• Smartphone-Apps sollen vor der Ausbreitung des Coronavirus schützen (Symbolbild).
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Apps gegen Corona : So können Sie mit dem Handy die Epidemie bekämpfen

Mit der App gegen Corona! Mehr als 130 Experten aus ganz Europa arbeiten gemeinsam an einem Smartphone-Programm, das die Ausbreitung der Pandemie eindämmen soll. Gleichzeitig setzen andere Staaten auf eigene, zum Teil fragwürdige Lösungen – und das Robert-Koch-Institut geht einen ganz anderen Weg, um das Handy zum Frühwarnsystem zu machen.

Vorbild für diese verschiedenen Ansätze ist Südkorea, das bis vor einigen Wochen noch eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder der Welt war – und die Seuche nun offenbar im Griff hat. Und das ohne strenge Ausgangsbeschränkungen – aber mit einer enormen staatlichen Daten-Überwachung. Hinzu kommt eine große Anzahl an Tests, die das ostasiatische Hightech-Land auch an Menschen ohne Covid-19-Symptomen durchführt.

Wird jemand positiv auf die Krankheit getestet, lässt sich anhand von Daten aus Smartphones und Kreditkarten rekonstruieren, mit wem der Betroffene in der letzten Zeit Kontakt hatte. So werden Infektionsketten besser nachvollziehbar und Verdachtsfälle können gezielt isoliert werden.

Corona-Apps fürs Handy sollen vor Infizierten in der Nähe warnen

In Israel fragt der Geheimdienst bei jeder gemeldeten Infektion automatisch die Handydaten des Patienten ab – bis hin zur Kommunikation in sozialen Netzwerken. Wer mit einem Infizierten in der Vergangenheit Kontakt hatte, bekommt automatisch eine SMS vom Staat – mit der Anweisung, in Quarantäne zu gehen.

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Tschechien hat eine eigene App, die jedem Nutzer eine anonyme Kennung zuweist und vor Infizierten in der Nähe warnt. In Polen gibt es eine Pflicht-App für Träger des Virus, die die Einhaltung häuslicher Quarantäne überwachen soll. Nachteil all dieser Einzellösungen: Sie tauschen die Daten nicht mit anderen Programmen aus. Doch je mehr Nutzerdaten zur Verfügung stehen, desto genauer lässt sich die Ausbreitung eines Virus nachverfolgen. 

Europäische Corona-App soll Nutzer vor Infektion warnen

Deshalb plädiert die Bundesregierung entschieden für das gesamteuropäische Projekt „Pepp-PT“, das nach Ostern einsatzbereit sein soll. Es erinnert an die Lösung aus Tschechien, soll völlig anonym sein und im Einklang mit den strengen europäischen Datenschutz-Standards stehen.

Die App „Corona-Datenspende“ des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Die App „Corona-Datenspende“ des Robert-Koch-Instituts (RKI).

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„Pepp-PT“ steht für den Bandwurm-Namen „Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing“, auf Deutsch etwa „Gesamteuropäische Datenschutz-konforme Verfolgung von Nahkontakten“. Es ist ein Grundgerüst zur Entwicklung von Apps, die untereinander reibungslos Daten austauschen sollen. So kann jeder Staat eigene Apps entwickeln, die aber eng zusammenarbeiten – damit die Verfolgung von Infektionsketten nicht an Ländergrenzen aufhört.

So funktionieren die Corona-Apps mit „Pepp-PT“-Technik

Das Prinzip von „Pepp-PT“: Wer sich eine darauf basierende App herunterlädt, bekommt einen Zahlencode als Kennung. Dieser Code ändert sich immer wieder und lässt keine Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers zu. Während die App im Hintergrund läuft, registriert sie per Bluetooth die Codes anderer Handys, die sich für einen bestimmten Zeitraum im Umkreis von zwei Metern befinden – das ist der Bereich, in dem eine Übertragung des Virus möglich ist.

Wird nun ein App-Nutzer positiv getestet, bekommen alle anderen Nutzer, die in der letzten Zeit in dessen Nähe waren, eine Warnung – und die Aufforderung, sich ebenfalls testen zu lassen.

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In Hamburg findet diese Idee nun Anklang. „Das kann eine Möglichkeit sein, eine Infektionskette einzugrenzen“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher am Dienstag im Rahmen der Landespressekonferenz.

Apps gegen Corona: Bundesregierung setzt auf europäische Lösung

Die App-Technologie gehöre zu dem Paket, das die Bundesländer gemeinsam mit der Bundesregierung nach Ostern besprechen werden. „Wenn die Daten nur aus Infektionsschutz-Gründen genutzt werden, habe ich keine Bedenken“, sagt er. Die App müsse jedoch zuverlässig sein, weil eine falsche Sicherheit Probleme mit sich bringen würde.

Das Robert Koch-Institut (RKI), das an der Entwicklung einer deutschen Pepp-PT-App beteiligt ist, hat parallel dazu bereits ein eigenes Programm fertiggestellt: Die „Corona-Datenspende“ funktioniert mit Hilfe von Fitness-Armbändern und Smartwatches.

„Corona-Datenspende“: App des RKI misst Puls und Schlafdauer 

Das RKI will sich zunutze machen, dass Smartwatches und Fitness-Armbänder unter anderem den Ruhepuls sowie Informationen zum Schlaf und dem Aktivitätsniveau ihrer Nutzer aufzeichnen können. „Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich. Daher können auch typische Covid-19-Symptome wie Fieber durch die App erkannt werden“, erläuterte das Institut.

Die am Dienstag vorgestellte App soll – anders als Pepp-PT-Programme – nicht der Nachverfolgung von Kontaktpersonen dienen, betonte das RKI. Sie solle aber helfen, Infektionsschwerpunkte besser zu verstehen. Ortungs- und Standortdaten aus den Geräten würden nicht abgefragt.

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