„Ausflug wurde zum Horrortrip“: Zerkarien in Hamburger Schwimmbad – Besucher sauer
„Die Duschen waren mit weinenden Kindern und verzweifelten Eltern überfüllt“: Was als Badeausflug anfing, endete für einige Besucher des Naturbads Kiwittsmoor im Hamburger Norden am Samstag als „Horrortrip“. Der Grund: Zerkarien im Wasser. Was Besucher schildern – und was der Betreiber dazu sagt: Lesen Sie mehr mit MOPO+: Jetzt für nur 99 Cent in den ersten vier Wochen testen (jederzeit kündbar)!
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Rote Flecken und Quaddeln gepaart mit Juckreiz: Was als Badeausflug anfing, endete für einige Besucher:innen des Naturbads Kiwittsmoor (Langenhorn) am Samstag als „Horrortrip“. Der Grund: Zerkarien im Wasser hatten bei einigen Badegästen Ausschlag und Juckreiz verursacht. Einige sehen den Betreiber in der Pflicht.
Eine Leserin meldete sich nach dem Schwimmbadbesuch in der MOPO-Redaktion und berichtete von unangenehmen Symptomen. „Der Juckreiz wurde immer schlimmer und wir wollten uns abduschen.“ In der Dusche sei sie dann auf andere Kinder getroffen, die dieselben Beschwerden hatten. Einige hätten geweint. So schildert die Frau, die anonym bleiben möchte, die Situation im Naturbad Kiwittsmoor am Samstag.
Sie erzählt weiter, dass ihre Symptome so schlimm wurden, dass sie wegen eines anaphylaktischen Schocks mit mehreren Medikamenten im Krankenhaus behandelt werden musste. „Ohne Empathie“ habe der Badbetreiber am Samstag lediglich kurz über Zerkarien im Wasser informiert, „welche ein Hautausschlag auslösen können aber nicht müssen.“
Zerkarien sind die Larven von kleinen Würmern, die einen fiesen Hautausschlag auslösen können. Sie halten sich im Uferbereich von flachen Gewässern auf und warten auf Wasserschnecken als Zwischenstation für einen geeigneten Wirt. Ist das Wasser wärmer als 20 Grad, können die winzigen Larven ausschwärmen und auf Suche gehen – eigentlich nach Wasservögeln wie Enten, doch manchmal eben auch fälschlicherweise Menschen.
Empörte Besucher wegen Zerkarien im Naturbad Kiwittsmoor
Die gute Nachricht: Menschliche Haut ist zu dick, die Zerkarien bleiben an der Oberfläche stecken und sterben. Die schlechte Nachricht: Trotzdem verursachen sie die sogenannte Badedermatitis mit Symptomen, über die es nun auch nach einem Badebesuch im Naturbad Kiwittsmoor Klagen gibt.
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Und es gibt weitere Fälle. „Im Laufe weniger Stunden wurde aus einem schönen Ausflug ein Horrortrip“, schreibt eine andere MOPO-Leserin. „Unsere 7-jährige Tochter fing an sich wie wild zu kratzen. Auch andere Badegäste, ob jung oder alt, kratzten sich und hatten teilweise rote Quaddeln.“ Der Betreiber habe nur mit einer Infotafel kurz nach dem Kassenbereich unter anderem über die Zerkarien aufgeklärt: „Wir sind wirklich stocksauer, dass es keine Warnschilder gab!“
Der Betreiber ist im Falle des Naturbads Kiwittsmoor der Hamburger Turnerbund von 1862 e.V., der seit 1984 Träger des Bads ist. „Was da am Samstag war, kam für uns überraschend“, erklärt der Vorsitzende Dirk Pommerening der MOPO. „In dieser geballten Form haben wir das noch nie gehabt.“ Zwar hätte es vergangenes Jahr bereits Vorfälle gegeben, jedoch nicht in der Form wie dieses Jahr.
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Der Verein habe deshalb eigenständig beschlossen, das Bad von Sonntag bis voraussichtlich Mittwoch zu schließen, so Pommerening – obwohl das Bad eigentlich nicht schließen müsste. Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde teilte der MOPO auf Nachfrage mit: „Von uns als Behörde gibt es keine Anweisung das Bad zu schließen, da das Auftreten von Zerkarien in keinem Zusammenhang mit der hygienischen Wasserqualität des Badegewässers steht.“
Vereinsvorstand Dirk Pommerening: „Jeder einzelne Fall ist einer zu viel für uns“
Dass im Frühjahr immer mal wieder jemand betroffen sei, könne man nicht ausschließen, erklärt Pommerening. „Wir hatten am Samstag 1300 Besucher:innen da. Jeder einzelne Fall ist dennoch einer zu viel für uns, das tut uns leid.“ Einige reagierten dabei stärker, vor allem Kinder hätten heftigere Symptome. Es hätte aber laut des Vereinsvorsitzenden viele Schwimmer:innen auch am Sonntag noch gegeben, die verschont blieben. Nichtsdestotrotz sorge man im Bad vor: Anders als andere Naturbäder werde in Kiwittsmoor das Becken vor jedem Frühjahr gereinigt und wieder mit neuem Grundwasser aufgefüllt. Außerdem informieren zwei großen Schilder der Stadt und eine zusätzliche Warnung an der Kasse über die Zerkarien.
„Wir sind da in einer Zwickmühle, dass uns die Natur einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, sagt Pommerening. Die finanzielle Seite sei hierbei zweitrangig: „Wir schauen, was wir zurzeit machen können, wie etwa weitere Schilder.“ Es gehe dem Bad in erster Linie um die Gäste, so der Vereinsvorstand. „Über das Geld machen wir uns hinterher Gedanken.“