Autos raus! So soll der Hamburger Stadtpark vergrößert werden
Mit seinen 150 Hektar ist er eines der grünsten Wohnzimmer in der Hansestadt: der Hamburger Stadtpark. An einem Wochenende mit gutem Wetter suchen hier bis zu 200.000 Hamburger nach Erholung, Entspannung und Sportmöglichkeiten. Seit Corona hat die Anlage noch einmal mehr an Bedeutung gewonnen. Was vorher klar war, hat sich dort noch einmal gezeigt: Der Stadtpark platzt aus allen Nähten. Deshalb soll er jetzt vergrößert werden – mit Folgen vor allem für Autofahrer.
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Mit seinen 150 Hektar ist er eines der grünsten Wohnzimmer in der Hansestadt: der Hamburger Stadtpark. An einem Wochenende mit gutem Wetter suchen hier bis zu 200.000 Hamburger nach Erholung, Entspannung und Sportmöglichkeiten. Seit Corona hat die Anlage noch einmal mehr an Bedeutung gewonnen. Was vorher klar war, hat sich dort noch einmal gezeigt: Der Stadtpark platzt aus allen Nähten. Deshalb soll er jetzt vergrößert werden – mit Folgen vor allem für Autofahrer.
Neu sind die Pläne nicht. Bereits 2018 hatten SPD und Grüne in Hamburg-Nord spektakuläre Erweiterungen des Stadtparks verkündet. Daraufhin beauftragte der Bezirk im Jahr 2020 zwei Landschaftsplanerbüros, die sich die Grünfläche und dazu noch die Straßen drumherum genau anschauten und am Donnerstag ihre Ergebnisse präsentierten.
Stadtpark Hamburg: Das sind die Erweiterungs-Pläne
Diese betreffen zum einen die Otto-Wels-Straße, die zweispurig quer durch den Stadtpark verläuft und aktuell durchgängig Parkplätze bietet. Perspektivisch sollen dort nur noch Busse, Fahrräder, Fußgänger sowie Rettungskräfte unterwegs sein und die Stellplätze verschwinden. Das Gutachten empfiehlt, dieses Konzept stufenweise umzusetzen: Erst soll die Straße am Wochenende gesperrt werden, dann das Parken auf acht Stunden begrenzt und schließlich ganz verbannt werden.
„Wir wollen aber natürlich Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, weiterhin die Möglichkeit geben, zum Stadtpark zu kommen“, betont Landschaftsplaner Joachim Schnitter. „Eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen könnte zum Beispiel auf einem ehemaligen Betriebsplatz nördlich der Otto-Wels-Straße geschaffen werden. Uns ist es nur wichtig, die Dauerparker aus der Straße rauszubekommen“, erklärt er.
Stadtpark Hamburg: Straßen durmherum verändern sich
Weiter geht es in der Hindenburgstraße, die den Stadtpark mit dem nördlich gelegenen Alsterdorf, dem Westteil der City Nord und dem Alsterwanderweg verbindet. Dort gibt es aktuell zwei Fahrspuren in jede Richtung und in der Mitte teils große Grünflächen mit alten Bäumen. Aufgrund ihrer Insel-Lage werden diese bislang allerdings kaum genutzt. Deshalb schlagen die Planer vor, die zwei Autospuren auf der Westseite zu erhalten und die anderen für Rad- und Fußverkehr umzufunktionieren. „So können die Grünflächen besser für Spiel- und Sportmöglichkeiten erreicht werden“, sagt Architekt Bart Brands vom niederländischen Architektenbüro „Karres en Brands“.
Die dritte Planung betrifft den Südring, der den historischen südlichen Abschluss des Stadtparks bildet. Er ist überwiegend zweispurig und fast durchgängig mit Kfz-Stellplätzen ausgebaut. Auch hier sollen breite Geh- und Radwege entstehen, die so Teil der Parkanlage werden. Das Gleiche gilt für die bestehenden Kleingärten, die umgestaltet werden sollen. Unter anderem könnten sich die Planer vorstellen, Hecken und Zäune neu zu setzen und so einen öffentlichen Weg zum Goldbekkanal zu ermöglichen.
Pläne für den Hamburger Stadtpark sind noch nicht final
Der Stadtpark selbst könnte sich ebenfalls verändern. So sieht das Gutachten vor, den historischen Haupteingang am Südring wieder zu einem „visuellen Erlebnis“ zu machen. Dazu sollen die Stellplätze auf der Stadthallenbrücke entfallen, Behindertenstellplätze bleiben aber erhalten. Die vorhandene Baracke könnte für Gastro umgebaut und auf der anderen Seite ein Pavillon errichtet werden.
„Das sind aber alles noch keine finalen Pläne“, betont Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz. „Das wird noch weiter politisch diskutiert, es wird Beteiligungsverfahren geben und die Finanzierung muss auch noch geklärt werden“, kündigt er an. Insgesamt rechnet er mit bis zu zwei oder drei Jahrzehnten. Kurzfristig könnte sich der Grünen-Politiker bereits eine probeweise Sperrung der Otto-Wels-Straße am Wochenende vorstellen.
Die Kosten des Gutachtens liegen bei 180.000 Euro. Ab Freitag, 23. September liegen die Ergebnisse öffentlich im Bezirksamt Nord aus.