Wird „Superbüttel“ eingestampft? Nicht einmal für ein Straßenfest ist Geld da
Kaum noch Autos, Platz zum Spielen für die Kinder, viel Grün und klare Vorfahrt für Radfahrer und Fußgänger: So stellt sich die Initiative „Kurs Fahrradstadt“ die Zukunft eines Eimsbütteler Quartiers vor. „Superbüttel“ erlangte im Frühjahr 2021 deutschlandweite Aufmerksamkeit und wurde hitzig diskutiert. Seitdem ist es allerdings verdächtig ruhig um das Vorzeige-Projekt des Bezirks geworden – hat es überhaupt noch eine Chance? Derzeit sieht es eher schlecht aus. Das liegt aber auch an einem grundsätzlichen Knatsch zwischen SPD und Grünen.
Kaum noch Autos, ordentlich Platz zum Spielen für die Kinder, viel Grün und klare Vorfahrt für Radfahrer und Fußgänger: So stellt sich die Initiative „Kurs Fahrradstadt“ die Zukunft eines Eimsbütteler Quartiers vor. „Superbüttel“ erlangte im Frühjahr 2021 deutschlandweite Aufmerksamkeit und wurde hitzig diskutiert. Seitdem ist es allerdings verdächtig ruhig um das Vorzeigeprojekt des Bezirks geworden – hat es überhaupt noch eine Chance? Es gibt zwar vorsichtige, kleine Schritte, insgesamt sieht es aber doch noch eher schlecht aus. Das liegt auch an einem grundsätzlichen Knatsch zwischen SPD und Grünen.
Wer in den Unterlagen der Eimsbütteler Bezirksversammlung blättert, dem fällt auf, dass „Superbüttel“ dort schon ziemlich lange nicht mehr auf der Agenda stand. Konkret geht es dabei um das dicht bebaute Altbauquartier rund um die Rellinger Straße.
Dort soll nach dem Vorbild von Barcelona dem Autoverkehr viel Platz weggenommen werden, um dafür Aufenthaltsflächen, Sitzmöglichkeiten oder Fahrradwege zu schaffen.
„Superbüttel“ erlangte im Frühjahr 2021 bundesweites Aufsehen
Aus Sicht der Initiative ist der Stadtteil genau der richtige Ort für so ein Modellprojekt. Knapp 18.000 Menschen leben dort auf gerade einmal einem Quadratkilometer. Grünflächen sind rar – im Bereich von „Superbüttel“ machen sie heute noch nicht einmal vier Prozent aus.
Das eine Problem des Bezirks ist die Finanzierung eines solchen Gesamtkonzepts – allerdings gerieten SPD und Grüne auch inhaltlich bereits regelmäßig aneinander. So wurde etwa eine Durchgangssperre für die Rellinger Straße immerhin bereits beschlossen. Vor der dort ansässigen Schule soll der gesamte Bereich autofrei werden. Das freut zwar die Initiative und Grünen, passt aber der SPD wiederum nicht, die vorher noch eine größere Bürgerbeteiligung gefordert hatte.
Streit um „Superbüttel“: Worum sich SPD und Grüne zoffen
Ein weiteres Beispiel: Am 18. September sollte auf dem zukünftigen Parnass-Platz zwischen Methfesselstraße und Lappenbergsallee ein Aktionstag der Initiative mit einer Pflanzaktion und Infoständen zu „Superbüttel“ stattfinden. Die Grünen wollten der Initiative dazu Geld aus den Töpfen des Bezirks zur Verfügung stellen, das wurde im Ausschuss abgelehnt – auch mit den Stimmen der SPD.
„Es hat sich für uns herausgestellt, dass die SPD für das Projekt eigentlich nur ein Schild mit ,Superbüttel‘ aufstellen möchte – mit aber möglichst wenig dahinter“, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Ali Mir Agha zur MOPO mit leichtem Frust in der Stimme. „Wir werden uns da einfach nicht einig – und so kann auch nichts passieren, weil die Mehrheiten fehlen.“ Besonders enttäuscht sei er davon gewesen, den Aktionstag am Parnass-Platz absagen zu müssen.

„Wir haben nichts dagegen, ein solches Fest dort stattfinden zu lassen“, betont wiederum Eimsbüttels SPD-Fraktionsvorsitzender Gabor Gottlieb. „Wir haben nur gesagt, dass wir die dafür geforderte relativ hohe Summe aus den bezirklichen Sondermitteln nicht stemmen können.“ Konkret waren laut Antrag der Bezirksversammlung 2550 Euro angedacht.
Tempo 30 in der Lappenbergsallee wurde abgelehnt
Nicht alles, betont er, liege außerdem in den Händen des Bezirks. Der eine Beschluss, in dem sich die Streithälse einig waren – und zwar durchgehendes Tempo 30 auf der Lappenbergsallee und dem Langenfelder Damm anzuordnen – wurde schließlich von der Polizei abgelehnt. Der Grund: Es liege keine ausreichende „Gefahrenlage“ vor.
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Gottlieb ist trotzdem optimistisch. Für den Herbst sei eine große Bürgerbeteiligung zu „Superbüttel“ geplant. „Wir dürfen bei den Planungen eben keinen vergessen“, sagt der Politiker. „Was ist mit den Gewerbetreibenden? Was ist mit den Handwerkern? Was ist mit denjenigen, die ihr Auto brauchen? Natürlich hat ,Superbüttel‘ tolle Ideen, aber die kosten eben auch immer irgendwo Platz, meistens Parkplätze.“
Vorbild Barcelona: Autofreie Straße wird zurückgebaut
Mir Agha wiederum prognostiziert, dass seine Partei bis zu den Bezirkswahlen im Juni 2024 wohl erst einmal keine Ambitionen habe, zu „Superbüttel“ etwas Größeres in Gang zu bringen. „Wir schreiben uns das weiterhin auf die Fahnen“, betont er, „aber dafür brauchen wir eben auch entsprechende Mehrheiten.“

Vorerst werden die großen Pläne für das Vorhaben also weiterhin in der Schublade bleiben. Schlechte Nachrichten gibt es übrigens auch von dessen Vorbild aus Barcelona: Dort war die Calle del Consell de Cent, eine der Querachsen im zentralen Stadtteil Eixample, bereits umgebaut worden: Aus der Autostraße war ein einziger, breiter Bürgersteig entstanden, nur unterbrochen von Sitzbänken und frisch gepflanzten Bäumen.
Anfang September entschied eine Richterin allerdings: Es muss zurückgebaut werden – also alles wieder auf Anfang. Inklusive der Autos.