Der richtige Song zur richtigen Zeit – DJs müssen sich auf ihr Publikum einlassen und flexibel reagieren (Symbolbild). Foto: picture alliance / ANP | Paul Bergen

Arbeiten, wenn andere feiern: Was verdient eigentlich ein DJ?

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Über Geld spricht man nicht? Oh doch! Die MOPO macht jede Woche mit Menschen aus Hamburg den Kassensturz. Heute erzählt ein DJ was er verdient.

Bässe dröhnen, Lichter blitzen, Schatten tanzen – das ist mein Arbeitsplatz. Ich habe nie ein Instrument gespielt, aber immer viel Musik gehört. Seit 2020 lege ich mit einem Freund als DJ auf: Zuerst war es nur ein Corona-Hobby, dann mischten wir auf Partys und irgendwann sprangen wir spontan auf einer Veranstaltung ein. Nun sind wir Teil eines sechsköpfigen Kollektivs, wir veranstalten regelmäßig eigene Events in Hamburg. Unser Sound ist Techno – hypnotisch und düster. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich aber nicht am Mischpult, sondern in einer Steuerkanzlei.

Aufzulegen bringt mir aber deutlich mehr Spaß als mein eigentlicher Job. Hauptberuflich DJ zu sein, kann ich mir trotzdem nicht vorstellen. Der finanzielle Druck wäre mir zu groß: Nur um Geld zu verdienen, will ich keine Auftritte spielen, bei denen ich die Musik nicht feiere. Der Job als DJ ist mein Ausgleich zum Kanzleileben, ein komplettes Kontrastprogramm: Im Büro die Konservativen mit Anzug, im Club die alternativen Techno-Fans.

Für einen DJ gilt: „Wenn die Leute tanzen, ist das für mich das beste Feedback”

Ich verdiene nicht wirklich Geld als DJ. Bei unseren eigenen Events investieren wir den Erlös in die Organisation und das Marketing der nächsten Veranstaltung. Für einen Auftritt von 90 Minuten in einem kleineren Club verdient ein DJ mit geringer Bekanntheit zwischen 150 und 200 Euro. Hier gilt: Je bekannter der DJ, desto größer die Gage. Rund 100 Euro pro Stunde klingt viel, doch jeder Song kostet rund zwei Euro in der Anschaffung – in einem Set von 40 Songs muss man rund 80 Euro von der Gage ab ziehen.

Wenn die Leute tanzen, ist das für mich das schönste Gefühl und das beste Feedback. Als DJ ist es meine Aufgabe, für gute Stimmung zu sorgen. Ein Auge habe ich immer beim Publikum: Die Reaktionen der Crowd bestimmen mein Set. Nach den ersten gelungenen Übergängen bin ich im Flow, dann blende ich alles um mich herum aus. Mit guter Vorbereitung, großer Song-Auswahl und etwas Erfahrung kann kein Abend schiefgehen.

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Etwa 90 Minuten hat ein DJ die Verantwortung über das Pult: Er muss mischen, aufdrehen und das Publikum mitreißen. Der erste und letzte Zeit-Slot einer Nacht sind am herausfordernsten. Am Anfang muss ich die Leute zum Tanzen motivieren, am Ende muss ich nach mehreren Stunden auf der Tanzfläche selbst noch abliefern. Auch wenn ich nicht selbst auflege, beobachte ich den DJ: Wie ist die Song-Auswahl, wie sind die Übergänge? Das ist eine DJ-Krankheit. Manchmal lege ich bis 8 Uhr morgens auf, hänge den ganzen Sonntag durch und bin auch noch Montag und Dienstag gerädert.

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