Asyl im Tierzentrum: Wo ukrainische Hunde in Hamburg ein neues Zuhause finden
Zwei Monate ist es her, dass das Tierzentrum Neu Wulmstorf im ehemaligen LPT-Tierversuchslabor eröffnet wurde. Inzwischen ist ordentlich was los in den Zwingern und Gehegen. 85 Hunde und Katzen bellen und miauen um die Wette. Doch das Konzert hat einen traurigen Hintergrund: Fast alle Tiere kommen aus der Ukraine.
Der Krieg hat „Bonnie“ schwer gezeichnet. Auf Blitze reagiert die Schäferhündin hochnervös. Auch wenn es sich um den Kamera-Blitz der MOPO-Fotografin handelt.
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Zwei Monate ist es her, dass das Tierzentrum Neu Wulmstorf im ehemaligen LPT-Tierversuchslabor eröffnet wurde. Inzwischen ist ordentlich was los in den Zwingern und Gehegen. 85 Hunde und Katzen bellen und miauen um die Wette. Doch das Konzert hat einen traurigen Hintergrund: Fast alle Tiere kommen aus der Ukraine.
Der Krieg hat „Bonnie“ schwer gezeichnet. Auf Blitze reagiert die Schäferhündin hochnervös. Auch wenn es sich um den Kamera-Blitz der MOPO-Fotografin handelt.
Tierzentrum bei Hamburg: Hier finden Hunde aus der Ukraine ein neues Zuhause
„Ihre Besitzerin ist mit ihr vor einem Raketenbeschuss davon gelaufen“, weiß Doris Firlus, Leiterin des Tierschutzzentrums in Mienenbüttel. Weil „Bonnie“ danach wie erstarrt war und nicht mehr laufen mochte, musste ihre Besitzerin sie auf dem Arm über die Grenze außer Landes tragen. 20 Kilometer weit.
„Sidet!“, ruft Doris Firlus. Das heißt „Sitz!“. Das für ihren Betrieb wichtigste ukrainische Wort hat die Tierheimleiterin schon gelernt. Auch das Englische „Sit!“ funktioniere ganz gut, sagt sie. Die Tiere müssen sich an ihre deutsche Umgebung erst gewöhnen. Genauso wie ihre Besitzer.
Hamburg: In den Erstaufnahme-Einrichtungen sind Haustiere nicht erlaubt
Dass sie das nicht gemeinsam tun können, hat einen einfachen Grund: In den Erstaufnahme-Unterkünften für Geflüchtete aus der Ukraine sind Haustiere nicht erlaubt. Und bis eine Wohnung gefunden ist, deren Vermieter die Haltung von Vierbeinern erlaubt, vergeht oft viel Zeit.
Einige Besitzer kommen deshalb am Wochenende nach Mienenbüttel, um ihre Liebsten, die sie im Auto oder Zug mit ins Exil nahmen, zu besuchen und mit ihnen Gassi zu gehen. Allerdings müssen sie dafür erstmal eine dreiwöchige Trennung überstehen. So lange müssen die Hunde zumindest in Tollwut-Quarantäne.
Eine geflüchtete Züchterin brachte eine Hündin mit neun Welpen vorbei
Dort sitzt derzeit auch eine Yorkshire-Terrier-Hündin samt ihren neun (!) Welpen. „Sie gehören einer Züchterin, die vor dem Krieg geflohen ist“, sagt Doris Firlus. Die erst sechs Wochen alten, niedlichen Fellbündel und ihre Mutter dürfen den Zwinger nicht verlassen. „Das können wir leider nicht ändern. Die Ukraine ist Tollwutgebiet. Sicherheit geht vor“, sagt die Tierheimleiterin.
Da haben es Kleintiere schon deutlich besser. Zwei Ratten und ein Kaninchen wurden nur für zwei Tage im Tierzentrum zwischengeparkt. Danach haben ihre Besitzer sie schon wieder abgeholt. Die flauschige Perserkatze „Dana“ wartet seit dem 24. März darauf, abgeholt zu werden. Sie schnurrt, wenn Doris Firlus sie am Kopf krault. „Baba“ und „Jasmin“, beide Europäische Kurzhaar Katzen, strecken ihre Pfötchen durchs Gitter.
Tierzentrum braucht dringend Spenden
„Die Tiere sind alle sehr nett, freundlich und verschmust“, berichtet Firlus. „Ganz anders als die deutschen Tiere.“ Die Tierheimleiterin vermutet, dass die Ukrainer ihre Tiere anders behandeln. „Man spürt, dass die Ukrainer ihre Tiere liebevoll und wie Familienmitglieder behandeln.“ In Deutschland würden Tiere viel gescheucht, mit harschem Ton adressiert und nicht selten auch körperlich diszipliniert.
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Noch bekommt das Tierzentrum Neu Wulmstorf keine Zuschüsse. Für die Versorgung der Tiere sind Firlus und ihre Mitarbeiter auf Spenden angewiesen. Futter und Geld werden dringend benötigt. Auch weil niemand weiß, wie lange „Bonnie“, „Dana“ und ihre Gefährten noch da bleiben werden. Wann der Krieg in der Ukraine zu Ende ist, steht in den Sternen.