Hamburgs „Ekel-Bahnhof“: Trotz Sauberkeits-Offensive regieren hier Siff und Suff
Müll, Taubenkot, Dreck und Wasser, das von der Decke tropft: Mehrfach berichtete die MOPO über die ekligen Zustände am Bahnhof Altona. Vor etwa zwei Jahren startete der Bezirk einen Runden Tisch, damit in Zukunft alles besser wird. Auch eine Gratis-Toilette wurde mit viel Tamtam aufgestellt. Alle Beteiligten finden, dass sich die Situation deutlich verbessert habe. Doch die Realität sieht anders aus. Wie kann das sein? Die MOPO hat Verantwortlichen mit Bildern vom Bahnhof konfrontiert.
Auf den ersten Blick ist im Bahnhof alles beim Alten. Tauben flattern herum, ignorieren die Abwehr-Spikes und verteilen ihren Kot überall. Eine Frau pinkelt draußen auf den Gehweg, die Kunden im Schnellrestaurant hinter der Glasscheibe stören sie nicht.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Müll, Taubenkot, Dreck und Wasser, das von der Decke tropft: Mehrfach berichtete die MOPO über die ekligen Zustände am Bahnhof Altona. Vor etwa zwei Jahren startete der Bezirk einen Runden Tisch, damit in Zukunft alles besser wird. Auch eine Gratis-Toilette wurde mit viel Tamtam aufgestellt. Alle Beteiligten finden, dass sich die Situation deutlich verbessert habe. Doch die Realität sieht anders aus. Wie kann das sein? Die MOPO hat die Verantwortlichen mit Bildern vom Bahnhof konfrontiert.
Auf den ersten Blick ist im Bahnhof alles beim Alten. Tauben flattern herum, ignorieren die Abwehr-Spikes und verteilen ihren Kot überall. Eine Frau pinkelt draußen auf den Gehweg, die Kunden im Schnellrestaurant hinter der Glasscheibe stören sie nicht.
Hamburg-Altona: Was wird aus dem „Ekel-Bahnhof“?
Im Untergeschoss vor Lidl hat sich eine Pfütze gebildet. Daneben stehen Eimer, die Wasser aus der Deckenverkleidung abfangen. Seit mehr als zehn Jahren tropft es bei Regenwetter öfter von oben. Vor dem ehemaligen McDonald‘s teilen sich Männer Schnaps, die Stimmung ist ausgelassen.
Auch im Parkhaus nebenan ein gewohntes Bild: Durch die Glasscheibe der Eingangstür ziehen sich Risse, im Treppenhaus riecht es streng nach Urin, die Wände sind beschmiert. Dabei sollte alles besser werden: Bezirk, Stadtreinigung, Polizei, Politik und Deutsche Bahn hatten vor zwei Jahren einen Runden Tisch gegründet. Im Januar 2022 stellte Bezirkschefin Stefanie von Berg (Grüne) daraus resultierend eine neue Gratis-Toilette vor.
Altonas Bezirkschefin spricht von „deutlicher Verbesserung”
Ende Dezember verkündete von Berg im NDR, dass es zu einer „deutlichen Verbesserung“ der Situation gekommen sei. „Nicht nur, weil es sauberer ist, sondern weil es einfach vielen Menschen ihre Würde zurückgegeben hat.”
Als Gründe nannte sie neben den Toiletten den Einsatz des wöchentlichen Duschbusses für Obdachlose und eine Verknüpfung der sozialen Initiativen. Altona könne gar zum Vorbild für den Hauptbahnhof werden.
Das sagt die Bezirkschefin zu den aktuellen Bildern
Die MOPO konfrontiert die Bezirkschefin mit den aktuellen Bildern: Wie passt die Situation mit ihrer Darstellung zusammen? Von Berg sagt, bei einem Rundgang am 23. November 2022 mit den Mitgliedern des Runden Tisches hätten alle festgestellt, dass sich die Situation am Bahnhof im Vergleich zu vorher „erheblich verbessert hat“.
Das könnte Sie auch interessieren: Ekel-Bahnhof Altona: Darum ist es immer noch so schlimm – und das wird jetzt getan
Gleichzeitig handele es sich um einen Bahnhof im urbanen Raum, der mit bestimmten Herausforderungen konfrontiert ist. Was sich neben der Toilette und dem Duschbus, der allerdings vorm mehrere Hundert Meter entfernten Altonaer Rathaus hält, vor allem im Bahnhof verbessert haben soll, benennt sie nicht.
Deutsche Bahn: Situation „im Großen und Ganzen gut“
„Die Situation am Bahnhof Altona bewerten wir im Großen und Ganzen als gut”, sagt auch die Deutsche Bahn. Der Bahnhof Altona werde täglich gesäubert. „Verunreinigungen im öffentlichen Raum“ seien leider ein gesellschaftliches Problem, das zum Teil auch in Altona „phasenweise eklatant ist”.
Zusätzlich würde bisher kein Konzept zur Reduktion der Taubenpopulation greifen. Die Wasserproblematik ist der Deutschen Bahn ebenfalls bekannt. „Mittelfristig müssen die Stadt und die Deutsche Bahn gemeinsam die Oberfläche öffnen, um auch von oben an die Ursache zu gelangen” heißt es. Bei Bedarf könnten Fahrgäste Verschmutzungen oder Störungen am Bahnhof auch per WhatsApp melden (0157 923 628 36).
Bahnhof Altona: Das ist jetzt geplant
Der Runde Tisch will sich nach Angaben der Bezirkschefin als nächstes den Themen „Wildplakatierung” und „Fassade” widmen. Für das Abstellen von Fahrrädern wird ein Bike + Ride-Gesamtkonzept erarbeitet. Auch das Parkhaus soll „nach Angaben des Pächters tiefengereinigt werden”, sagt die Bezirkschefin.
Das könnte Sie auch interessieren: Kümmert euch endlich um den „Ekel-Bahnhof”!
„Auch des hamburgweiten Taubenproblems wird sich angenommen”, so von Berg. „Mehrere Taubenschläge könnten das Mittel der Wahl sein, dafür braucht es jedoch passende Standorte und eine gesicherte Finanzierung – beides steht auf der Agenda des Runden Tisches.“