Musik-Tempel vor dem Aus: Macht das Docks für immer dicht?
Eine Kulturinstitution in Hamburg steht vor dem möglichen Aus: Das „Docks” am Spielbudenplatz könnte bald Geschichte sein. Die Betreiber, die in den vergangenen Monaten durch Corona-Verschwörungstheorien aufgefallen sind, wollen sich offenbar zurückziehen. Gespräche mit der Stadt laufen. Doch was kommt dann?
- Deutsch (Deutschland)
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Eine Kulturinstitution in Hamburg steht vor dem möglichen Aus: Das „Docks” am Spielbudenplatz könnte bald Geschichte sein. Die Betreiber, die in den vergangenen Monaten durch Corona-Verschwörungstheorien aufgefallen sind, wollen sich offenbar zurückziehen. Gespräche mit der Stadt laufen. Doch was kommt dann?
Die Gerüchteküche auf dem Kiez brodelt, denn der legendäre Musikclub „Docks“ könnte bald von der Reeperbahn verschwinden. Wie bestens informierte Politikkreise der MOPO bestätigen, bemühen sich die Betreiber des Musiktempels darum, den Pachtvertrag mit der Stadt frühzeitig zu beenden. Sollte dies geschehen, wäre das Docks vermutlich Geschichte.
Seit Corona wird das „Docks“ boykottiert
Das Docks, in dem schon viele weltberühmte Bands spielten und jedem Hamburger ein Begriff ist, hat seit der Corona-Pandemie stark an Popularität eingebüßt und wird szeneintern isoliert. Die Betreiber hatten den legendären Musikclub mit Schwurbelplakaten behängt und die Verantwortlichen fielen mit Corona-Verschwörungstheorien auf. Als Reaktion darauf boykottiert bis heute ein Großteil der Konzertveranstalter den Musikclub.
Außerdem schmiss das Clubkombinat Docks-Geschäftsführerin Susanne Leonhard als Vorsitzende raus. Seitdem ist es ziemlich still um die einstige Top-Adresse geworden.
Die Stadt schweigt zu den „Docks“-Gerüchten
So still, dass die Betreiber nun die Reißleine ziehen? Offizielle Stellen der Stadt wollen mit der MOPO noch nicht über ein mögliches Docks-Ende sprechen und reagieren auf Anfragen zugeknöpft. In der Kulturbehörde will man die Nachricht auf Rückfrage weder bestätigen noch dementieren und verweist auf die Sprinkenhof GmbH, die für das Gebäude am Spielbudenplatz 19 zuständig ist. Dort will man sich bislang aber auch nicht äußern.
Auf Nachfrage wie lange der Vertrag mit den Docks-Betreibern denn noch laufe, sagte ein Sprecher: „Die Laufzeit des derzeit laufenden Mietvertrages möchten wir nicht ohne Zustimmung des Vertragspartners kommunizieren, da dies als Vertragsbestandteil dem Geschäftsgeheimnis unterliegt.“
Die Verantwortlichen des Docks selbst, Geschäftsführerin Susanne Leonhard und Inhaber Karl-Hermann Günther, waren für die MOPO am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
„Docks“ stand bereits 2010 vor dem Aus
Sollte es am Ende zur vorzeitigen Trennung kommen, dürfte die Stadt aber keine Schwierigkeiten haben, einen Nachmieter zu finden. Als der letzte Pachtvertrag zwischen Docks und der Stadt im Jahr 2010 auslief und es so aussah, als würde keine Einigung erzielt werden, standen bereits zahlreiche Interessenten in den Startlöchern. So hatte die Sprinkenhof GmbH eigentlich damit gerechnet, dass Corny Littmann ein Revuetheater an dem Standort errichten würde und plante bereits den Abriss des Gebäudes. Am Ende blieb das Docks dann doch – auch aufgrund des öffentlichen Drucks aus der Politik- und Kulturszene.
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Der öffentlichkeitswirksame Einsatz für ein Fortdauern des Docks dürfte dieses Mal aufgrund der jüngeren Vergangenheit allerdings nur verhalten ausfallen.