Benzin, Heizen, Essen: Wo jetzt heftige Preisaufschläge drohen
Der Krieg in der Ukraine verursacht extremes Leid – und hat weltweite Folgen. Menschen flüchten aus dem umkämpften Land, der Westen rüstet auf. Doch der Krieg hat nicht nur Auswirkung auf die Sicherheitsarchitektur der Demokratien, sondern auch auf die Weltwirtschaft – Putins Angriffskrieg macht sich bereits nach wenigen Tagen in Hamburg und der restlichen Republik bemerkbar. Verbraucher spüren es derzeit vor allem an den Tankstellen. Die Spritpreise sind auf Rekordniveau. Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg der Preise pro Liter. Doch nicht nur hier wird es Teuerungen geben. Warum demnächst auch die Preise für Brot und andere Lebensmittel deutlich anziehen könnten ...
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Der Krieg in der Ukraine verursacht extremes Leid – und hat weltweite Folgen. Menschen flüchten aus dem umkämpften Land, der Westen rüstet auf. Doch der Krieg hat nicht nur Auswirkung auf die Sicherheitsarchitektur der Demokratien, sondern auch auf die Weltwirtschaft – Putins Angriffskrieg macht sich bereits nach wenigen Tagen in Hamburg und der restlichen Republik bemerkbar.
Seit Monaten liegen die Preise in Deutschland auf einem hohen Niveau. Der Krieg in der Ukraine sorgt nun für einen weiteren Preisschub. Vor allem an deutschen Tankstellen machen sich die Auswirkungen des Konflikts bereits bemerkbar: Die Spritpreise steigen in den letzten Tagen auf Rekordhöhe.
Ukraine-Krieg: Spritpreise in Deutschland steigen
Autofahrer mussten nach Angaben des ADAC am Sonntag für einen Liter Super E10 im Durchschnitt 1,811 Euro zahlen. Das sind 5,4 Cent mehr als am vergangenen Donnerstag. Diesel kostete durchschnittlich 1,729 Euro je Liter, eine Verteuerung um 5,9 Cent innerhalb von drei Tagen.
Die Preisspirale dürfte sich weiter nach oben drehen. Ein Fass Rohöl der Sorte Brent kostet derzeit über 100 US-Dollar und damit rund vier Dollar mehr als am vergangenen Dienstag, rechnet der ADAC vor. Der Ölpreis liegt damit so hoch wie zuletzt 2014.
Abhängigkeit von Putin: Heizen wird teurer
Russland ist nur die elftgrößte Volkswirtschaft der Welt, doch das Land lebt vom Rohstoff-Export. Bei den Spritpreisen zeige sich deutlich die Abhängigkeit von Putin, immerhin habe Deutschland im vergangenen Jahr gut ein Drittel seines Rohöls aus Russland importiert, so der ADAC.
Die Preise für Erdgas sind ebenfalls auf einem Rekordhoch. „Wir beobachten bereits seit längerem einen starken Anstieg der Gaspreise: Vor der Pandemie bewegte sich der Preis pro Megawattstunde zwischen 15 und 20 Euro. Seit der Pandemie, besonders zum Ende 2021, ist er auf mehr als 70 Euro gestiegen,“ erklärt Thomas Obst, Konjunkturexperte am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Im Februar verteuerten sich Haushaltsenergie und Sprit innerhalb eines Jahres um 22,5 Prozent. Der Krieg wird die Preise weiter in die Höhe treiben.
Die ansteigenden Preise treffen Deutschland inmitten einer Inflation, die im Februar die Marke von fünf Prozent wieder überschritten hat. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber Februar 2021 – angeheizt von den hohen Energiepreisen – um 5,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 0,9 Prozent.
Russland: Weltweit größter Exporteur von Weizen
An der Tanke und beim eigenen Stromzähler sind die Folgen des Krieges bereits spürbar. Doch auch im Supermarkt dürften die Deutschen demnächst eine unerfreuliche Überraschung erleben. Logistik-Probleme, steigende Preise und Boykotte russischer Produkte werden sich hier bemerkbar machen.
Die ersten Auswirkungen des Krieges sind derzeit im Agrarsektor spürbar. Russland ist seit 2018 der weltweit größte Exporteur von Weizen. Die Ukraine ist ebenfalls einer der größten Weizenexporteure der Welt, sie gilt als „Kornkammer Europas“. Das ukrainische Ackerland entspricht etwa einem Viertel der Flächen, die es in der gesamten EU gibt. Beide Länder sind auf dem Weltmarkt Hauptlieferanten für Mais und Sonnenblumenöl.
Verbraucher müssen für Lebensmittel mehr Geld zahlen
Ukrainische und russische Agrarprodukte könnten hierzulande knapp werden. Der Krieg zerstört nicht nur Äcker und Ernten, sondern unterbricht ebenfalls die Lieferketten. Bereits die Angst vor einem möglichen bevorstehenden Mangel, treibt derzeit die Preise in die Höhe. So hat der Preis für Weizen seit Putins Einmarsch in die Ukraine bereits einen neuen Höchststand erreicht. Eine Tonne des Rohstoffs wurde am Donnerstagnachmittag für 344 Euro an der europäischen Börse Euronext gehandelt. Eine Tonne Mais kostete 304 Euro.
Die genauen Auswirkungen des russischen Einmarsches seien jedoch noch nicht absehbar, erklärt Analyst Sébastien Poncelet von Agritel. „Aber wenn man die Explosionen in Odessa sieht, dem wichtigsten ukrainischen Hafen, dann kann man annehmen, dass dort heute nicht viel Getreide verladen wird.“
Das könnte Sie auch interessieren: Ukrainer in Hamburg: Unsere gefährliche Flucht vor dem Kriegstreiber Putin
Ein beschleunigter Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise „würde die Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette über Landwirtschaft, produzierendes Gewerbe bis hin zum Handel treffen und letztlich auch auf höhere Verbraucherpreise durchschlagen“, teilte der Handelsverband Deutschland mit. Die Auswirkungen werden an den Ladenkassen bemerkbar sein.