Schikane der Vereins-Chefin? Aufstand in Hamburger Kleingarten
Im Kleingartenparadies von Christian Gruber (48) gibt es Ärger: Er und weitere Mitglieder der Hamburger „Gartenfreunde Marienthal“ haben fristlose Kündigungen erhalten. Die neue Vereinsvorständin Marita D. führt offenbar systematisch einen Kleinkrieg gegen einige Mitglieder. Die MOPO erfuhr eine unglaubliche Geschichte.
Im Kleingartenparadies von Christian Gruber (48) gibt es Ärger: Er und weitere Mitglieder der Hamburger „Gartenfreunde Marienthal“ haben fristlose Kündigungen erhalten. Die neue Vereinsvorständin Marita D. führt offenbar systematisch einen Kleinkrieg gegen einige Mitglieder. Am Dienstag ist der Fall von Herrn Gruber vor dem Amtsgericht Wandsbek verhandelt worden. Die MOPO war dabei und erfuhr eine unglaubliche Geschichte.
Die Stimmung vor Zimmer 211 des Amtsgerichts ist angespannt. Hobby-Gärtner Christian Gruber kommt mit seinem Anwalt Mike Mesecke um die Ecke. Vereinsvorständin Marita D., die sich als „Juristin“ bezeichnet, vertritt sich selbst. Aber sie hat sich vier Bekannte zur Verstärkung mitgebracht. Beide Parteien ignorieren sich, die Fronten sind verhärtet.
Neue Vorständin kündigt unliebsamen Mitgliedern
Alles begann vor etwa einem Jahr: Neuwahlen standen im Kleingartenverein Marienthal an, kaum einer der Gartenfreunde war scharf auf den Vorstandsposten. Es gab nur eine Bewerberin: Marita D. Die Kleingärtner wählten sie, was einige heute bereuen.

Wer Kritik an Marita D.s Methoden äußert, werde von ihr mit einer „Begehung“ des Gartens beehrt. Im Anschluss schreibe sie eine Liste von Mängeln, die bis zu einer Frist beseitigt werden müssten. Die MOPO hat dazu Aussagen mehrerer Kleingärtner:innen vorliegen, die meisten wollen anonym bleiben. Tatsächlich regelt das deutsche Kleingartengesetz von den Gewächsen bis zum Gartenhaus fast alles. Heißt auch: Wer einen Verstoß finden will, findet ihn.
Hühner weg, Ofen weg, Kündigung
„Ich habe mich zuerst kooperativ gezeigt“, sagt Gruber. Seit zehn Jahren besitzt er eine Parzelle mit 320 Quadratmetern. Darauf stand zur Freude seiner Tochter Sophia auch ein Hühnerstall. Frau D. sagte, die Hühner müssten weg. Einen Ofen im Gartenhäuschen, das schon seit den 1970ern dort steht, musste Gruber auch rausreißen.

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Marita D. ging noch weiter, so waren ihr zum Beispiel auch Grubers Bienenstöcke ein Dorn im Auge. „Ich hatte versucht, einen Kompromiss zu finden“, sagt Gruber. „Aber ich war schon so in ihrem Fokus, dass sie sagte: Wir kündigen dir.“ Außerdem erteilte sie ihm ein Betretungsverbot für den Garten.
Versuche, den Vorstand abzusetzen, scheiterten
Ein Verbot, das Gruber die Versorgung seiner Bienen unmöglich machen würde. Das sagt er auch am Dienstag im Wandsbeker Amtsgericht aus. Marita D. unterstellt dem Sohn eines Imkers, keine Ahnung von Bienen zu haben. Dann behauptete sie, Gruber habe andere Vereinsmitglieder gegen sie aufgewiegelt und unter Druck gesetzt.

Wer Herrn Gruber sieht, einen 48-jährigen Krankenpfleger, der sich in seiner Gartenhütte gern selbstgepflückten Minztee kocht, kann sich das schwer vorstellen. Zweimal haben Gruber und andere Mitglieder demokratisch versucht, mit einem Minderheitsbegehren Neuwahlen durchzusetzen. Genug Stimmen hatten sie zusammen — doch D. behauptete unter anderem, es seien Unterschriften gefälscht worden. Anschließend verschickte sie einen Rundbrief, auf dem sie alle Parzellen öffentlich auflistete, die gegen sie unterschrieben hatten.
Landesverband: „Die Situation ist sehr verhakt”
Die Richterin entscheidet an diesem Tag, dass die Kündigung ausgesetzt wird, bis zur Verhandlung vor dem Schlichtungsgericht der Kleingärtner. Nach der Entscheidung ist Gruber erleichtert – ein Teilerfolg.

Der Landesbund der Gartenfreunde hat bisher noch keinen Termin für das Schlichtungsverfahren festlegen können. „Wir haben immer Gespräche mit den Beteiligten geführt, aber die Situation ist sehr verhakt“, sagt deren Chef Dirk Sielmann. „Aber wenn im Kleingartenverein Marienthal ein neuer Vorstand im November gewählt wird, ist das Ganze, glaube ich, auf einem guten Weg“, sagt Sielmann. Marita D. und der Rest des Vorstands werden in der nächsten Sitzung am 19. November zurücktreten und Neuwahlen abhalten lassen.
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Ob das Ruhe in den Verein bringen wird, ist fraglich. „Wir wissen von 121 Mitgliedern, an die Wahlscheine bei der letzten Wahl versandt wurden“, sagt Mike Mesecke, der mittlerweile drei Mitglieder vor Gericht vertritt. „Inzwischen sind aber 174 Mitglieder registriert.“ 53 neue stimmberechtigte Mitglieder in so kurzer Zeit seien sehr ungewöhnlich. Einige vermuten, dass es sich um Bekannte von Frau D. handelt.