunnel oder eine Brücke die alte Köhlbrandbrücke ersetzten soll. Sie hatte bei der eigentlich schon als gesetzt geltende Planung eines Tunnels aus Kostengründen die Notbremse gezogen und alles erneut prüfen lassen. Seitdem gab es viel Wirbel um die Fragen, ob die alte Brücke tatsächlich abgerissen werden muss und wie es überhaupt zu der ursprünglichen Entscheidung für einen Tunnel kam. Ob jetzt alles nach Zeitplan weiterläuft, bleibt allerdings abzuwarten.
Kiffen wird legal
Cannabis-Fans können sich freuen: Ab April sollen sein Besitz und Konsum in bestimmten Mengen legal werden. Trotzdem wird man nicht überall in Hamburg kiffen dürfen. Es sind allerlei Verbotszonen geplant, etwa in Fußgängerzonen oder rund um Schulen, Kitas oder öffentlichen Sportplätzen. In Hamburg wird es somit umfassende Sperrzonen geben – wohl vor allem rund um die Alster und in familienfreundlichen Stadtteilen. Das Gesetz muss noch im Bundestag verabschiedet werden.