Aram A. verprügelte Hamburger Juden – jetzt spricht er von „Notwehr“
Er wurde schwer misshandelt – und zwar nur aus einem Grund: Weil er mit einer israelischen Flagge auf der Mönckebergstraße für das Existenzrecht Israels und gegen Antisemitismus demonstrierte. Sebastian F. (61, Name geändert), dessen jüdischer Großvater das KZ überlebte, kann seither auf einem Auge nicht mehr sehen. Am Dienstag begegnete F. seinem Peiniger erneut, dieses Mal im Gericht.
Er wurde schwer misshandelt – und zwar nur aus einem Grund: Weil er mit einer israelischen Flagge auf der Mönckebergstraße für das Existenzrecht Israels und gegen Antisemitismus demonstrierte. Sebastian F. (61, Name geändert), dessen jüdischer Großvater das KZ überlebte, kann seither auf einem Auge nicht mehr sehen. Am Dienstag begegnete F. seinem Peiniger erneut, und zwar im Gericht.
Der inzwischen 18-jährige Aram A., ein Berliner mit syrischen Wurzeln, muss sich erneut für seine Tat verantworten. Vor einem Jahr war er vom Amtsgericht zu 16 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Aber weder er noch die Staatsanwaltschaft akzeptierten das Urteil. Beide gingen in Berufung. Die Staatsanwaltschaft fordert eine härtere Strafe, will, dass der Angeklagte nicht noch einmal mit Bewährung davonkommt. Aram A. hofft auf einen Freispruch.
Der neue Prozess – diesmal vor dem Landgericht – findet wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn Aram A. war zur Tatzeit erst 16. Es handelt sich also um eine Jugendstrafsache.

Der Angriff, um den es geht, ereignete sich bereits am 18. September 2021, und zwar direkt vor „Saturn“ an der Mönckebergstraße, wo Sebastian F. gemeinsam mit einigen anderen Teilnehmern eine sogenannte „Israel-Mahnwache“ veranstaltete. Gegen 14 Uhr näherte sich Aram A. mit zwei Begleitern, darunter sein jüngerer Bruder. Beleidigungen sollen gerufen worden sein: „Scheiß Israel“, „Ich fick Deine Mutter“ und „Hurensohn“. Laut Anklage rammte Aram A. seine Faust mit voller Wucht in das Gesicht von Sebastian F.: Dieser trug einen Nasenbeinbruch und einen Jochbeinbruch davon. Noch schlimmer: Glassplitter der Brille drangen in ein Auge ein, zerstörten den Sehnerv. F. wird nie wieder richtig damit sehen können.
Aram A. dagegen sieht sich als Opfer, nicht als Täter. Er sagte am Dienstag vor Gericht aus, er habe aus Notwehr gehandelt. Er habe seinen Bruder schützen wollen. Das Urteil wird am Freitag erwartet.
Sebastian F. direkt nach dem Angriff: Sein Gesicht ist schwer gezeichnet

Sebastian F. erzählt, dass sich Aram A. im ersten Verfahren zwar bei ihm entschuldigt habe. Aber er habe es nicht ernst gemeint, das sei spürbar gewesen, so F. „Er hat gegähnt, bei Aussagen von Zeugen den Kopf geschüttelt und sogar den Kopf auf den Tisch gelegt. Das sagt ja wohl alles.“
Sebastian F. verklagt Aram A. auf 100.000 Euro Schmerzensgeld
Elke F., die Mutter von Sebastian F., die bei der Tat dabei war, hat den Angriff bis heute nicht verdaut. Sie erzählt, dass sie Albträume habe seit damals. „Ich werde diese Bilder nicht mehr los.“

Parallel zum Strafprozess läuft auch noch eine Zivilklage: Im Auftrag von Sebastian F. hat die Hamburger Rechtsanwältin Dr. Christiane Yüksel Aram A. auf ein Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 100.000 Euro verklagt. Außerdem soll der 18-Jährige für alle immateriellen Schäden aufkommen, die Sebastian F. durch den brutalen Angriff erlitten hat. Hier steht eine Entscheidung noch aus.