Ausgerechnet am Girls Day: Porno-Affäre an der Universität Hamburg
Pornos am Zukunftstag für Mädchen – ein Zwischenfall, der sich Ende April im Fachbereich Informatik der Universität Hamburg ereignete. Schülerinnen der Unter- und Mittelstufe sollten sich an diesem Tag über den Studiengang informieren. Studenten nahmen das zum Anlass, Pornos in voller Lautstärke im Aufenthaltsraum abzuspielen.
Pornos am Zukunftstag für Mädchen – ein Zwischenfall, der sich Ende April im Fachbereich Informatik der Universität Hamburg ereignete. Schülerinnen der Unter- und Mittelstufe sollten sich an diesem Tag über den Studiengang informieren. Studenten nahmen das zum Anlass, Pornos in voller Lautstärke im Aufenthaltsraum abzuspielen.
Lauter Porno-Sex dröhnt aus den Lautsprecherboxen des Aufenthaltsraums am Fachbereich der Informatik in Stellingen – während sich Mädchen über ihre Zukunftsperspektiven informieren wollen. Nur ein pubertärer Streich der Informatiker? Oder eine Botschaft der Studenten, wo sie Frauen wirklich sehen?
Hamburg: Informatik-Studenten spielen Pornos ab
„Da steckt ein klares Statement dahinter“, sagt eine Studentin des Fachbereichs zur MOPO. Sie möchte anonym bleiben, um nicht ins Schussfeld der Studenten zu geraten. „Klar, wenn man erwischt wird, kann man das als ,Witz‘ verkaufen, aber es war ja geplant, dass es am Girls Day passiert.“ Der Girls Day spricht ausschließlich Mädchen an, da Frauen in der Informatik deutlich unterrepräsentiert sind.
Der Fachschaftsrat der Informatik reagierte bereits – und schickte eine Mail an die Studierenden. Sie liegt der MOPO vor. Darin heißt es unter Punkt 3 „Pornos am Girls Day“: „Wir sind davon ausgegangen, dass mit dem Studium eine gewisse Intelligenz vorhanden oder auch das Schamgefühl in der Gruppe ein bekanntes Phänomen ist. Anscheinend ist bei den Verantwortlichen wohl die Hoffnung auf beides verloren.“
Girls Day: Mädchen mit Porno konfrontiert
Es ist jedoch nicht die einzige Entgleisung innerhalb des Fachbereichs. In den Chatgruppen der Informatik herrsche ein derart unangenehmes, sexistisches Klima, dass viele Studentinnen sich dort nicht mehr äußern wollen oder sogar aus den Gruppen austreten, schildert die Studentin gegenüber der MOPO.
Auf Beiträge von Frauen reagieren ihre männlichen Kommilitonen mit „Danke Süße“ oder sie feiern den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Dieser wurde 2019 angeklagt, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen betrieben zu haben. Ein Student fragt in der öffentlichen Whatsapp-Gruppe auch eine Kommilitonin, ob sie nicht die Schwester von Miriam (Name geändert) sei. Als diese bejaht und fragt wer er ist, antwortet er: Ihre Schwester habe was von ihm gewollt, aber: „sie bockt nicht so“. Der MOPO liegen Screenshots aus solchen Chats vor.
Informatik: Sexistische Kommentare in Uni-Chatgruppen
In den Chatgruppen seien auch Tutoren, also Angestellte der Uni Hamburg. Doch das helfe nicht. Zwar würden solche Nachrichten teilweise gelöscht und die Studenten rausgeworfen, jedoch kämen sie später einfach wieder dazu, heißt es von Studentinnen. Natürlich gibt es in den Gruppen auch Studenten, die ihre Kommilitoninnen unterstützen.
„Man muss aber immer damit rechnen, dass ein Student dich herabwürdigend kommentiert, anmacht oder sonst wie sexualisiert“, berichtet die Studentin. „Es ist an der Tagesordnung, dass sexistische Kommentare kommen. So was wie am Girls Day überrascht einen fast nicht mehr.“
Von der Uni Hamburg heißt es, ihr seien die genannten Vorfälle nicht bekannt. „Nach jetzigem Kenntnisstand wurden diese bisher nicht an die entsprechenden Beratungs- und Kontaktstellen herangetragen“, sagt Alexander Lemonakis, Pressesprecher des Präsidenten. „Die Universität nimmt die Vorwürfe möglicher Betroffenen sehr ernst und prüft diese sorgfältig, auch hinsichtlich möglicher Konsequenzen sowie im Sinne einer verstärkten Sensibilisierung und Präventionsarbeit innerhalb der Fachbereiche.“
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Die Uni Hamburg sei ein weltoffener Ort für alle Universitätsangehörigen sowie Gäste und stelle sich jeglicher Form von Diskriminierung – einschließlich sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt – entschieden entgegen.