x
x
x
  • Hazem Haj Jouma (28) ist alleine aus Syrien geflüchtet, seine ganze Familie ist noch dort. Er arbeitet heute als Rettungssanitäter in Bergedorf bei Falck.
  • Foto: hfr

Auf Flucht angeschossen: Heute ist Hazem Sanitäter und lebt in einer ungewöhnlichen WG

Er fährt Menschen ins Krankenhaus, bringt Patienten zur Dialyse und ist bei Unfällen im Raum Bergedorf im Einsatz: Hazem Haj Jouma (28) ist Rettungssanitäter. Ein Beruf, bei dem er ständig anderen Menschen hilft. Und das ist ganz sein Ding. Vor fünf Jahren flüchtete der gebürtige Syrer aus seiner Heimat. „Viele Menschen haben mir seitdem geholfen. Als Sanitäter kann ich etwas davon weitergeben.“

Damals zu Hause war Jouma bei der Armee. „Doch ich wollte nicht im Bürgerkrieg auf meine Brüder schießen“, sagt der junge Mann in bestem Deutsch. Deshalb ist er damals geflüchtet. Seit fast sechs Jahren lebt er nun in Hamburg. Zunächst in einer Flüchtlings-Unterkunft, später endlich in einer eigenen Wohnung.

Syrer in Hamburg: Hazem auf Flucht angeschossen

Bei seiner Flucht erlitt Jouma eine Schussverletzung im Fußgelenk. Er musste dreimal operiert werden. Die Kugel wurde entfernt, doch richtig gut wird das Gelenk nie wieder. „Ich habe zunächst in der Gastronomie gearbeitet“, erzählt er. „Aber ich hatte starke Schmerzen, weil ich lange stehen und laufen musste.“

Flüchtling ist Rettungssanitäter bei Falck

Deshalb sattelte er um und wurde Rettungssanitäter bei Falck. Die Prüfungen zu bestehen, das war harte Arbeit. Vor allem die ganzen medizinischen Fachausdrücke. Obwohl Jouma anders als viele andere Flüchtlinge schnell Deutsch gelernt hatte. „Ich bin einfach auf die Leute zugegangen und hab‘ gefragt“, sagt er. Und er hat Zettel an Schwarze Bretter gehängt und seine Hilfe angeboten.

Ankunft Flüchtlinge am Hauptbahnhof.

Tausende Flüchtlinge kamen über den Hauptbahnhof oder reisten von dort weiter. Viele Initiativen boten ihre Hilfe an.

Foto:

dpa

„Du musst die Sprache sprechen, um sie zu lernen. Und wer sie nach fünf Jahren noch nicht kann, der ist selbst Schuld.“

Deutsche Sprache oft Problem für Geflüchtete

Weil er keinerlei Scheu hat, auf Menschen zuzugehen, kennt Hazem Haj Jouma auch viele Leute in Hamburg. Und natürlich war nicht jede spontane Begegnung schön, „aber die Menschen sind verschieden und jeder hat auch mal einen schlechten Tag“, sagt er und lässt sich nicht entmutigen.

Hilfepakete

Hilfsbereite Hamburger spendeten 2015 an die Kleiderkammer in der Messehallen  hunderte Paletten mit Kleidung und anderen gespendete Hilfsmitteln für Flüchtlinge.

Foto:

dpa

Abends nach der Arbeit geht es ihm nicht immer so gut. Dann kommen die Gedanken an die Familie und die Bomben. Seine Eltern und die Geschwister leben noch in Syrien. „Meine Familie ist so froh, dass sie mich hat“, sagt er. Einen Teil seines Verdienstes schickt er ihnen regelmäßig zur Unterstützung. Denn dort lebten fast alle nur noch von Hilfsorganisationen.

Das könnte Sie auch interessieren: Syrischer Arzt erzählt, was hier alles anders ist

Die eigene Wohnung, nach der er sich so lange gesehnt hatte, die hat er mittlerweile wieder aufgegeben. Weil er sich einsam fühlte. Nun lebt er bei einer alten Dame (85), die auch allein war. Kennengelernt hat er sie – mal wieder – über einen Zettel am Schwarzen Brett im Supermarkt.

„Ich habe Hilfe beim Einkauf und der Gartenarbeit angeboten.“ Und sie hat sich gemeldet. Daraus wuchs langsam in zwei Jahren eine Freundschaft heran. Und die Idee, zusammen zu wohnen.

Das könnte Sie auch interessieren: Turbo-Karriere: Vom minderjährigen Flüchtling zum Hafen-Azubi

Hazem hat es weit gebracht in den fünf Jahren in Hamburg. Was er sich jetzt noch wünscht? „Ich möchte meine Familie sehen. Ich habe sie in all diesen Jahren nur gesprochen.“ Jedenfalls, wenn es gerade mal eine Internetverbindung gibt. „Und mein Bruder sitzt in Griechenland fest, ihn würde ich gern nach Deutschland holen.“ Für Hazem steht fest, dass Deutschland sein neues Zuhause ist. Die Einbürgerung hat er bereits beantragt.

Lesen Sie auch, wie die Lage der Syrer in Hamburg ist. Wer hat Arbeit? Wer eine eigene Wohnung? Und wer ist noch auf staatliche Hilfe angewiesen:

Fünf Jahre nach „Wir schaffen das“: Großer Report: Das wurde aus Hamburgs Flüchtlingen

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp