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Eine Ärztin impft einen Patienten
  • Foto: (c) dpa

Aufhebung der Impf-Priorisierung –Hamburger Hausärzte: „Der Ton wird rauer“

Am 7. Juni endet die Priorisierung bei Covid-19-Impfungen, ab jetzt dürfen alle um Termine kämpfen – und gleichzeitig wird der Impfstoff weiter verknappt, weil der Bund Millionen Dosen für die Impfung von Jugendlichen hortet. Für Hausarztpraxen bedeutet das: eine Flutwelle von Anrufen und Mails  – und zunehmend genervte Patienten. 

„Es ist natürlich eine enorme Belastung, dieser Anzahl an Anfragen und dem teilweise bestehenden Unverständnis, jetzt nicht gleich dran zu sein, ausgesetzt zu sein“, so Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes zur MOPO: „Der Ton wird rauer.“ Viele Praxen haben sogar schon ihre Warteliste geschlossen.

Den Impf-Frust der Patienten bekommen die medizinischen Fachangestellten an Telefon und Praxistresen ab. „Im Grunde werden wir als Hausarztpraxen durch eine von der Politik hervorgerufene, aber nicht zu erfüllende Erwartungshaltung seitens der Patientinnen und Patienten enorm unter Druck gesetzt“, so  Hausärztin Husemann.

Hamburger Hausärzte zu Impfungen: „Der Ton wird rauer“

Wer sich unter Hamburger Ärzten umhört, die in ihren Praxen impfen, der erfährt Unfreundliches über Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): „Ich ärgere mich über die Aussage von Herrn Spahn, dass alle bis Ende Juni ein Impfangebot haben werden“, so eine HNO-Ärztin: „Und jetzt will er auch noch ohne Empfehlung der Stiko anfangen, die Jugendlichen zu impfen. Das kann alles nicht klappen.“ Ihre Warteliste werde täglich länger, weil kein neuer Impfstoff nachkommt.

Hausarzt in Ottensen: „Impfe weiter nach Priorisierung“

Kai-Uwe Helmers, Hausarzt in Ottensen, nennt auf MOPO-Nachfrage die Aufhebung der Priorisierung durch die Politik eine „aufgeblasene Diskussion“: „Bei mir ist die Priorisierung nicht aufgehoben. Wer unter meinen Patienten vorerkrankt ist, kommt auf die Überholspur.“

Rund 70 Namen stehen inzwischen auf seiner Warteliste: „Allein um denen allen ein Angebot zu machen, brauche ich ein bis drei Monate.“ Nur ein Beispiel: In der ersten Juniwoche erwartet seine Praxen 54 Impfdosen, die bis auf acht alle für Zweitimpfungen gebraucht werden.

Bund hält 1,2 Millionen Impfdosen für Jugendliche zurück

Jetzt steigen auch noch die Betriebsärzte ein und für die Impfkampagne unter den Jugendlichen ab 12 Jahren hält der Bund mehr als eine Million Dosen Biontech zurück, wie der „Spiegel“ berichtet.

„Der Zeitpunkt, um Impfdosen zurückzuhalten, ist gerade extrem ungünstig“, sagt Jana Husemann. Terminplanungen würden durcheinandergebracht, Hausarztpraxen „maximal ausgebremst“. Die Folge: Noch mehr Erklärungsbedarf und Diskussionen mit enttäuschten Patientinnen und Patienten.

Hausärzte sollen digitale Impfnachweise ausstellen

Gleichzeitig rollt neues Ungemach auf die Praxen zu: die Ausstellung der digitalen Impfnachweise: „Dies wurde viel zu spät geplant und wird jetzt auf die Praxen abgewälzt“, so die Vorsitzende der Hamburger Hausärzte: „Die Belastungsgrenze ist eigentlich schon lange überschritten.“ Etwas Erfreuliches möchte sie aber noch erwähnen: „Es gibt zum Glück viele verständnisvolle Patient:innen und dankbare Geimpfte.“

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