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  • Das RKI bestätigt: In Deutschland sind zwei Drittel der Corona-Todesopfer männlich. 
  • Foto: pa/obs/BVMed Bundesverband Mediz

Auch in Hamburg: Warum tötet Corona vor allem Männer?

Das Coronavirus betrifft alle: Sowohl junge, als auch alte Menschen, Männer sowie Frauen können sich mit der neuartigen Krankheit anstecken. Doch im Krankheitsverlauf zeigt sich schnell, dass Vorerkrankungen und Alter eine bedeutende Rolle für die Überlebenschancen spielen – und das Geschlecht. Es sind nämlich vor allem die männlichen Patienten, die an dem Virus sterben. Doch was könnten die Gründe dafür sein?

Das Robert Koch-Institut (RKI) bestätigt, dass in Deutschland zwei Drittel der Verstorbenen männlich sind. In anderen Ländern zeigen sich ähnliche Zahlen: In Spanien liegt der Anteil bei 65 Prozent und in China kam man bereits im Februar zu dem Ergebnis, dass rund 64 Prozent der damals erfassten Corona-Todesopfer männlich waren. Auch in Hamburg scheinen bislang überwiegend Männer davon betroffen zu sein – aber warum? Eine Frage, die Marcus Altfeld im Gespräch mit dem „Spiegel“ versucht zu beantworten.

Risikofaktor Rauchen

Prof. Dr. Marcus Altfeld ist Leiter der Abteilung Virus Immunologie am Heinrich-Pette-Institut (HPI) in Hamburg und Direktor des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er bestätigt, dass Rauchen sicherlich ein Risikofaktor sei, aber keine Erklärung dafür, warum Männer stärker von der Lungenkrankheit betroffen seien.

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Diese These wurde von chinesischen Forschern aufgestellt, weil Männer dort öfter rauchen. Altfeld zufolge mag das auf China zutreffen, doch in Europa gäbe es teilweise sogar mehr weibliche Raucher. „Deshalb ist die Bedeutung des Rauchens für die geschlechtsspezifischen Unterschiede noch nicht so klar festzumachen“, sagt er dem Spiegel.

Schnellere Immunantwort der Frauen

Der Direktor erklärt, dass jeder Geschlechtsunterschied in der Medizin auf drei Komponenten zurückzuführen sei. Zum einen sind das sogenannte Umgebungsfaktoren, Verhalten und Gewohnheiten wie zum Beispiel Rauchen oder Alkoholkonsum. Zum anderen spielen zwei biologischen Faktoren eine Rolle. Erstens: die Hormone. Das weibliche Hormon Östrogen begünstige Frauen bei der Bekämpfung von viralen Infektionen. Aufgrund einer schnelleren Immunantwort ihres Körpers, könnten sie die Vermehrung von Viren besser kontrollieren. Das männliche Hormon Testosteron habe jedoch genau den gegenteiligen Effekt: „Es ist antientzündlich und kann die Immunantwort unterdrücken“, so Altfeld.

Weiblicher Vorteil: ein zusätzliches X-Chromosom

Zweitens: Die X-Chromosome, von denen Frauen zwei besitzen, Männer aber nur eins.  Die Proteine, welche für die Steuerung besagter Immunantwort verantwortlich sind, befinden sich auf dem X-Chromosom. Die Immunzelle einer Frau könne von zwei X-Chromosomen profitieren und deshalb würden die für die Immunantwort wichtigen Moleküle bei Frauen stärker in Erscheinung treten als bei Männern.

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Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede seien Altfeld zufolge jedoch keine neue Erkenntnis. Ganz im Gegenteil: Sie treten bei sehr vielen Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Influenza, auf.

Immunsystem schützt Frauen vor der Lungenentzündung

Im Hinblick auf das Coronavirus verweist Marcus Altfeld auf die Annahme, dass die Krankheit in zwei Phasen verlaufe. Die erste Phase zeichne sich durch Fieber und Husten aus. Eine gute Immunantwort reduziere aber wahrscheinlich die Vermehrung der Viren – die Infektion wird kontrolliert. In der zweiten Phase komme es zu einer starken Lungenentzündung, die tödlich enden kann.

Die Proteine Zytokine führen in einem sogenannten Zytokinsturm dazu, dass das Immunsystem der Beatmungs-Patienten zu stark reagiere. Diese heftige Entzündungsreaktion schädige die Lunge. „Eine mögliche Erklärung ist, dass Frauen aufgrund ihres Immunsystems seltener in die zweite Phase kommen“, vermutet Altfeld. Aufgrund ihres schwachen Immunsystems können wahrscheinlich auch ältere Menschen die Entzündung in der zweiten Phase nicht mehr so gut regulieren. (ju) 

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