Autoarmes Ottensen: Neue Vorschläge – und noch mehr Streit
Es könnte ein Stadtteil mit Modellcharakter werden: das autoarme Ottensen. Schon länger diskutieren der Bezirk und lokale Initiativen, wo und wie genau man die Autos aus den engen Straßen und Gassen bekommt. Nun gibt es neue Vorschläge – und neuen Streit.
Dass es klappen kann, hat das Pilotprojekt „Ottensen Macht Platz“ gezeigt: Für kurze Zeit verwandelte sich die Ottenser Hauptstraße in eine Spielwiese mit Platz für Jung und Alt – statt mit Autos vollgestopft zu sein. Der Versuch wurde jedoch gerichtlich gestoppt.
Wie könnte eine langfristige Lösung für den Stadtteil aussehen? Die zuständigen Altonaer Parteien haben sich mehrere Varianten überlegt – die finden jedoch nicht alle gut.
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Der Zoff um das Verkehrsprojekt „freiRaum Ottensen“ scheint kein Ende zu nehmen: Erst vergangene Woche verkündete die Initiative „Ottensen bewegt“, aus dem Pilotprojekt auszusteigen, jetzt nimmt der Plan trotzdem weiter an Form an. Am Donnerstag legen Altonas Parteien dazu unterschiedliche Anträge vor – eine Einigung in Ottensen scheint noch lange nicht in Sicht.
„Übergangen und überhört“ fühlte sich die Initative, deshalb zog sie einen Schlussstrich. „Vieles, was wir fordern und was uns wichtig ist, wird nicht berücksichtigt“, sagte Vorsitzende Ina Licari der MOPO. Ihnen habe eine ganzheitliche Betrachtung des Quartiers gefehlt. Es müssten Pläne für den Durchgangsverkehr und Parkmöglichkeiten für Menschen gemacht werden, die aufs Auto angewiesen sind.
Aber trotz der offenen Fragen wolle die Politik das Projekt so schnell wie möglich „durchpeitschen“, bemängelte Licari. Schon bald sollten die ersten Beschlüsse und Fakten geschaffen werden.
Autoarmes Ottensen: Das sind die vier Varianten
Tatsächlich stellen die Altonaer Parteien an diesem Donnerstag bereits ihre bevorzugten Varianten des Ottenser Projektes vor. Variante A fordert einen minimalen Eingriff in den Stadtteil, bei dem sich die autofreien Bereiche auf das Kerngebiet fokussieren. Variante B legt ihren Schwerpunkt auf einen verbesserten Radverkehr und weniger Autoverkehr in der Bahrenfelder Straße.
- Bezirksamt Altona Variante 1: Umbau mit den geringsten Eingriffen und beschränkt auf das Kerngebiet.
- Bezirksamt Altona Variante 2: Diese Planung brächte weniger Autoverkehr und eine hohe Qualität für Radfahrer.
- Bezirksamt Altona Variante 3: Hier stehen die öffentlichen Plätze und die Nutzung durch die Bewohner im Mittelpunkt.
- Bezirksamt Altona Variante 4: Hier werden öffentliche Plätze und die Straßen, die sie verbinden, für die Bürger neu erschlossen.
Variante C will mehrere kleine autofreie Inseln im gesamten Projektgebiet. Dieses erstreckt sich zwischen der Barnerstraße, der Eulenstraße, der Fischers Allee und der Scheel-Plessen-Straße. Variante D legt hingegen den Fokus auf die Aufwertung von Plätzen, die weitgehend autofrei sein sollen.
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Für die Bezirksversammlung gibt es jetzt zwei unterschiedliche Anträge: Einen von SPD und Linken sowie einen von den Grünen zusammen mit der CDU. Streit könnte es vor allem um den Radverkehr, also Variante B, geben. Während Grüne und CDU eine Bezirksroute in der Bahrenfelder Straße sowie der Ottenser Hauptstraße fordern, lehnen die Gegenparteien diesen Vorschlag rigoros ab. Der Fahrradverkehr durch Ottensen sei durch den kürzlich beendeten Veloroutenausbau genug gestärkt worden, heißt es in der Begründung. Der Bereich würde so zudem mit schnell fahrendem Radverkehr belastet werden.
„freiRaum Ottensen“: Parteien legen Anträge vor
SPD und Linke fordern eine Fokussierung auf die Varianten C und D und so „besonders die Wegeverbindungen für Fußgänger und die Aufenthaltsqualität von Verkehrsflächen und Plätzen im Blick zu haben“, heißt es in dem Antrag. „Die meisten Anwohner sind zu Fuß in ihrem Viertel unterwegs“, begründet Dennis Mielke von der SPD Altona diese Entscheidung.
Im Zentrum hierbei: der Alma-Wartenberg-Platz. Hier solle überprüft werden, inwiefern die Verlegung des Busverkehrs durch die Bahrenfelder Straße und Kleine Rainstraße umsetzbar sei.
Grüne und CDU missbilligen das – die Verlagerung von Buslinien auf die Hauptverkehrsstraßen werde nicht befürwortet. „Auch für die Menschen, die auf den Bus angewiesen sind, müssen die Geschäfte im Kern Ottensens weiter gut erreichbar bleiben“, steht in ihrem Antrag.
Einigen kann man sich nur auf die kleinsten gemeinsamen Nenner – also die allgemeine Verkehrsberuhigung und Aufwertung des Viertels durch Aufenthalts- und Grünflächen. Bis feststeht wo, wie und wann ist, es allerdings noch ein weiter Weg. Schließlich haben auch die Anwohner, die Gewerbetreibenden und anderen Initiativen noch ein Wörtchen mitzureden.