Aufregung um nackte Merkel-Brüste in Altona: Ist das Kunst oder respektlos?
Sie thront auf einem Container auf dem Gelände des „Thalia-Theaters“ an der Gaußstraße in Ottensen: eine nackte Frau mit hängenden Brüsten, Schwabbelbauch und einem Antlitz, das stark an die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erinnert. Nicht jedem gefällt das.
- Deutsch (Deutschland)
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Sie thront auf einem Container auf dem Gelände des „Thalia-Theaters“ an der Gaußstraße in Ottensen: eine nackte Frau mit hängenden Brüsten, Schwabbelbauch und einem Antlitz, das stark an Alt-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erinnert. Nicht jedem gefällt das.
Die Blicke der Passanten an der Gaußstraße fallen auf Höhe der Hausnummer 190 unwillkürlich auf die große Frauen-Figur, die dort nackt auf einem weißen Container sitzt. Manche bleiben stehen und machen Fotos. Andere unterhalten sich darüber, was die Skulptur wohl soll. Handelt es sich um ein politisches Statement? Ist das Kunst? Und soll das überhaupt Angela Merkel sein?
Darf eine Merkel-kritische Figur neben einem Theater stehen?
Den meisten Passanten scheint die Ähnlichkeit frappierend. Auch bei den Mietern auf dem Gelände der Gaußhöfe heißt die Figur nur „die Merkel“. Dass die diffamierende Darstellung ausgerechnet neben einem (öffentlich geförderten) Theater steht, stößt manch einem auf.
Auch Altonas CDU-Fraktionsvorsitzender Sven Hielscher ist „not amused“, wie er sagt. „Politiker-Bashing kommt aktuell bei vielen Bürgern gut an“, stellt Hielscher fest. Die Folgen seien allerdings fatal. „Es trägt zu einer allgemeinen Politikverdrossenheit bei und dazu, dass die Wertschätzung gegenüber der Politik sinkt.“
Für Hielscher ist diese Entwicklung höchst alarmierend. Er warnt: „Das führt nur dazu, dass die Wähler abwandern zu den Parteien an den politischen Rändern.“ So weit, eine Entfernung der Merkel-Figur zu fordern, will Hielscher allerdings nicht gehen. „Die Kanzlerin ist eine Person der Öffentlichkeit. Sie zu kritisieren, ist ein demokratisches Recht.“ Allerdings habe auch die Freiheit der Kunst ihre Grenzen, findet Hielscher.
Sprecherin: „Die Figur ist kein politisches Statement des ,Thalia-Theaters‘“
Das „Thalia-Theater“ betont, nichts mit der Figur zu tun zu haben. Zwar entstammt die Plastik dem Fundus des Theaters. 2012 war sie Teil der Bühnenausstattung für das Stück „Dantons Tod“. Allerdings hatte die Figur dabei keinen Kopf. Stattdessen kletterte Schauspielerin Karin Neuhäuser ins Innere der Skulptur und schaute oben heraus.
Nach Angaben einer Sprecherin war die Plastik nach Absetzung des Stückes an eine Privatperson verkauft worden – an den Eigentümer des Geländes an der Gaußstraße. Erst er ließ den Merkel-ähnlichen Frauenkopf auf den Rumpf setzen. Anschließend wurde die Figur auf dem Gelände prominent platziert.
„Das ist kein politisches Statement des „Thalia-Theaters“, betont Thalia-Sprecherin Sabine Seisenbacher gegenüber der MOPO ausdrücklich.
Altonas Bezirksamtsleiterin: „Kunst ist nun mal Kunst“
Die Leiterin des Bezirksamts Altona, Dr. Stefanie von Berg, kann nichts Verwerfliches an der Figur finden: „Kunst ist nun mal Kunst. Mir gefällt die Statue nicht, und ja, sie ist despektierlich, aber ich respektiere künstlerische Freiheit, solange sie nicht gegen unsere demokratischen Grundwerte verstößt.“
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Die MOPO hat mit einem Mitglied der Eigentümer-Familie des Geländes an der Gaußstraße sprechen können. Allerdings möchte er sich nicht öffentlich äußern.
Nach MOPO-Informationen soll die Frauenfigur keinerlei politischen Bezug haben – die Ähnlichkeit mit Angela Merkel purer Zufall. Die Witterung hat der Skulptur bereits stark zugesetzt, vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie abgebaut wird.