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Rabbiner Shlomo Bistritzky
  • Von hier aus wanderte seine Oma in die USA aus: Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky vor den Auswandererhallen des Museums BallinStadt.
  • Foto: Patrick Sun

Ausstellung: Als Hamburg das Tor zur Welt für die Juden wurde

Der Tod saßen ihnen im Nacken: Auch Jahrzehnte vor dem Nationalsozialismus waren die europäischen Juden vor allem im Osten des Kontinents schon der Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt. Die Stadt Hamburg wurde für viele dabei zum rettenden Hafen: Von hier aus fuhren die Schiffe nach Amerika. Eine Sonderausstellung des Auswanderermuseums BallinStadt erinnert an die Zeit der Migration zwischen 1880 und 1934.

Als die zweijährige Ida Travis am 3. März 1932 zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Joseph, vier weiteren Geschwistern und ihrer Mutter Julia ein Schiff im Hamburger Hafen bestieg, um Europa für immer zu verlassen, wusste sie nicht, was sie auf der anderen Seite des Ozeans erwarten würde. Ein neues Leben stand ihr bevor. Erst Jahre später sollte sich erweisen, dass ihre Eltern mit dem Schritt zur Auswanderung die richtige Entscheidung getroffen hatten. Sonst hätte die Familie möglicherweise zu den sechs Millionen Opfern des Nationalsozialismus gezählt.

Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky erinnert an seine Großmutter

„Ida Travis war meine Großmutter“, erzählt Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Hamburger Hafen deutsch-jüdischer Geschichte“ im Auswanderermuseum BallinStadt am Freitag. Dabei steht der Rabbi vor den roten Backsteinhallen, in denen die Auswanderer damals vor der Abreise unterkamen. Hier gab es eine Synagoge, hier bekamen sie zu essen, hier konnten sie schlafen.

„Ich weiß von meiner Großmutter, wie schwierig es ist, auf so einer langen Reise koscheres Essen zu bekommen und einen Ort zum Beten“, sagt Bistritzky. Die Ausstellung greife die für die jüdischen Migranten damals wichtigsten Problemfelder auf und bilde sie gut ab.

Berühmter Hamburger: Albert Ballin ließ die Auswandererhallen bauen

Es war der Generaldirektor der Hapag-Reederei, Albert Ballin, selbst Jude, der die Auswandererhallen 1901 bauen ließ, um die Betreuung der Passagiere auf den Hapag-Schiffen besser zu organisieren. Dem berühmten Sohn der Stadt Hamburg und dem mit ihm verbundenen Aufstieg der Hapag ist ein zentraler Teil der Ausstellung gewidmet. Aber auch andere bekannte Persönlichkeiten werden porträtiert: Maksymilian Faktorowicz, besser bekannt als Max Factor, der später in Hollywood zum Kosmetiker der Stars aufstieg. Die Frauenrechtlerin Pauline Perlmutter Steinem. Die Schriftstellerin Mary Antin. Sie alle brachen von Hamburg aus in die Neue Welt auf – so wie insgesamt zwei Millionen Jüdinnen und Juden aus Osteuropa in der Zeit zwischen 1880 und 1914, auf die die Sonderausstellung den Fokus legt.

Die Ausstellung auf der Veddel wird im Rahmen des Jubiläumsjahres „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ präsentiert und ist noch bis 30.12. zu sehen. Der Eintrittspreis für das Museum liegt bei 13 Euro (sieben Euro ermäßigt).

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Für Ida Travis schloss sich der Kreis nach Hamburg erst viele Jahre später. Sie heiratete in New York den aus Hamburg stammenden Loeb Bistritzky, dessen Vater Markus sein Handelsgeschäft für Tran-Öl im Levantehaus hatte. Zusammen mit ihrem Mann besuchte sie die Stadt, aus der sie als Kind nach Amerika aufbrach, um ihren inzwischen dort lebenden Enkel zu besuchen: Shlomo Bistritzky, der seit 2011 Landesrabbiner ist. Sie starb vor fünf Jahren in Jerusalem.

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