Üble Attacken auf Krankenhauspersonal: So will Hamburg Pflegekräfte schützen
Üble Beschimpfungen, Handgreiflichkeiten, Spuck-Attacken: Immer wieder kommt es in den überlasteten Notaufnahmen der Hamburger Krankenhäuser zu Gewaltausbrüchen, die sich gegen das Klinik-Personal richten. Einmal wurde einer Pflegekraft sogar eine Blutdruckmanschette um den Hals gelegt und zugezogen. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Pflegekräfte nun besser schützen.
Üble Beschimpfungen, Handgreiflichkeiten, Spuck-Attacken: Immer wieder kommt es in den überlasteten Notaufnahmen der Hamburger Krankenhäuser zu Gewaltausbrüchen, die sich gegen das Klinik-Personal richten. Einmal wurde einer Pflegekraft sogar eine Blutdruckmanschette um den Hals gelegt und zugezogen. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Pflegekräfte nun besser schützen.
Erst im Februar hatte die Leiterin der Schön Klinik Eilbek in einem Interview mit der MOPO die teilweise untragbaren Zustände im Wartebereich des Krankenhauses beschrieben. Angriffe auf Ärzte und Pfleger seien keine Seltenheit.
Ärzte und Pfleger werden immer wieder zu Opfern von Übergriffen aus Patientenkreisen
„Wir werden beschimpft, angeschrien, bespuckt und manchmal auch körperlich attackiert und dabei verletzt“, so Dr. Gabriele Groth. Auch sie selbst habe es schon mehrmals erwischt. Dabei sei sie sogar zu Boden gebracht worden.
Auch eine Intensivpflegerin, die ihren Namen nicht öffentlich machen möchte, erklärte nun gegenüber der MOPO: „Bei uns kommt es häufiger vor, dass Menschen hauen, oder aggressiv reagieren, einfach weil sie in einer sensiblen Situation sind und manchmal auch unter Medikamenten stehen.“ Sie selbst sei auch schon mehrmals getreten und gekniffen worden.

Hinzu käme eine herablassende Behandlung seitens mancher Patienten, die die Pflegekräfte duzen und wie ihre persönlichen Angestellten behandeln würden. Mache Vorfälle würden einen hinterher noch länger beschäftigen. „Einer Kollegin hat ein Patient mal die Blutdruckmanschette um den Hals gelegt und zugezogen. Mit sowas rechnet man natürlich nicht und das prägt einen“, so die Pflegefachkraft, die in einer Hamburger Klinik arbeitet.
Weibliche Pflegekräfte berichten von sexuellen Belästigungen
Andere Pflegende berichten von sexuellen Belästigungen. Gerade beim Waschen müssen weibliche Pflegekräfte nicht selten verbale Anzüglichkeiten über sich ergeben lassen. Aber auch körperliche Übergriffe kommen vor.
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen dagegen etwas tun. In einem gemeinsamen Antrag wird die Bürgerschaft am Mittwoch dazu aufgefordert, den Weg zu einer systematischen Erfassung von Gewaltvorfällen in Gesundheitsberufen möglich zu machen. Neben einer Meldeverpflichtung für jegliche Art von Gewaltvorfall in den Krankenhäusern und Praxen sollen die Betriebe für die Thematik umfassend sensibilisiert werden.
„Um umfassende Schutzkonzepte etablieren zu können, müssen wir das Ausmaß von Gewaltvorfällen und Übergriffen kennen“, erklärt Gudrun Schittek, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Wichtig sei daher zunächst eine Dokumentation der Vorfälle, „die jede Form von Gewalt erfasst – sei sie angedroht, verbal oder sexualisiert“, so Schittek. Durch darauf aufbauende Hilfsstrukturen innerhalb der Betriebe könne die Gefährdung der Betroffenen reduziert werden.
Hamburg: Regierungsfraktionen wollen Krankenhauspersonal besser schützen
„Grundsätzlich gilt selbstverständlich, dass auch die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen verbessert und Engpässe in der Gesundheitsversorgung abgebaut werden müssen“, ergänzt Schittek. „Auf diese Weise wird Stresssituationen vorgebeugt, in denen es verstärkt zu Konflikten kommen kann.“
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Urs Tabbert, Gesundheitsexperte der SPD-Fraktion Hamburg, sagt: „Leider kommt es immer häufiger vor, dass ausgerechnet diese Menschen, die anderen ihre Hilfe anbieten, Aggressionen ausgesetzt sind und Opfer von Übergriffen werden. Dem wollen wir als Politik entgegentreten.“ Die Gewalt gegen medizinische Fachkräfte müsse künftig vollständiger und systematisch erfasst werden. Tabbert: „Es gibt keinen Platz für Gewalt – erst recht nicht im Gesundheitswesen.“