Aus diesen Ländern kommen Hamburgs Geflüchtete
Kriege, Diskriminierung, Hunger: Die Zahl der Geflüchteten nimmt täglich zu. Beim Flüchtlingsgipfel haben die Bundesländer sich am Donnerstag auf eine stärkere Kooperation geeinigt – und die ist auch nötig. Allein in Hamburg gab es Ende Dezember 2022 mehr als 63.000 Geflüchtete mit einer Aufenthaltserlaubnis. Aus welchen Ländern die meisten Menschen kommen, wie die Verteilung der Geschlechter ist und welche Prognose es für 2023 gibt, hat die MOPO anhand von Behördendaten analysiert.
Kriege, Diskriminierung, Hunger: Die Zahl der Geflüchteten nimmt täglich zu. Beim Flüchtlingsgipfel haben die Bundesländer sich am Donnerstag auf eine stärkere Kooperation geeinigt – und die ist auch nötig. Allein in Hamburg gab es Ende Dezember 2022 mehr als 63.000 Geflüchtete mit einer Aufenthaltserlaubnis. Aus welchen Ländern die meisten Menschen kommen, wie die Verteilung der Geschlechter ist und welche Prognose es für 2023 gibt, hat die MOPO anhand von Behördendaten analysiert.
Genau 63.583 Menschen leben nach Angaben der Innenbehörde mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Hamburg. Zum Vergleich: Das sind etwa dreimal so viele Menschen, wie in St. Pauli leben (21.803) und etwas mehr als die Gesamteinwohnerzahl des Stadtteils Eimsbüttel (57.183).
Geflüchtete in Hamburg: Das sind die häufigsten Herkunftsländer
Zusätzlich befinden sich 7139 Geflüchtete mit einer Aufenthaltsgestattung in der Stadt, das bedeutet, sie befinden sich noch in einem laufenden Asylverfahren. Die 63.000 Menschen mit Aufenthaltserlaubnis kommen zum Großteil aus sechs Herkunftsländern: Fast die Hälfte stammt aus dem Mittleren Osten wie aus Afghanistan (23 Prozent), Syrien (16 Prozent), dem Iran (vier Prozent) und dem Irak (drei Prozent).
Etwas mehr als ein Drittel kommt aus der Ukraine (35 Prozent) und etwa vier Prozent aus Eritrea. Die übrigen 16 Prozent haben verschiedene Staatsangehörigkeiten. Rund ein Drittel (28 Prozent) aller Geflüchteten mit Aufenthaltserlaubnis in Hamburg sind Minderjährige.

So viele Geflüchtete kommen pro Tag nach Hamburg
Was treibt die Geflüchteten her? Krieg ist weltweit eine der häufigsten Fluchtursachen. Der Angriffskrieg auf die Ukraine ist in Deutschland medial sehr präsent, weil er so nah erscheint, doch auch in anderen Ländern müssen sich Menschen weiterhin vor Kriegen und Konflikten schützen. Afghanistan, Syrien, Iran und Irak sind nur einige Beispiele.
Im Durchschnitt werden derzeit täglich rund 75 Geflüchtete in Hamburg registriert. Die Zahl verteilt sich fast zu gleichen Teilen auf Geflüchtete aus der Ukraine und aus anderen Ländern. Von den rund 75 Personen verblieben im Durchschnitt 50 bis 60 in Hamburg.
Unterkünfte in Hamburg am Limit
Die Einwohnerzahl der Stadt wächst also weiter und mit ihr auch die Anzahl an Unterkünften. Im Dezember 2022 lebten mehr als 50.000 Geflüchtete in Hamburg in einer öffentlichen Unterkunft.

Mehrmals hatte der Hamburger Senat im vergangenen Jahr schon darauf hingewiesen, dass die Kapazitäten am Limit sind. Stetig werden neue Unterkünfte gebaut, doch geeignete Flächen sind weiter Mangelware. Hotels, Container, Tiny Houses oder ehemalige Supermärkte – alles kommt zum Einsatz. Ende Januar rief die Sozialbehörde die Hotelbranche erneut auf, nicht genutzte Kontingente zur Verfügung zu stellen.
Die Verteilung der Geschlechter
Bei der Verteilung der Geschlechter fällt auf, dass aus der Ukraine deutlich mehr Frauen als Männer einreisen. Rund 63 Prozent der geflüchteten Ukrainer in Hamburg sind weiblich. Bei Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern ist dieses Verhältnis meist umgekehrt. Geflüchtete aus Syrien mit Aufenthaltserlaubnis sind zum Beispiel zu rund 61 Prozent männlich.

Warum ist das so? Weltweit sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) die Hälfte aller Geflüchteten Frauen. In Europa und in Deutschland kommen allerdings mehr asylsuchende Männer als Frauen an. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Darum machen sich mehr Männer auf den Weg
Nicht jede Familie hat die finanziellen Ressourcen, damit mehr als ein Mitglied nach Europa fliehen kann. Zudem birgt die Flucht an sich viele Gefahren und für Frauen kommt noch die Gefahr des sexuellen Missbrauchs hinzu. Daher machen sich traditionell eher junge Männer auf den Weg nach Europa.
Der höchste Anteil an Männern findet sich übrigens unter den Geflüchteten aus Eritrea (rund 66 Prozent). Dies lässt sich unter anderem damit erklären, dass in Eritrea eine Diktatur herrscht, die junge Männer zu einem Nationaldienst zwingt, hinter dem sich harte Zwangsarbeit für das Militär und die Regierung verbirgt. Aus der Ukraine kommen vermehrt Frauen, weil Männer im wehrpflichtigen Alter ihren Wohnort nicht verlassen dürfen.
Geflüchtete: Die Hamburger Prognose für 2023
Für 2023 hat die Stadt eine Zugangsprognose erstellt, die in etwa voraussagen soll, wie viele Asyl- und Schutzsuchende eine Unterbringung in Hamburg benötigen werden. Im besten Fall wird von 5300 Plätzen ausgegangen, sollte der Krieg in der Ukraine Mitte 2023 enden.
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Im schlechtesten Fall kommt 2023 noch einmal die gleiche Anzahl von Geflüchteten aus der Ukraine nach Hamburg, dann bräuchte die Stadt bis zu 16.900 weitere Plätze. In der Abwägung beider Szenarien stellt man sich derzeit darauf ein, dass in diesem Jahr mindestens 10.000 weitere Plätze geschaffen werden müssen – das sind fast so viele Einwohner wie im Stadtteil Hohenfelde leben.