„Sensation“, „großer Tag für Hamburg“: Bornplatzsynagoge nimmt wieder Gestalt an
Nun ist es kein Gerede mehr: Die Bornplatzsynagoge im Grindelviertel (Rotherbaum) kommt! Am Dienstag wurden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Wiedererrichtung des 1938 zerstörten jüdischen Gotteshauses präsentiert. „Heute ist ein großer Tag für Hamburg“, erklärte die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank. Wie wird sie aussehen? Wann wird gebaut? Ausgerechnet auf die für die Jüdische Gemeinde und die Bürger der Stadt Hamburg spannendsten Fragen gab es noch keine abschließenden Antworten. Aber eine Reihe Details zum Vorhaben wurden doch bekannt.
Nun ist es kein Gerede mehr: Die Bornplatzsynagoge im Grindelviertel (Rotherbaum) kommt! Am Dienstag wurden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Wiedererrichtung des 1938 zerstörten jüdischen Gotteshauses präsentiert. „Heute ist ein großer Tag für Hamburg“, erklärte die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank.
Wie wird sie aussehen? Wann wird gebaut? Ausgerechnet auf die für die Jüdische Gemeinde und die Bürger der Stadt Hamburg spannendsten Fragen gab es am Dienstag keine Antworten. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verwies auf die politischen und vergaberechtlichen Prozesse, die bis zur Realisierung des Bauwerks noch notwendig sind.
Hamburg: Die neue Bornplatzsynagoge im Grindelviertel wird gebaut
Wenn alles glatt läuft, soll jedoch schon zu Beginn des kommenden Jahres der Architekturwettbewerb starten, an dessen Ende zum Herbst 2023 der fertige Entwurf für die Synagoge stehen könnte.
Wolfgang Lorch vom Büro „Wandel Lorch Götze Wach“ brachte am Dienstag einige Varianten mit, die jedoch lediglich der Veranschaulichung dienten. Dabei verriet der Professor auch eine Reihe von Details zu dem Vorhaben.

So wird das Synagogen-Ensemble die gesamte Fläche zwischen der jüdischen Schule und dem Allende-Platz einnehmen. Heißt: Der während des Krieges von den Nazis errichtete Hochbunker, der heute von der Uni Hamburg genutzt wird, kommt weg!
„Der Bunker würde wie ein Klotz vor der nach Osten ausgerichteten Synagoge liegen und ihren Eingang versperren. Das wäre das falsche Zeichen“, erklärte Wolfgang Lorch.
Der Hochbunker am Allende-Platz wird abgerissen
Im Vergleich zur ursprünglichen Synagoge wird der Neubau deutlich kleiner: Statt 1400 Plätze wird die neue Synagoge 600 Plätze haben. Dadurch entsteht Raum für ein weiteres Gebäude direkt neben der Hauptsynagoge, in der die liberale jüdische Gemeinde untergebracht werden soll. „Das zweite Gebäude bildet die Vielfalt jüdischen Lebens in Hamburg ab“, so Lorch.

In diesem Nachbargebäude sollen auch Wohnungen entstehen – für den Rabbiner und weitere Gemeindemitglieder. Es soll darin eine Bibliothek geben, eine Lern- und Ausstellungsfläche sowie ein zum Allende-Platz hin ausgerichtetes Café.
Besonderen Wert legt die jüdische Gemeinde darauf, dass die Synagoge nicht von Mauern oder Zäunen umgeben sein soll. „Es soll ein offener Platz werden, auf dem jeder willkommen ist und auf dem die Nachbarn sich wohl fühlen“, betonte Philipp Stricharz, Erster Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Zwar werde es notwendige Sicherheitsmaßnahmen geben, doch sie würden einem modernen Konzept entsprechen und nicht sichtbar sein.
Neue Synagoge soll in Form und Material an das 1938 zerstörte Original erinnern
Wichtig ist der Gemeinde auch, dass die neue Synagoge in Form und Material an das Original erinnert – ohne eine identische Rekonstruktion zu sein. „Das Gebäude soll etwas von der Geschichte erzählen, aber nicht so aussehen, als wäre nichts geschehen. Kontinuität wäre die falsche Botschaft“, so Professor Lorch.
Zu dieser Geschichte gehört auch, dass das 1988 von der Künstlerin Margrit Kahl geschaffene Bodenmosaik, das den Grundriss der zerstörten Synagoge nachzeichnet, erhalten bleibt. Auch hier ist noch nicht klar, in welcher Form.

Der Platz mit dem Synagogen-Ensemble soll direkt mit der Universität verbunden werden. Dafür wird die Binderstraße geöffnet und für Fußgänger durchgängig gemacht.
Ob es bei den ursprünglich einmal veranschlagten Kosten von 130 Millionen Euro bleiben wird, die Bund und Stadt sich teilen sollen? Auch dazu konnten die Senatsvertreter noch keine Einschätzung abgeben. Dafür sei es noch zu früh, erklärte Bürgermeister Tschentscher.
Jüdische Gemeinde will die Synagoge an der Hohen Weide aufgeben
Philipp Stricharz nannte das nun immer mehr greifbare Vorhaben eine „Sensation“ und bedankte sich beim Senat und bei den Bürgern der Stadt Hamburg für die große Unterstützung. „Vor ein paar Jahren war hier nur ein leerer Platz. Seit wir hier die jüdische Schule und die Kita haben, ist wieder Leben an den Bornplatz zurückgekehrt. Für die Überlebenden der Shoah hat das eine große Bedeutung.“
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Nach der Rückkehr an den Bornplatz, der heute Joseph-Carlebach-Platz heißt, will die Jüdische Gemeinde die aktuell genutzte Synagoge an der Hohen Weide aufgeben. Nach MOPO-Informationen soll das 1960 errichtete Gebäude abgerissen werden. Dort sollen Wohnungen entstehen.
Auch wann das so weit ist, steht in den Sternen. Nicht allen geht die Sache schnell genug voran. Während Philipp Stricharz Geduld versprach, erklärte Daniel Sheffer, Initiator der Kampagne zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge: „1938 wurde geplündert, zerstört und gestohlen. Über 80 Jahre warten wir auf den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Wir wollen Taten statt Worte.“