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  • Für Kinder aus schwierigen Verhältnissen ist die Zeit der Corona-Krise besonders hart. „Die Arche“ bietet deshalb viele Hilfs-Angebote an.
  • Foto: hfr

Arche-Leiter über Corona-Krise: So geht es Hamburgs Brennpunkt-Kindern

Kitas und Schulen sind in Hamburg seit Wochen dicht, Spielplätze ebenfalls. Stück für Stück soll es Lockerungen geben, doch wann, ist nicht so wirklich absehbar. Schon jetzt ist die Situation in vielen Familien prekär – gerade in Brennpunkten. Soziale Isolation, häusliche Gewalt, Verunsicherung, Überforderung der Eltern. Das Kinderprojekt „Arche“ versucht in der Corona-Zeit besonders zu helfen – und MOPO-Leser können das auch. 

Die MOPO-Initiative „Das Hamburger Wir“ unterstützt aktuell die Arbeit der Arche. Mit jeder verkauften Ausgabe gehen zehn Cent direkt an das Projekt. So kamen zuletzt bereits 7100 Euro für den Verein „MenscHHamburg“ zusammen, zuvor konnte das „Cafée mit Herz“ sich über einen großen Betrag freuen. 

Wie wichtig die Hilfe ist, weiß Torben Lucht, leitender Sozialpädagoge bei der Arche. „Es gibt Kinder, die 30 Tage nicht draußen waren, weil die Eltern übertriebene Angst haben“, sagt Lucht. Viele Eltern seien sehr verunsichert in der jetzigen Situation, „besonders wenn sie die Sprache nicht können“.

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Um mehr als 1000 Kinder und Jugendliche kümmern sich die Mitarbeiter der christlichen Kinderstiftung inzwischen – in Zeiten von Corona ist es jedoch schwer, mit allen in Kontakt zu bleiben. „Jeder Mitarbeiter hat ungefähr 80 Kinder, die er betreut“, erzählt Lucht. In WhatsApp-Gruppen bieten die Arche-Leute deshalb Bastel-Ideen, Mitmachspiele und mehr an, mit denen die Kids sich in Quarantäne beschäftigen können. Derzeit sei es schwer, so Lucht, den Zugang zu den Kindern nicht zu verlieren.

Corona-Quarantäne steigert das Konfliktpotenzial in den Familien

Besonders besorgniserregend sind dabei die Familien, in denen es schon vorher große Probleme gab – auch mit Gewalt. „Wir machen uns Sorgen, dass die Konflikte in den Familien zunehmen“, so der Sozialpädagoge. Bei einigen Familien mussten sie schon intervenieren: „Viele Eltern sind überfordert und wissen nicht, was sie mit den Kindern machen sollen.“

Sowohl Polizei als auch Experten rechnen mit einem Anstieg von häuslicher Gewalt in der angespannten Corona-Zeit. Es werde davon ausgegangen, dass viele Betroffene sich allerdings nicht sofort melden, verlässliche Fall-Zahlen erst in einigen Wochen vorhanden sind. Andreas Slüter, Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Hamburg, mahnt betroffene Familien, sich Hilfe zu holen. Dies sei kein Zeichen von Schwäche, so Slüter.

Tobias Lucht ist Leitender Sozialpädagoge in der „Arche“ in Jenfeld.

Tobias Lucht ist Leitender Sozialpädagoge in der „Arche“ in Jenfeld.

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Auch deshalb ist die Arbeit der Arche-Mitarbeiter so wichtig, um Familien in der angespannten Situation zu unterstützen: Der Verein arbeitet noch enger mit den Jugendämtern zusammen, Lebensmittel und Kochrezepte werden an bestimmte Familien ausgeliefert, Tanzkurse und andere Aktivitäten zur Ablenkung einfach online angeboten, der Kontakt zu den Brennpunkt-Kindern gezielt gesucht.

In den Einrichtungen der „Arche“ können die Kinder sich gemeinsam beschäftigen.

In den Einrichtungen der „Arche“ können die Kinder sich gemeinsam beschäftigen.

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Neben dem erhöhten Konfliktpotenzial bleibt der fehlende Unterricht ein großes Problem. Lucht: „Viele haben die technische Ausstattung zuhause gar nicht, oder der Rückzugsort fehlt.“ Der Sozialpädagoge erzählt von Familien, die zu neunt in zwei Zimmern wohnen – eine ruhige Ecke für Schularbeiten ist da nicht vorhanden.

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„Wir machen dafür jetzt einen Wochenplan mit den Kindern“, erklärt Lucht im Gespräch der MOPO. So können die Betroffenen in den Räumlichkeiten der „Arche“ in Jenfeld und Billstedt lernen, Aufgaben ausdrucken oder die Computer nutzen. An einige Jugendliche wurden sogar Laptops verteilt, damit sie daheim lernen können. Auch eine Online-Nachhilfe wurde für die Krisen-Zeit eingerichtet.

Arche: Kindern fehlt langsam die Motivation, Angeboten anzunehmen

Ein weiteres Problem der von der „Arche“ betreuten Kinder sei außerdem die Lethargie, die sich langsam breit mache. „Es fehlt langsam die Motivation, an den Angeboten teilzunehmen“, sagt Lucht. Mit Hausbesuchen bei Familien, auf die ein besonderes Augenmerk gelegt wird, versuchen die Mitarbeiter den Draht zu den Kindern aufrecht zu erhalten.

Trotz vieler Angebote und dem großen Einsatz der Arche bleibt die Zeit der Corona-Krise für Brennpunkt-Familien aber schwer: „Für viele Familien die von Hartz IV oder Transferleistungen leben, wird das noch länger schwierig bleiben“, sagt Lucht. Da zählt jede Hilfe, jeder Cent, um die Kinder zumindest ein bisschen glücklich zu machen in der Krise. 

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