Autoarmes Ottenser Zentrum? Initiative reicht das noch lange nicht
Weniger Autos, dafür mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer: Nachdem vier Varianten für Altonas Prestige-Projekt „freiRaum Ottensen“ auf dem Tisch lagen, wurde im Verkehrsausschuss der aktuelle Favorit vorgestellt, entwickelt mithilfe von Anwohnern und Gewerbetreibenden. Bald könnte es schon in die Umsetzung gehen. Die MOPO sprach mit der beteiligten Initiative „Ottenser gestalten“ darüber, für wie realistisch sie die Umsetzung des Projektes halten – und warum das für sie erst der Anfang ist.
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Weniger Autos, dafür mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer: Nachdem vier Varianten für Altonas Prestige-Projekt „freiRaum Ottensen“ auf dem Tisch lagen, wurde im Verkehrsausschuss der aktuelle Favorit vorgestellt, entwickelt mithilfe von Anwohnern und Gewerbetreibenden. Bald könnte es schon in die Umsetzung gehen. Die MOPO sprach mit der beteiligten Initiative „Ottenser gestalten“ darüber, für wie realistisch sie die Umsetzung des Projektes halten – und warum das für sie erst der Anfang ist.
„freiRaum Ottensen ist zu kleinräumig gedacht“, sagt Initiativen-Mitglied Helmut Thomas, während wir auf dem Alma-Wartenberg-Platz in Ottensen sitzen, mitten im Projekt-Kerngebiet. Ginge es nach ihm, würde das Konzept der Verkehrsberuhigung auf ganz Ottensen ausgeweitet.
freiRaum Ottensen: „Projekt ist zu kleinräumig gedacht“
Der am Montag vorgestellte Entwurf sieht bisher folgenden autoarmen Kernbereich vor: Die westliche Ottenser Hauptstraße zwischen Bahrenfelder Straße und Platz an der Reitbahn, die Bahrenfelder Straße zwischen Rainstraße und Spritzenplatz, die Große Brunnenstraße auf dem Platz an der Reitbahn, die Westliche Große Rainstraße zwischen Bahrenfelder Straße und Kleine Rainstraße sowie die westliche Kleine Rainstraße zwischen Bahrenfelder Straße und Am Sood. Dort sollen Autos nur zwischen 23 Uhr abends und 11 Uhr morgens fahren dürfen – ausgenommen sind Taxis, Busse, MOIAs und Fahrzeuge mit Sondergenehmigung.
„Als Anfangsschritt geht das in die richtige Richtung“, sagt Horst-Dieter Käbisch, ebenfalls von der Initiative. „Aber die Klimakrise sitzt uns allen im Nacken, deshalb reicht das noch nicht. Das Konzept der Verkehrsberuhigung darf nicht beendet werden, wenn freiRaum Ottensen einmal Realität ist.“
Autoarmes Ottensen: Es bleibt noch viel abzuklären
Dass das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, daran haben sie keine Zweifel. Allerdings „ist vieles noch nicht geklärt“, schränkt Käbisch ein, schließlich müsse jede einzelne Maßnahme mit den beteiligten Behörden abgestimmt werden.
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Ändern soll sich aus Initiativen-Sicht vor allem die Bussituation. „Es fahren bereits elf Buslinien durch Ottensen“, sagt Thomas. „Die zentralen Straßen sind dafür aber gar nicht ausgelegt.“ Wie aufs Stichwort quält sich ein HVV-Gelenkbus um die Ecke. „Deshalb sollte es im Zentrum eine kleine Ringbuslinie geben während der Rest der Busse außen herum fährt.“ Das würde allerdings eine Menge neuer Umstiege für Fahrgäste bedeuten.
Verkehrsprojekt Ottensen: Zu wenig Öffentlichkeit?
Bis freiRaum Ottensen 2024 Realität wird, gibt es also noch jede Menge Raum für Diskussionen – wenn es nach der Initiative ginge, am liebsten mit mehr Öffentlichkeit. „Die öffentliche Beteiligung kam viel zu spät, die technischen Barrieren waren sehr hoch“, sagt Käbisch. Das Bezirksamt hatte derlei Kritik in der Vergangenheit stets zurückgewiesen, es habe sehr viele Beteiligungsprozesse mit Anwohnern, Gewerbetreibenden sowie Kindern und Jugendlichen gegeben.
Bemängelt wurde das allerdings ebenfalls von der Initiative „Ottensen bewegt“. die Anfang April sogar aus dem Beirat zurückgetreten war. Die Initiative, in der auch viele Gewerbetreibende vor Ort organisiert sind, argumentierten, dass es bei dem Projekt einzig darum gehe, Ottensen „autoarm“ zu gestalten. Ein Mit- und Nebeneinander der Verkehrsmittel und Menschen werde da nicht gefördert und nicht unterstützt.
„Der Ausstieg kam für uns alle überraschend“, meinen die Vertreter von „Ottenser gestalten“. Sie können den Schritt nicht nachvollziehen und wollen sich weiter für ihre Ziele einer Verkehrsberuhigung einsetzen.