• Europas Lotsen haben einen neuen Chef: Kapitän Erik Dalege (59) aus Hamburg
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Auf zu neuen Ufern: Hamburger Kapitän wird Europas Oberlotse

Zur Seefahrt kam er nur zufällig. Denn eigentlich stammt Erik Dalege aus dem Frankenland. Jetzt wird der Vorsitzende der Bundeslotsenkammer in Hamburg Europas Oberlotse: Der 59-jährige Kapitän übernimmt das Ruder der EMPA (European Maritime Pilots Organisation) mit Sitz in Brüssel. 

Den Sorgen und Nöten der Lotsen mehr Gehör zu verschaffen – das ist Daleges großes Ziel. Denn wie so viele Branchen, so haben auch die Schiffslenker unter der Corona-Pandemie zu leiden. „Die Verkehre sind in einigen Regionen deutlich zurückgegangen“, so Dalege.

In Rostock und im Emsland steht das Lotsenwesen still

Während der Schiffsverkehr auf Elbe und Weser wie gewohnt läuft, herrscht gerade in den von der Passagierfahrt abhängigen Regionen wie Rostock oder an Autotransporter gebundene Gegenden wie an der Ems weitgehend Stillstand. „Die Lotsen dort haben nichts mehr zu tun. Ohne staatliche Unterstützung wären sie am Ende“, sagt Dalege, der für die Corona-Hilfe gekämpft hat.

Ein Lotse klettert an Bord eines Containerschiffs

Ein Lotse klettert an Bord eines Containerschiffs im Hamburger Hafen.

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Florian Quandt

Auf europäischer Ebene will Dalege sich für die Absicherung der 4500 See- und Hafenlotsen einsetzen. Vor allem die Versuche mancher Länder, das Lotsenwesen der Marktwirtschaft auszusetzen und sich gegenseitig Konkurrenz zu machen, ärgern ihn. „Es hat sich gezeigt, dass das nicht funktioniert. Die Qualität hat merklich abgenommen.“ Dalege möchte die Einigkeit unter den europäischen Lotsen bewahren und die Harmonie fördern.

Als Matrose hat Erik Dalege angefangen

Erfahrung auf der Weltbühne hat er zuhauf. Er ist 22 Jahre lang zur See gefahren. Zuerst als Matrose. „Ich hatte Fernweh“, erinnert sich der gebürtige Franke an seine Anfangszeit. Deshalb heuerte er bei einer großen Reederei an. „Ich wollte mal reinschnuppern und hab ganz altmodisch meinen Matrosenbrief gemacht.“ Später machte er das Kapitänspatent. Seit 2002 arbeitet er als Lotse.

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Es ist der klassische Weg in den Lotsenberuf. Nur der wird immer seltener. Die deutsche Seeschifffahrt leidet an akuten Nachwuchssorgen. Niemand will mehr zur See fahren und monatelang fern von Freunden und Familie sein. Wenn Babyboomer wie Dalege in Rente gehen, braucht es 40 bis 50 neue Lotsen pro Jahr.

Künftig ist der Weg in den Lotsenberuf einfacher als früher

Deshalb hofft Dalege, dass die Novellierung des Seelotsgesetzes noch im Mai den Bundestag passiert. Denn darin ist geregelt, dass das Kapitänspatent nicht mehr Voraussetzung für den Lotsenberuf ist. Junge Nautiker können schon mit einem Bachelor-Abschluss die zweijährige Ausbildung zum Lotsen absolvieren. Dalege: „Das ist ein ganz großer Schritt nach vorne.“

 

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