Asklepios-Kliniken streichen Kassenpatienten die Butter
Der Gesundheitskonzern Asklepios muss sparen. Die Gründe: Inflation, Energiekosten, gestiegene Lebensmittelpreise. Seit Januar bekommen die Patienten in den Hamburger Kliniken deshalb Margarine statt Butter. Kassenpatienten, wohlgemerkt. Privatpatienten können sich nach wie vor Butter aufs Brot schmieren. Warum das so ist, wie viel die Krankenhäuser sparen – und warum ein Stückchen Streichfett zum Aufreger wird.
Der Gesundheitskonzern Asklepios muss sparen. Die Gründe: Inflation, Energiekosten, gestiegene Lebensmittelpreise. Seit Januar bekommen die Patienten in den Hamburger Kliniken deshalb Margarine statt Butter. Kassenpatienten, wohlgemerkt. Privatpatienten können sich nach wie vor Butter aufs Brot schmieren. Warum das so ist, wie viel die Krankenhäuser sparen – und warum ein Stückchen Streichfett zum Aufreger wird.
Seit Dezember 2022 bekommen Kassenpatienten in den sieben Hamburger Krankenhäusern des Asklepios-Konzerns keine Butter mehr. „Angesichts gestiegener Einkaufs-, Logistik- und Personalkosten (…) sind Einsparungen unvermeidlich. Da geht es uns nicht besser als anderen Branchen – oder auch Privathaushalten. Eine der Maßnahmen um gegenzusteuern, ist die Anfang Dezember erfolgte Umstellung von Joghurt-Butter (bisheriger Standard) auf Margarine (pflanzliches Streichfett) für die Versorgung der Patient:innen in unseren Hamburger Kliniken“, bestätigt ein Sprecher des Konzerns der MOPO. Das „Hamburger Abendblatt“ berichtete zuerst.
Milcherzeugnisse 33 Prozent teurer
Tatsächlich ist der Einkaufspreis für Milch Ende vergangenen Jahres auf 60 Cent pro Liter gestiegen, wie „Agrar Heute“ meldet. Verbraucher zahlen dann noch einmal deutlich höhere Preise: Im November 2022 kostete ein Liter Vollmilch im Schnitt 1,09 Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 73 Cent.
Das macht sich auch bei Butter und anderen Milcherzeugnissen bemerkbar. Pflanzenfett – Grundlage von Margarine – blieb preislich einigermaßen stabil, so legte von Januar bis November 2022 der Absatz um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Der Butterverkauf brach dagegen um 9,6 Prozent ein. Aber ist ein Krankenhaus der richtige Ort, um an etwas wie Butter zu sparen?
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Besser an der Butter sparen als an medizinischer Versorgung, könnte man die Antwort des Sprechers darauf deuten: „Auch wenn Butter von vielen Menschen als geschmacklich attraktiver als Margarine empfunden wird – es bleibt Geschmackssache. Für den medizinischen Behandlungsprozess und den Genesungserfolg ist der Brötchenbelag nicht von Relevanz“. Man könne sogar argumentieren, so der Sprecher weiter, dass pflanzliches Streichfett gegenüber tierischen Fetten wie Butter oder Joghurt-Butter reicher an gesunden, ungesättigten Fettsäuren sei.
Margarine statt Butter: Asklepios spart 330.000 Euro jährlich
Aber wie viel spart man bei einer solchen Umstellung? Ist das wirklich so relevant? Asklepios: „Die Kostenersparnis angesichts eines mehr als verdoppelten Einkaufspreises für Joghurt-Butter beträgt circa 330.000 Euro pro Jahr.“ Dem gegenüber stünden jedoch zusätzliche Kosten in Höhe von 2,6 Millionen Euro, die wegen der inflationären Preise in allen Bereichen entstünden. Diese wolle man aber nicht auf die „Kunden“ sprich: Patienten, abwälzen. Könne man auch gar nicht wegen der Pauschalen mit den Krankenkassen.
Eine Krankenpflegerin widerspricht dem und sagte der MOPO: „Das ist eine Zwei-Klassen-Medizin! Der Konzern macht zwölf Prozent Rendite und spart bei den Patienten. Als wenn die das nicht merken würden! Die Margarine kommt überhaupt nicht gut an. Ständig werden wir Pflegerinnen und Pfleger darauf angesprochen und um Butter gebeten.”
Asklepios: „Keine Beschwerden erhalten, was das Thema Butter betrifft“
Der Sprecher verneint dies: „Wir haben nach der Umstellung keine negativen Rückmeldungen oder Beschwerden von unseren Patient:innen erhalten, was das Thema Butter betrifft – weder über die auf allen Speiseplänen aufgedruckte Hotline, noch über die speziell für die Speisenversorgung konzipierte App oder als Rückmeldung an das Beschwerdemanagement in unseren Kliniken (die Patient:innen werden standardmäßig über ein Formular zu Ihrem Klinikaufenthalt befragt).“ Im Gegenteil: Sie erhielten seit Jahren sowieso vermehrt Fragen nach einer mehr vegetarisch oder vegan ausgerichteten Kost. Margarine statt Butter sei so eine Alternative.
Asklepios-Kliniken: Wer fragt, bekommt Butter
Aber: Wer fragt, der kriegt. Wenn ein Kassenpatient auf Butter bestünde, dann würde er sie auch bekommen, so der Sprecher des Unternehmens: „Die Patient:innen können auf Nachfrage und mit etwas Vorlauf auch weiterhin Butter zum Frühstück oder Abendbrot erhalten, dies wird dann über den Stationsbedarf gedeckt.“
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Aber warum bekommen Privatpatienten trotz des Sparzwangs Butter serviert? Das liege daran, dass Asklepios vertraglich dazu verpflichtet sei, so der Sprecher. Privatpatienten oder Selbstzahlern sind ein Päckchen Butter und Markenprodukte sowie ein Apfel und eine Zeitung über ihre Privatversicherungen zugesichert. Das könne das Krankenhaus nicht einfach weglassen. Selbst wenn es wollte.