„Es wäre ehrlicher, Hamburgs Bars ganz zu schließen“
In Hamburg gelten seit Heiligabend schärfere Corona-Regeln. Die neue Eindämmungsverordnung sieht unter anderem eine Sperrstunde für Bars vor. Die Betreiber sind verärgert – denn eine Entschädigung bekommen sie nicht. Dafür verlieren sie große Teile ihres Umsatzes. Die Kritik am Senat ist heftig.
„Es wäre ehrlicher, die Bars zu schließen, denn eine Sperrstunde um 23 Uhr ist de facto eine Schließung. Uns wird pro forma erlaubt zu arbeiten, damit eben keine Forderungen nach Hilfszahlungen Bestand haben”, sagt Constanze Lay vom „Barkombinat”.
In Hamburg gelten seit Heiligabend schärfere Corona-Regeln. Die neue Eindämmungsverordnung sieht unter anderem eine Sperrstunde für Bars vor. Die Betreiber sind verärgert – denn eine Entschädigung bekommen sie nicht. Dafür verlieren sie große Teile ihres Umsatzes. Die Kritik am Senat ist heftig.
Restaurants, Bars und Kneipen müssen seit dem 24. Dezember um 23 Uhr schließen. Nur in der Silvesternacht dürfen sie ausnahmsweise bis 1 Uhr am Neujahrsmorgen offen bleiben. Außerdem dürfen in der Gastronomie keine Stehtische mehr von Gästen genutzt werden. Constanze Lay vom „Barkombinat“, einer Interessenvertretung von Kneipen und Bars in Hamburg, sieht die Sperrstunde nicht als Lösung des Problems.
„Die Sperrstunde ist und war nie ein Mittel, das effektiv zur Pandemiebekämpfung beigetragen hat. Das haben wir im letzten Jahr sehr eindeutig beobachten können“, so Constanze Lay. Sie selbst ist Betreiberin vom „Rabbithole“, einer Bar auf St. Pauli. „Den Betreibern nun auch noch die Kernumsatzzeit zu nehmen, aber gleichzeitig zu fordern, einen erhöhten Personalaufwand für die angeordneten aufwendigen 2G-Plus-Kontrollen zu stemmen, ist absolut paradox und an Weltfremdheit nicht zu überbieten“, so Lay zur MOPO.
Hamburg: Senat führte gleich die Sperrstunde ein
„Aufgrund der Sperrstunde gibt es keinerlei Corona-Hilfen. Die Stadt Hamburg hat sich, abgesehen von einem verschwindend kleinen Teil in der ersten Soforthilfe – der gerade in den meisten Fällen zurückgefordert wird – hilfetechnisch komplett in Schweigen gehüllt“, sagt Lay. Zudem sei das 2G-Plus-Modell für Bars vom Hamburger Senat einfach übersprungen und gleich die Sperrstunde eingeführt worden. „Weil die schlicht einfacher zu kontrollieren ist. Aber warum müssen wir nun wirtschaftlich ausbluten, nur weil der Senat nicht in der Lage ist, seine Kontrollen umzusetzen?“, so Lay.
Das könnte Sie auch interessieren: Demo gegen Corona-Maßnahmen – ausgerechnet in diesem Stadtteil
Axel Strehlitz ist Geschäftsführer vom „Klubhaus“ auf der Reeperbahn. Unter anderen betreibt er die „Wunderbar“, den „Sommersalon“ und die „Alte Liebe“. Auch er ärgert sich über die verschärften Corona-Regeln. „Als Gastronom und Unternehmer möchte natürlich keiner Pandemietreiber sein, und eine gewisse Vorsicht gegenüber der Omikron-Variante ist sicherlich auch richtig, aber natürlich ist es für mich gerade auch nicht schön, meinen Job nicht machen zu können und meine Mitarbeiter nicht arbeiten lassen zu können“, so Strehlitz.

„Der letzte Lockdown dauerte sieben Monate. Die Furcht ist natürlich groß, dass das jetzt wieder so kommen könnte“, so Strehlitz. Neben Existenzängsten sei seine größte Sorge, dass die Mitarbeiter nicht wiederkämen. „Diese Gefahr sehe ich ganz groß. Den Leuten wird das zu unsicher“, sagt er. Rechtlich sei die Sperrstunde zwar kein Lockdown, für Bars lohne es allerdings gar nicht erst aufzumachen, da die Gäste erst viel später kämen als bei Restaurants. „Deswegen haben wir all unsere Bars bereits geschlossen und werden sie auch Silvester nicht öffnen“, so Strehlitz. Doch eine behördlich angeordnete Schließung sei natürlich wirtschaftlich sinnvoller.
Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Hamburg: „Es wäre ehrlicher, die Bars zu schließen“
Constanze Lay vom „Barkombinat“ sieht das wie Strehlitz. „Es wäre ehrlicher, die Bars zu schließen, denn eine Sperrstunde um 23 Uhr ist de facto eine Schließung. Uns wird pro forma erlaubt zu arbeiten, damit eben keine Forderungen nach Hilfszahlungen Bestand haben“, sagt Lay.
Zu Silvester dürfen Clubs, Bars und Co. ausnahmsweise bis 1 Uhr am Neujahrsmorgen öffnen. Aber auch für diese sonst so umsatzstarke Zeit sieht Lay schwarz. „Wir gehen davon aus, dass die Leute Silvester eher privat feiern werden, daran ändert auch eine Verlängerung der Sperrstunde bis 1 Uhr nichts“, sagt Lay. Wer möchte schon kurz nach dem mitternächtlichen Anstoßen nach Hause geschickt werden? Da plant man die Party doch lieber gleich privat. Ohne Kontrollen irgendeiner Art“.