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  • Foto: Florian Quandt

Bäume statt Beton: Diese Anwohner kämpfen für ihre Linde

Autos, Müllcontainer, Betonburgen: Die Mega-Kreuzung Max-Brauer-Allee und Holstenstraße ist kein schöner Ort. Die Stadt will die Ecke umbauen – und hat dafür bereits zehn Bäume gefällt. Nur eine Linde steht noch. Für deren Rettung wird nun gekämpft.

Für die Nachbarschaft in Altona-Nord und Altona-Altstadt ist die Linde zum Symbol für eine verkehrte Stadtplanung geworden. „Wir finden es gut, dass Hamburg zur Fahrradstadt umgebaut wird“, betont Anwohner Tom Greis. „Aber bei allen Maßnahmen steht immer der Verkehr im Vordergrund. Was ist mit den Menschen? Wo sind die hübschen Plätze, an denen sie sich treffen oder aufhalten können?“

Hamburg: Anwohner starten Online-Petition zur Rettung einer Linde in Altona-Nord

Der 46-jährige Kommunikationsdesigner hat eine Online-Petition gestartet, mit der zum einen die Fällung der Linde verhindert werden soll und zum anderen eine Neugestaltung des Platzes vor dem Aldi-Supermarkt gefordert wird. Bereits nach wenigen Tagen hat die Petition, die das Motto „Stadtraum für Menschen statt für Autos!“ trägt, mehr als 300 Unterzeichner gefunden. Für Tom Greis ist das ein Zeichen, wie sehr er den Nerv des Stadtteils getroffen hat.

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Greis und seine Mitstreiter träumen von einer kleinen Oase mit „Sitzmöglichkeiten und einer Bepflanzung, die auch an heißen Tagen für ein angenehmes Klima sorgt“, wie es im Text zur Petition heißt. Die Weiterentwicklung Hamburgs zur Fahrradstadt dürfe nicht auf Kosten des Baumbestands gehen. Schon gar nicht, wenn daneben sieben Autospuren zur Verfügung stehen, die nicht angetastet werden sollen. Sogar einen Namen haben die Anwohner schon gefunden: Frieda-Radel-Platz, benannt nach der Altonaer Politikerin und Frauenrechtlerin Frieda Radel, geb. Johannsen (1869-1958).

Frieda Radel
Nach ihr soll ein Platz in Altona benannt werden: die Altonaer Politikerin und Frauenrechtlerin Frieda Radel (1869-1958)

Stadt betont: Gefällte Bäume werden nachgepflanzt

Die Zeit drängt: Am 24. Juli starten die Arbeiten zum Umbau der Max-Brauer-Allee im Zuge des Busoptimierungsprogramms. Dabei sollen die Haltestellen barrierefrei und neue Radwege angelegt werden. Der Gehweg wird neu gestaltet, die Straße saniert. Bänke sind nicht vorgesehen. Nachdem schon zehn Bäume gefällt wurden, soll auch die Linde im Herbst weichen.

„Alle notwendigen Baumfällungen stimmen wir natürlich eng mit den Grünexpert:innen bei uns im Haus und beim Bezirk Altona ab. Das sind keine leichtfertigen Entscheidungen“, betont ein Sprecher des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer. Da nach Abschluss der Bauarbeiten 13 neue Bäume nachgepflanzt werden, sei die Baumbilanz „also insgesamt positiv“.

Nur: Neue Bäume sind längst nicht so klimaresilient wie alte Bäume, wie Stadtbaummanager Torsten Melzer erst kürzlich in der MOPO erklärte. Da hilft es auch nichts, dass die Stadt eine neue Grünachse in der Holstenstraße plant.

Anwohner fordern mehr Sicherheit für Kinder und Fußgänger

Auch die Aufpflasterungen, die die Fahrtgeschwindigkeit vom Aldi-Parkplatz auf die Kreuzung reduzieren sollen, sind den Anwohnern zu wenig. „Über die Nebenfahrbahn vor dem Aldi schießen schon heute Autos gefährlich schnell über den Fußweg, weil diese Strecke v.a. zur Umfahrung der Kreuzungsampel genutzt wird“, heißt es in der Petition. „Sie wird schon lange von der Nachbarschaft kritisiert und sollte umgehend abgeschafft werden!“

Die Anwohner sehen die Baumaßnahme als Chance zum Umdenken. Tom Greis: „In Kopenhagen und Paris werden immer mehr Räume zum Aufhalten geschaffen. Schmuddelecken werden durch schöne Orte ersetzt. Auch in Hamburg gibt es überall kleine Räume, die man aufwerten kann. Wir wollen die Stadt lebenswerter machen!“

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