• Auf den Intensivstationen in Hamburg werden immer häufiger junge Leute und Schwangere eingeliefert. Intensivmediziner Stefan Kluge spricht von einer „angespannten Lage“.
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„Armut macht anfälliger“: Betten knapp: UKE-Intensiv-Chef über Corona-Lage

Auf Hamburgs Intensivstationen spitzt sich die Lage weiter zu: Das Personal arbeitet am Limit und es gibt immer weniger Betten für Covid-19-Patienten. Trotz wochenlanger Forderungen von Medizinern nach einem strikten bundesweiten Lockdown tut sich wenig. Dabei bleiben die neu eingelieferten Patienten oft lange in den Krankenhäusern – und werden zudem immer jünger. Auch das soziale Umfeld spielt dabei eine entscheidende Rolle. Das bestätigt auch UKE-Intensivmediziner Stefan Kluge und hat weitere schlechte Nachrichten. 

Die neue Virusvariante B.1.1.7 ist endgültig angekommen. Sie sorgt dafür, dass die Infektions-Zahlen dramatisch ansteigen. Dabei sind es, auch dank der Impfungen, kaum mehr die Alten, die in den Betten der Intensivstationen liegen.

Kluge in Hamburg: Armut ein Faktor bei Infektionen

Es sind viele junge Menschen, auch aus Vierteln mit schlechteren Wohnsituationen, die sich leicht anstecken: „Neulich hatten wir Mitglieder einer Familie hier, die zu siebt in einer kleinen Wohnung leben. Menschen in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen wohnen nicht nur beengter und stecken sich dadurch leichter zu Hause an, sie können sich auch nicht so gut gegen die Viren schützen, können sich keine zusätzlichen Tests leisten, vielleicht auch keine FFP2-Masken.“ Armut mache laut Kluge anfälliger für diese Infektion.

Eine andere Gruppe, die derzeit vermehrt auf der Intensivstation landet, seien Schwangere, wie Kluge in einem „Zeit“-Interview bestätigt: „Unsere Intensivpatienten werden jünger, und immer wieder sind schwangere Frauen darunter. Insgesamt haben wir in den letzten Wochen sechs Fälle betreut, alle erst knapp über 30 Jahre alt.“ In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft habe laut Kluge die Lunge weniger Raum sich auszudehnen.

UKE-Mediziner: „Schwangere Frauen haben dann weniger Luft“

„Die Frauen haben dann weniger Luft – und eine Lungenentzündung, wie sie Sars-CoV-2 auslösen kann, ist eine besonders kritische Situation.“ Ein weiteres Problem: „Hinzu kommt, dass die Therapie nicht ganz einfach ist. Die Sauerstoffversorgung muss wegen des ungeborenen Kindes besonders gut eingestellt werden, wir können nicht alle Medikamente einsetzen, die sonst Standard wären.“

Kritisch wird es auch bei der Anzahl der freien Betten, die speziell für Covid-Patienten da sind. „Noch mussten wir in Hamburg keinen Patienten abweisen“, sagt Kluge. Auch wenn das erst einmal positiv klingt, bleibt die Frage, wie lange das noch gut geht, in einer Zeit, in der sich weitere Virusvarianten verbreiten. 

Hamburg: Kaum noch freie Covid-Intensivbetten 

Ein Blick auf das Intensivregister der DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) zeigt die dramatische Lage schwarz auf weiß: In Hamburg sind demnach aktuell nur noch 30 „Covid-spezifische Intensivbetten“ frei. Im Interview am Mittwoch sprach Kluge sogar von nur noch 24 freien Betten in 22 Krankenhäusern „in den Isolierbereichen mit ,Maximaltherapie‘, also mit der Möglichkeit einer invasiven Beatmung, wie sie jeder zweite Intensivpatient bei Covid braucht“.

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Das sei nicht viel für eine Millionenstadt. Ausgangsbeschränkungen und andere „Elemente der Notbremse“ fordert daher auch der UKE-Intensivmediziner. Und das zurecht: Aktuelle Prognosen zeigen, dass es noch im April 6000 Intensivpatienten geben soll – 30 Prozent mehr als es jetzt sind. (maw)

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