Von der Lärmhölle zum Paradies: Wer hier wohnt, hat das große Los gezogen
Wenn man im Jahr 2022 hier steht, dann sollte man sich immer wieder daran erinnern, wie es einst einmal aussah. Noch vor einigen Jahren jagten hier Tausende Autos jeden Tag lärmend auf der A7 vorbei an den Wohnhäusern. Wer hier lebte, brauchte gute Nerven und im besten Fall schlechte Ohren. Aber: Wer hiergeblieben ist, hat nun bald einen Park vor der Haustür, wo früher Autos entlangrasten.
Denn heute, Millionen von Euro und knapp fünf Jahre Bauzeit später, ist kein Auto weit und breit mehr zu sehen, zu hören oder zu spüren. Alles weg, obwohl die Autos eigentlich noch da sind.
Es fing an mit Lärmschutz und endet mit einem Park. In Schnelsen ist seit Jahren Dauerbaustelle und nun geht es endlich auf die Zielgerade. Zunächst ließ man Autos unter einem Deckel verschwinden, jetzt entsteht eine Parkanlage, wo früher die Autobahn war – und heute noch ist. Die MOPO war zum Ortsbesuch bei einem der spannendsten städtebaulichen Projekte Hamburgs.
Wenn man im Jahr 2022 hier steht, dann sollte man sich immer wieder daran erinnern, wie es einst einmal aussah. Noch vor einigen Jahren jagten hier Tausende Autos jeden Tag lärmend auf der A7 vorbei an den Wohnhäusern. Wer hier lebte, brauchte gute Nerven und im besten Fall schlechte Ohren. Aber: Wer hiergeblieben ist, hat nun bald einen Park vor der Haustür, wo früher Autos entlangrasten.
Denn heute, Millionen von Euro und knapp fünf Jahre Bauzeit später, ist kein Auto weit und breit mehr zu sehen, zu hören oder zu spüren. Alles weg, obwohl die Autos eigentlich noch da sind. Man bekommt es nur nicht mit, weil der A7-Deckel in Schnelsen den Verkehr vollends von der Außenwelt isoliert.
A7-Deckel in Schnelsen: Hier entsteht ein Park
Der 560 Meter lange Tunnel wurde bereits Ende 2019 freigegeben. Doch seitdem wird daran gearbeitet, dem Deckel seine grüne Krone aufzusetzen. Für die Krönung zuständig ist Martin Scheiner (59). Sein offizieller Titel ist weniger royal: Er ist der Projektleiter der „Deckel A7 – Realisierungsgruppe Parkanlagen Hamburger Deckel“. Alles, was auf dem Deckel geschieht, geht durch seine Hände.
Und das ist einiges: 42 Schrebergärten, 150 Bäume, 44.500 Tonnen Erde – oder schlicht 4,4 Millionen Euro für rund drei Hektar Fläche. Rund einmal die Woche ist Scheiner direkt vor Ort, seit 2013 beschäftigt ihn das Projekt. Nun befindet es sich auf der Zielgeraden, wenn auch ein bisschen verspätet. Die Anlage erstreckt sich zwischen der Heidlohstraße im Süden und dem Nordportal des Autobahntunnels und grenzt im Osten an den Vogt-Kock-Weg und im Westen an die Straße Jungborn.
So weit fortgeschritten ist der A7-Deckel in Schnelsen
Dass es in der Parkanlage einmal so aussehen könnte wie auf den Planungsillustrationen des Siegerentwurfs von POLA Landschaftsarchitekten, lässt sich immer mehr erahnen. Die Wegflächen sind angelegt (sie verbinden unter anderem den östlichen mit dem westlichen Teil Schnelsens), die Bäume gepflanzt, die Parzellenflächen ausgehoben und auch die verschiedenen Orte im Park sind bereits klar erkennbar. Es gibt eine große Picknickwiese, Flanierwege und auch eine Boulebahn. Fünf bis zehn Landschaftsbauer werkeln emsig daran, alles zu finalisieren.
Bei den Schrebergärten, die maximal 250 Quadratmeter messen (die Lauben haben maximal 24 Quadratmeter), fehlen zum Beispiel noch die 1,10 Meter hohen Hecken. Jeder der 42 Schrebergärten hat außerdem einen mindestens 1,20 Meter tiefen Boden auf dem Deckel, damit fleißig gegärtnert werden kann.
Herausforderung Bäume und und Bodenmischung
Hinter all dem stehen einige knifflige Planungsschritte, erzählt Scheiner. So musste eine Bodenmischung gefunden werden, die Wasser gut speichert, damit nicht gleich alles auf den Deckel durchsickert. Das, was trotzdem auf dem Deckel landet, wird seitlich abgeleitet. Ebenfalls eine kleine Herausforderung ist die Topografie des Deckels. Der ist nämlich nicht ebenerdig, sondern wölbt sich an einigen Stellen deutlich erkennbar nach oben aufgrund von Lüftungssystemen im Tunnel. „Wir haben das bewusst aufgenommen und nicht künstlich begradigt“, erklärt Scheiner das leichte Auf und Ab der Anlage.
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Auch die Auswahl der Bäume war kein Selbstgänger. Schließlich dürfen die nicht viel tief Wurzeln schlagen und auch nicht zu groß und schwer werden. So sollen sie nicht mehr 12 Meter groß werden. Man entschied sich deshalb zum Beispiel für Zierkirschen und Amberbäume.
Und was gefällt dem Projektleiter am besten? „Schwierige Frage“, sagt Scheiner. Aber wenn er sich entscheiden müsste, dann ist es wohl die Farbgestaltung des Areals und die Bäume.
Schnelsen soll aufgewertet werden
Im zweiten Quartal 2022 soll dann alles fertig sein. Doch in Schnelsen ist noch mehr in Bewegung – der Stadtteil soll kräftig aufgewertet werden. Die Parkanlage ist nur ein Mosaikteilchen, Schnelsen ist RISE-Fördergebiet des Senats und soll bis 2028 attraktiver werden.
„Das RISE-Programm des Senats gibt uns dafür die ,Power‘, die wir brauchen, um konkrete Projekte zu finanzieren und umzusetzen. Das sind vor allem drei Punkte: Die Unterstützung der lokalen Wirtschaft, die Attraktivierung des öffentlichen Raumes und eine sichere, barrierefreie Nahmobilität für die Menschen vor Ort. Zusammen mit dem grünen Deckelpark auf der A7 und der damit verbundenen Zusammenführung des früher getrennten Stadtteils wird Schnelsen in den kommenden Jahren aufblühen“, sagt Kay Gätgens, Sprecher des Bezirks Eimsbüttel.
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Der begrünte A7-Deckel in Schnelsen ist übrigens nicht der letzte. Denn in Stellingen und Altona ist Ähnliches geplant. Dort laufen die Bauarbeiten aber noch auf Hochtouren, in Altona ist noch nicht einmal der Deckel drauf. Dafür misst er dann aber am Ende auch zwei Kilometer. Die Autobahn A7 ist dann 2028 endlich dicht – und grün.