• Gähnende Leere im Hamburger Flughafen. Die Corona-Pandemie hat auch die Zahlen der Fluggäste auf ein Minimum reduziert.
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Auch positive Erkenntnisse: Aber: Dieser Anblick am Hamburger Flughafen macht traurig

Es ist Mittag und im Hamburger Flughafen ist fast nichts los. Kaum Fluggäste, das Terminal 2 ist komplett dicht und im Terminal Tango, das bereits vor dem Abriss stand, werden Corona-Tests gemacht. Die Corona-Pandemie bestimmt den Airport. Alle hoffen auf die Impfungen.

Wenn Luftfahrtingenieur Stefan Dechow aus seinem Bürofenster im Hamburger Flughafen schaut, sieht er das komplett leer stehende Terminal 2. „Das ist schon ein trauriger Anblick“, sagt der 37-Jährige, der vor einem Jahr quasi über Nacht zum Corona-Manager des Flughafens wurde.

Er leitet die Expertengruppe, die den Flughafen seit mehr als einem Jahr durch die Corona-Pandemie steuert. Wegen des Virus sind die Fluggastzahlen so weit gesunken, dass das zweite Terminal mit Blick auf die Kosten im Grunde seit Herbst 2020 meist außer Betrieb ist.

Hamburg Flughafen: Nur 36 Start-und Landungen statt 200

Nur rund zehn Prozent der sonst üblichen Passagiere steigen derzeit in der Hansestadt in ein Flugzeug. Wenn mal 10.000 Leute am Tag ankommen und abfliegen, ist der Jubel im Team groß. Dieses Jahr gab es das allerdings noch nicht. Ähnlich gering sind die Starts und Landungen derzeit – je 36 am Tag statt wie sonst rund je 200. Die Zahlen decken sich weitgehend mit denen anderer deutscher Flughäfen. Bundesweit lagen die Zahlen dem Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft zufolge bei knapp unter zehn Prozent im Vergleich zu 2019.

Das hat nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen. 2020 war coronabedingt das schlimmste Geschäftsjahr der Nachkriegsgeschichte. 113 Millionen Euro Verlust schrieb der Flughafen. Auch für 2021 wird mit einem Minus von rund 90 Millionen gerechnet. Derzeit sind 83 Prozent der knapp 2000 Beschäftigten in Kurzarbeit und arbeiten durchschnittlich nur etwa 30 Prozent ihrer vertraglich festgelegten Arbeitszeit.

Gähnende Leere und hochgestellte Stühle gibt es auch auf vielen vermieteten Flächen. Viele Bars, Bistros, Restaurants und Geschäfte auf dem Gelände haben seit Monaten nicht mehr geöffnet.

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Leere Terminals: Nur rund 10 Prozent der sonst üblichen Passagiere steigen in Hamburg derzeit in einen Flieger.

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Weil dennoch regelmäßig Flieger starten und landen, muss logischerweise die gesamte Infrastruktur – vom Einchecken über die Gepäckabgabe und die Reinigung bis hin zu den Arbeiten auf dem Rollfeld – ohne Einschränkungen aufrecht erhalten bleiben. Luftfahrtingenieur und Corona-Manager Stefan Dechow sorgt mit einem bereichsübergreifenden Experten-Team sowie seinen Flughafen-Kolleginnen und -Kollegen jeden Tag dafür, dass das auf Deutschlands ältestem Flughafen reibungslos klappt – und dabei alle vor Corona geschützt sind.

„Take off“ heißt das Projekt, das eigentlich dazu gedacht war, den Flughafen im Frühjahr 2020 nach dem ersten Lockdown wieder fit für den Sommer zu machen. Dass daraus vielmehr Sommer 2021 wird, hat damals keiner im Team gedacht.

Mittlerweile ist der Hamburger Flughafen mit Blick auf den Standard bei seinen Corona-Schutz- und Hygienemaßnahmen auch vom weltweiten Flughafenverband Airports Council International zertifiziert worden. Für die unabhängige Prüfung nach seien im Vorfeld rund 100 verschiedene Punkte abgefragt worden, sagte Dechow. Fast alles – von den Desinfektionsmittel-Spendern, über Plexiglasscheiben und entzerrten Warteschlangen bis hin zu Info-Plakaten, Home-Office und Schnelltests für Mitarbeiter – hatte der Flughafen aber ohnehin bereits eingerichtet, aufgeklebt oder montiert.

Positiver Corona-Effekt: Mitarbeiter in Hamburg flexibler geworden

„Die Corona-Pandemie hat uns alle und auch die Airlines auf jeden Fall sehr flexibel gemacht. Was früher Tage oder Wochen dauerte, klappt nun von heute auf morgen“, sagt Dechow. Zudem sei das Team gelassener im Umgang mit Hiobsbotschaften oder guten Nachrichten aus Berlin geworden. „Oft ändert sich die Lage innerhalb weniger Tage ohnehin meist wieder. Man ist realistischer geworden und handelt bedachter, aber eben auch professioneller. Wir haben alle eine Corona-Routine bekommen.“

Das bedeutet allerdings auch, dass der sonst zweimal im Jahr bekannt gegebene feste Flugplan mittlerweile eher im 14-Tage-Rhythmus angepasst wird. Die Fluggesellschaften planen je nach Nachfrage und Gesetzeslage. „Die Nachfrage hängt stark von den Einreise- und Quarantänebestimmungen ab. Die Airlines planen mittlerweile sehr sensibel und flexibel.“

Hamburger Flughafen will mehr Stabilität in der Gesetzgebung

Der Flughafen hofft dennoch, dass die Corona-Verordnungen Verordnungen nicht immer so kurzfristig geändert werden. „Die Unsicherheit der Passagiere vor schon wieder geänderten Regeln sind bei den Buchungen der größte Dämpfer. Da wünschen wir uns mehr Stabilität in der Gesetzgebung.“

Die Branche und die Kunden bräuchten mehr Verlässlichkeit und Berechenbarkeit.

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„Und alle hoffen und setzen sehr auf das Impfen“, sagte Dechow weiter. Dem stimmt auch der Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) zu.

So sagte BDL-Präsident Peter Gerber kürzlich laut Mitteilung: „Wer nachweislich geimpft ist oder ein negatives Testergebnis vorweisen kann, sollte wieder frei reisen können und in jedem Fall von Quarantänebestimmungen ausgenommen werden.“ (dpa/mp)

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